Lewandowskis Unfall & Müllers Tanz Guardiolas FC Bayern ist erleichtert
14.04.2016, 09:46 Uhr
Da freut er sich: Josep Guardiola in Lissabon.
(Foto: dpa)
Auch ohne groß zu glänzen, erreicht der FC Bayern zum fünften Mal in Folge das Halbfinale der Champions League. Und nun? Will Trainer Josep Guardiola in seinem letzten Jahr bei den Münchnern endlich seine Mission erfüllen.
Tore: 1:0 Jimenez (27.), 1:1 Vidal (38.), 1:2 Thomas Müller (52.), 2:2 Talisca (76.)
Benfica Lissabon: Ederson - Almeida, Lindelöf, Jardel, Eliseu (88. Jovic) - Fejsa, Sanches - Salvio (68. Talisca), Pizzi (57. Guedes), Carcela-Gonzalez - Jimenez. - Trainer: Vitoria
FC Bayern München: Neuer - Lahm, Kimmich, Martinez, Alaba - Alonso (90. Bernat) - Vidal, Thiago - Costa, Thomas Müller (84. Lewandowski), Ribery (90.+2 Götze). - Trainer: Guardiola
Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)
Zuschauer: 63.235
Torschüsse: 9:15
Ecken: 3:6 - Ballbesitz: 31:69 Prozent
Als es geschafft war, zeigte Thomas Müller, nun ja, Tanzbewegungen, die mit unorthodox einigermaßen treffend beschrieben sind. Und überhaupt feierten die Spieler des FC Bayern nach dem Schlusspfiff im Estádio da Luz durchaus ausgelassen. Diese Szenen am späten Mittwochabend ließen darauf schließen, wie erleichtert die Münchner nach den intensiven und kurzweiligen 90 Minuten in Lissabon waren. Nach der Auslosung hatten viele Experten geunkt, Benfica sei ein Freilos für den deutschen Fußballmeister in diesem Viertelfinale der Champions League. Doch die Portugiesen erwiesen sich in den beiden Duellen als äußerst hartnäckiger Gegner. "Gegen eine gute Mannschaft sind wir einen Tick besser gewesen. Vor allem sind wir in schwierigen Situationen ruhig geblieben, haben unser Spiel weitergespielt. Die Mannschaft hat Siegermentalität bewiesen", sagte Sportvorstand Matthias Sammer.
Es hat noch einmal gereicht, der FC Bayern steht unter den besten vier Mannschaften der europäischen Königsklasse, zum fünften Mal hintereinander. "Ich bin sehr glücklich. Wir sind da, wo wir in den letzten zwei Jahren auch waren - im Halbfinale von Champions League und DFB-Pokal. Ich hoffe, diesmal können wir einen Schritt mehr machen", sagte Trainer Josep Guardiola und strahlte, als hätten er und seine Eleven tatsächlich schon etwas gewonnen. Der Spanier hatte, wie so oft, für eine Überraschung gesorgt - und Robert Lewandowski, seinen besten Torjäger, auf der Bank gelassen. Für den Polen übernahm Thomas Müller den Job in der Angriffsmitte. Während der Partie wurde dann publik, dass Lewandowski am Sonntag unverschuldet in einen Autounfall verwickelt war, der mit einem Schaden von 25.000 Euro endete.
Die Bayern bleiben ruhig
Auf dem Rasen des im EM-Final-Stadions von 2004 lief für die Münchner zunächst nicht alles nach Plan. Zwar dominierten sie mit ihrem Ballbesitzfußball die Partie, doch in Führung gingen, vom Publikum enthusiastisch angefeuert, nach einer knappen halben Stunde mit ihrer ersten Offensivaktion die Portugiesen. Bei dem Flugkopfball des Mexikaners Raul Jimenez sah der deutsche Nationaltorwart Manuel Neuer nicht gut aus, er faustete daneben. Doch die Münchner bleiben ruhig und ließen sich nicht anstecken von der aufgeputschten Stimmung. "Das Stadion ist seinem Ruf gerecht geworden. Die Stimmung war super. Das Spiel war intensiv und zwischenzeitlich sehr knapp. Aber insgesamt waren wir die bessere Mannschaft und sind verdient weitergekommen," befand Müller.
Nur zehn Minuten lang mussten sich die Fans der Bayern etwas Sorgen machen, dann erzielte Arturo Vidal per Volleyschuss das 1:1. Der Chilene ist derzeit in blendender Verfassung und zeigt, warum die Münchner ihn vor der Saison von Juventus Turin losgeeist hatten. Schon im Hinspiel hatte er das 1:0 erzielt. "Diese K.o-Spiele gefallen mir. Ich fühle mich derzeit richtig gut. Benfica hat uns insgesamt überrascht durch ihr Auftreten. Ich mache alles, um der Mannschaft zu helfen und unsere Ziele zu erreichen. Ich hoffe, dass ich weiter Tore schießen und der Mannschaft helfen kann." Lob gab es auch vom Kollegen Neuer: "Arturo wirft sich in jeden Ball hinein und ist zweikampfstark. Auch nach vorne setzt er immer wieder Impulse und erzielt jetzt sogar wichtige Tore. Er ist ein Mann für die großen Spiele."
Apropos Erleichterung: Nach dem 2:1 durch Müller, dass Verteidiger Javi Martinez per Kopf vorbereitet hatte, stürmte die gesamte Mannschaft Richtung Bank und feierte mit denen, die nicht oder nur zeitweise mitspielen durften. Und Trainer Guardiola herzte seinen Co-Trainer Domenec Torrent. Dass dem eingewechselten Anderson Talisca eine Viertelstunde vor dem Abpfiff mit einem sehenswerten Freistoß noch der Ausgleich für Benfica gelang, fiel da nicht ins Gewicht. Was nun zählt, ist die Auslosung, die die Uefa am Freitag im schweizerischen Nyon veranstaltet. Zur Auswahl stehen, neben dem FC Bayern, Real Madrid, Manchester City und Atletico Madrid. Besonders lustig wäre es, träfen die Münchner auf ManCity, also auf den Verein, für den Guardiola in der kommenden Saison arbeitet. Für Kapitän Philipp Lahm ist das allerdings weniger ein Thema: "Jetzt stehen wir zum fünften Mal in Folge im Halbfinale - unglaublich! Wenn man unter den letzten vier Mannschaften in Europa steht, will man natürlich mehr. Es ist noch nicht zu Ende."
Quelle: ntv.de