"Nicht das, was wir wollten" Klopp und Tuchel taumeln in Königsklasse
07.11.2018, 14:55 Uhr
Das Lachen ist Jürgen Klopp nach der Pleite gegen Belgrad vergangen.
(Foto: REUTERS)
In der Todesgruppe C der Champions League sind gleich zwei deutsche Top-Trainer vertreten. Jürgen Klopp und Thomas Tuchel bekommen den Druck mit dem FC Liverpool und Paris St. Germain nun zu spüren - ihnen droht das frühzeitige Aus.
Sein markantes Lachen war Jürgen Klopp gründlich vergangen. Der Teammanager des FC Liverpool wirkte nachdenklich, bevor er mit ernsthaften Sorgen im Gepäck in den Flieger kletterte. "Wir haben einen langen Heimflug und genug Zeit, um über diese Dinge nachzudenken", sagte Klopp. Das völlig unerwartete 0:2 in der Champions League bei Roter Stern Belgrad trifft die Reds mit voller Wucht, der Einzug in die K.o.-Runde hängt plötzlich am seidenen Faden. Was alles schief lief am Dienstagabend, wurde Klopp gefragt. "Ich habe nur zehn Finger", entgegnete der 51-Jährige. Seine "Jungs" seien "sehr enttäuscht, ich bin sehr enttäuscht".
Zwar führt Liverpool die Tabelle der Todesgruppe C vor dem punktgleichen SSC Neapel (6 Zähler) und Paris St. Germain (5) weiter an. Doch in den verbleibenden zwei Spielen - zunächst in Paris, dann an der Anfield Road gegen Neapel - muss Liverpool liefern. Zumal auch Außenseiter Belgrad (4), das seinen ersten Sieg in der Königsklasse seit 1992 feierte, noch im Rennen ist. "Wir werden mit 100 Prozent in die beiden Spiele gehen, aber ich habe in diesem Moment keine Message", sagte Klopp kleinlaut und gestand: "Wir sind beeindruckt. Das ist nicht das, was wir wollten." Vor allem die Auswärtsschwäche wird zunehmend zum Problem: Die saisonübergeifend inzwischen drei Auswärtsniederlagen in Serie sind für die Reds die schwächste Bilanz auf fremden Plätzen in Europas wichtigstem Vereinswettbewerb seit 1979.
Tuchel: "Es wird sehr hart"
Noch ein bisschen kniffeliger als für Klopp ist die Situation für Thomas Tuchel und sein Starensemble von Paris St. Germain. Nach dem 1:1 in Neapel benötigt das sündhaft teure Team um Weltmeister Kylian Mbappé und Neymar gegen Liverpool zwingend einen Heimsieg, ansonsten hat es das Weiterkommen nicht mehr in der eigenen Hand. "Die Gruppe ist sehr, sehr eng, und es ist wirklich schwierig", sagte Tuchel und stellte seine persönliche Rechnung für das Achtelfinale vor: "Wir haben noch zwei Spiele und können beide gewinnen. Es wird sehr hart und schwer, aber es ist möglich." Möglich ist es - doch auch in Neapel blieb Paris die Klasse eines möglichen Königsklassen-Champions schuldig. Nach einer starken ersten Halbzeit und der Führung durch den ehemaligen Münchner Juan Bernat (45.+2) gelang PSG im zweiten Abschnitt nicht mehr viel. Im Gegenteil: Durch den verdienten Ausgleichstreffer von Lorenzo Insigne (62.) hat Neapel, das am nächsten Spieltag Belgrad empfängt, plötzlich alle Chancen.
Über den Elfmeter-Pfiff, der zum Ausgleichstreffer führte, ärgern sich die Verantwortlichen bei PSG zwar, das Urteil der Schiedsrichter-Experten von "Collinas Erben" ist allerdings eindeutig: Der Strafstoß war berechtigt. José Callejón habe zwar beim Pass von Insigne im Abseits gestanden, allerdings habe Thiago Silva von PSG versucht, den Ball abzufangen. Damit sei Callejóns Abseitsstellung aufgehoben, "weil es sich um ein 'deliberate play' von Thiago Silva handelt, also um ein absichtliches, bewusstes Spielen des Balles." Fazit: "Callejón hat den Ball aus dem Zuspiel eines Gegners erhalten, das ist alles, was hier von Bedeutung ist", erklärte Alex Feuerherdt.
Brisanter war da die zweite Szene, über die sich die Verantwortlichen bei PSG aufregen. In der 72. Minute wurde Ex-Bayern-Profi Juan Bernat durch Nikola Maksimovic im Strafraum zu Fall gebracht. Schiedsrichter Kuipers verweigerte ihm jedoch den Strafstoß. "Das war einfach ein Foulspiel", urteilte Feuerherdt. "Der Ball wird nicht gespielt und durch das Beinstellen kommt Bernat zu Fall." Den von PSG-Klubboss Nasser Al-Khelaifi geforderten Videobeweis gibt es nun einmal nicht in der Champions League. Und so könnte es am Ende der Vorrunde tatsächlich einen der beiden deutschen Top-Trainer erwischen. Vorher treffen sie am 28. November (21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im direkten Duell aufeinander.
Quelle: ntv.de, ara/sid