Fehlende Eigenverantwortung? Ibiza-Trip sorgt bei Bayern intern für Ärger
03.05.2022, 19:38 Uhr
Julian Nagelsmann, unbegeistert.
(Foto: IMAGO/HJS)
Große Teile des Kaders des FC Bayern reisen nach einer Pleite gegen Mainz 05 nach Ibiza. Der Trip sorgt in der Liga für Ärger, der FC Bayern verteidigt ihn nach außen. Doch intern bewertet man den Ausflug wohl kritischer.
Sportvorstand Hasan Salihamidzic verkaufte die umstrittene Ibiza-Reise des Bayern-Kaders nach dem schwachen Auftritt beim FSV Mainz 05, bei dem der alte und neue Meister mit viel Glück einer deutlicheren Pleite als dem 1:3 entgangen war, noch tapfer als "teambildende Maßnahme". Die Spieler hätten den Klub "vergangene Woche darüber informiert, dass sie die beiden trainingsfreien Tage in der Gruppe auf Ibiza verbringen möchten", sagte Salihamidzic auf Anfrage von Münchner Medien. Mit Ausnahme von Kapitän Manuel Neuer, Weltmeister Thomas Müller und einer Handvoll anderer Profis hatte sich der Kader auf die Insel verabschiedet, um sich mit ein paar sonnigen Tagen für die zehnte Meisterschaft in Serie zu belohnen.
Zu Hause, also in der Bundesliga, rauchte es da schon arg: "Nach diesem Spiel geht das schon mal gar nicht", schimpfte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bei Sky90, "nicht nur wegen den Spielern, auch wegen der Außendarstellung". Die Anhänger der Münchner ärgerten sich über die Leistung der Mannschaft, "und dann fahren die Spieler in den Urlaub". An Trainer Julian Nagelsmanns Stelle hätte er "härter" durchgegriffen und die beiden freien Tage gestrichen.
Und Nagelsmann, so schreibt der "Kicker", sei auch alles andere als begeistert gewesen von dem Trip, über den Teammanagerin Kathleen Krüger ihn und sein Trainerteam am Donnerstag vor dem Mainz-Spiel informiert hätte. Wenig begeistert und überrascht sei Nagelsmann gewesen über den Trip mitten im Saisonendspurt, in dem es für seine Mannschaft freilich um nichts mehr geht. Dennoch habe der Trainer "deutlich mehr auf die Eigenverantwortung seiner Spieler gesetzt", heißt es im "Kicker".
"... aber nicht drei Wochen lang"
Pikant und für den Wettbewerb problematisch ist der Trip und der nach der Mainz-Pleite angenommene Spannungsabfall im Kader des Rekordmeisters, weil er am 33. Spieltag noch überaus aktiv in den Abstiegskampf eingreift: Am Sonntag (17.30 Uhr/ DAZN und im Liveticker auf ntv.de) empfängt der FC Bayern den VfB Stuttgart. Die Schwaben stehen aktuell auf Relegationsplatz 16, vier Punkte hinter Hertha BSC.
Dessen Trainer Felix Magath echauffierte sich denn auch besonders deutlich über den Ausflug während der Saison: "Ich würde so etwas auf jeden Fall nicht erlauben", sagte er, der sich angeblich und im ureigenen Interesse um die Ernsthaftigkeit der Münchner an den verbleibenden zwei Spieltagen sorgt. So etwas wie diese Reise "käme mir nicht in den Sinn. Mal sehen, wie es weitergeht. Einmal ist eine Meisterfeier ja verständlich, aber nicht drei Wochen lang." Es gehe schließlich für alle Mannschaften noch "bis zum letzten Spieltag" um wichtige Punkte.
Salihamidzic beeilte sich, den abstiegskämpfenden Hauptstädtern zu versichern: "Es ist völlig klar", dass sich "unsere Spieler" gegen den VfB "mit der sie auszeichnenden Professionalität und fußballerischen Stärke voll einsetzen werden, um unseren Fans mit einem Sieg einen schönen Saisonabschluss als deutscher Meister im eigenen Stadion zu schenken." Und Hertha BSC damit auf dem Weg zum Klassenerhalt tatkräftig zu unterstützen. Das allerdings sagte Salihamidzic nicht.
Quelle: ntv.de, ter