Ronaldo trifft nicht mehr Kriselndes Real "blutet" im Titelkampf
19.11.2017, 13:43 Uhr
Für Sergio Ramos verlief der Abend doppelt bitter - kein Sieg, dafür aber eine lädierte Nase.
(Foto: imago/Cordon Press/Miguelez Sports)
Eine Nullnummer im Madrid-Derby lässt den Abstand des FC Barcelona auf Real Madrid in der Primera Division auf zehn Punkte steigen. Real klammert sich an Durchhalteparolen - und sorgt sich um seinen Torgaranten mit Ladehemmung, Cristiano Ronaldo.
Toni Kroos will die spanische Meisterschaft noch nicht abschreiben. Der Blick auf die vergangenen Jahre lehre: "Wir dürfen nicht aufgeben, schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt." Allerdings, betonte der deutsche Weltmeister in Diensten von Real Madrid, sei es "nicht zu erwarten", dass der große Rivale FC Barcelona "wie Dortmund in der Bundesliga in fünf Spielen nur einen Punkt holt". Denn nur bei einer solchen Schwächephase des souveränen Tabellenführers dürfte Real noch hoffen.
Nach dem 0:0 im hitzigen, teilweise überhart geführten Stadtderby bei Atletico mit vielen strittigen Strafraumszenen beträgt Reals Rückstand auf Barcelona zehn Punkte - nach nur zwölf Spieltagen. In der Saison 2015/16, gab Kroos zu bedenken, hatten die Königlichen nach 29 Runden sogar zwölf Punkte Rückstand, "am Ende war's einer". Meister wurde also Barca, und die Statistik spricht dafür, dass es 2018 wieder so sein wird. Zehn Punkte zurück - und doch noch Champion? Das gelang keinem Klub. Den Rekord hält Barcelona: Sie holten 1999 neun Zähler auf Mallorca auf.
"Es war ein Krieg"
Madrid, stänkerte das katalanische Blatt "Sport", sei "raus aus dem Kampf" um den Titel. "Es war ein Krieg", schrieb "AS" aus Madrid über das Derby, "und gewonnen hat: Barca. Es war ein schwarzer Samstag." Auch Reals Hausblatt "Marca" sah Barcelona als "Derbysieger", Trainer Zinedine Zidane hielt sich an Durchhalteparolen fest. "Zehn Punkte sind viel", sagte er, aber: "Wir werden weitermachen und daran glauben, dass im Fußball alles möglich ist." Barcelona werde nicht jedes Spiel gewinnen, "dann müssen wir da sein".
Wir, das ist bis auf Weiteres wohl eine Mannschaft ohne Kapitän: Sergio Ramos musste mit einem Nasenbeinbruch zur Pause raus, Atleticos Lucas Hernandez hatte ihn bei einer Abwehraktion im Gesicht getroffen. Ramos' blutendes Gesicht war Sinnbild eines angeschlagenen Klubs, der mögliche Elfmeterpfiff blieb jedoch aus - wie in weiteren fünf (!) strittigen Szenen im Atletico-Strafraum. Auch Kroos bekam Atleticos Härte zu spüren, Stefan Savic sah für sein brutales Einsteigen gegen ihn nur Gelb. Schiedsrichter David Fernandez Borbalan habe "seine Arbeit gemacht", sagte Zidane lapidar.
Ter Stegen habe "magische Hände"
Stärker beunruhigen dürfte ihn die Liga-Krise von Cristiano Ronaldo. Der Superstar sei "nicht wiederzuerkennen", schrieb "AS", auch im Derby gab er den Chancentod. 55 Schüsse gab er bei acht Einsätzen ab, Ertrag: ein Tor. Mit Ronaldo schwächelt die ganze Offensive: gelangen in der Meistersaison im Schnitt noch 2,79 Tore/Spiel, sind es jetzt 1,83. Die Konsequenz: Real ist so weit weg von der Spitze wie seit 1995/96 nicht mehr.
Dabei überzeugte auch Barca nicht vollends. Das 3:0 (1:0) bei CD Leganes hatten die Katalanen den Toren von Luis Suarez (28./60.) und Paulinho (90.) sowie einem überragenden Marc-Andre ter Stegen zu verdanken, der zum achten Mal zu Null hielt. "Sport" schwärmte von den "magischen Händen" des Nationaltorwarts, der sieben Paraden zeigte. Ter Stegen selbst lobte "Bestie" Suarez und meinte: "Wir haben viel Qualität, können in jedem Moment treffen. Das gibt uns Ruhe."
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid