So läuft der Kampf ums EM-Ticket Löw beschwört gegen Georgien das Triple-N
29.03.2015, 10:14 Uhr
Bundestrainer Joachim Löw hat keine Zweifel an einem Erfolg in Georgien.
(Foto: dpa)
Australien ist abgehakt. Heute gilt es für Bundestrainer Löw und sein Team. Gegen Georgien geht's um wichtige Punkte für die EM-Qualifikation. Während ein Fan-Reporter süße Träume hat, kennt Löw den Schlüssel zum Sieg.
Worum geht’s?
Es geht, welch' Überraschung, um die Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr in Frankreich. Die Begegnung gegen Georgien in deren Hauptstadt Tiflis (ab 18 Uhr im n-tv-Live-Ticker) leitet das Pflichtspieljahr für den Weltmeister ein. In noch sechs ausstehenden Quali-Duellen muss das Team von Bundestrainer Joachim Löw die nötigen Punkte einfahren, um sich für die kontinentale Meisterschaft zu qualifizieren - direkt oder über den Umweg K.o.-Runde. Und es ist doch irgendwie verrückt: Der Weltmeister ist beim Weltranglisten-126. richtig gefordert.
Die Höhepunkte des Spiels der DFB-Elf in Georgien zeigt n-tv am Sonntag ab 23.05 Uhr in einer einstündigen Sendung - mit Analysen und Interviews. Dazu berichtet der Sender exklusiv über die anderen Spiele EM-Qualifikation, unter anderem über das Topspiel der deutschen Gruppe D zwischen Irland und Polen, über den Auftritt Portugals gegen Serbien und über das Testspiel Frankreich gegen Dänemark.
Eine Niederlage - jaja, die ist nicht völlig ausgeschlossen - wäre auf dem Weg nach Frankreich so richtig doof und unpassend. Zwar spielen mit Polen und Irland der Erst- und Zweitplatzierte der deutschen Gruppe an diesem Spieltag gegeneinander. Doch ist im dritten Duell der Sechser-Schar nicht zu erwarten, das die Schotten, punktgleich mit Deutschland (jeweils 7 Punkte) gegen Gibraltar etwas liegen lassen. Es droht im schlechtesten Fall ein Absturz auf Platz vier, dann nur noch knapp vor dem heutigen Gastgeber. Was noch in den 90er Jahren das bloße Erfüllen einer Pflichtaufgabe war, ist heute Abend also eine Kraftprobe für die Nationalmannschaft, die nur einen Ausgang erlaubt: drei Punkte für Joachim Löw und seine Mannschaft. Und so zieht der Bundestrainer vor dem Spiel zumindest rhetorisch schon einmal die Zügel deutlich an und lässt selbst klitzekleine Zweifel an einem Punktverlust nicht aufgekommen. Als ihm ein Fanreporter im deutschen Mannschaftshotel von seinem Traum berichtet, dass die Georgier im mit 54.549 Zuschauern ausverkauften "Boris Paichadze Dinamo Arena" ein 1:1 erreichen würden, konterte Löw ganz gelassen: "Das ist ein Alptraum, das wird nicht passieren. Wir werden im Vergleich zum Australien-Spiel noch mal hochfahren."
Wie stehen die Vorzeichen?
Um sich die Leistungsfähigkeit des deutschen Gegners einmal zu vergegenwärtigen, lohnt sich ein Blick in die Rangliste des internationalen Fußballs. Dort stehen die Auserwählten von Joachim Löw derzeit auf Platz eins, gefolgt von Argentinien, Kolumbien, Belgien, den Niederlanden und Brasilien. Das ist doch ein ganz erlesenes Verfolgerfeld. Georgien hingegen liegt 125 Plätze hinter der DFB-Elf, knapp hinter Liechtenstein, gleichauf mit Burundi und nur wenige Punkte vor dem selbst Stadt-Land-Fluss-Begeisterten nur wenig bekanntem Inselstaat Aruba - der ist übrigens Mitglied der Kleinen Antillen in der südlichen Karibik, 25 Kilometer nördlich von Venezuela. Aber das nur nebenbei. Deutschland ist heute Abend der haushohe Favorit und der Bundestrainer weiß genau worauf es ankommt, wenn Schiedsrichter Clément Turpin das Spiel pünktlich um 18 Uhr anpfeift. "Das alles Entscheidende ist, dass wir drei Punkte mitnehmen." Und um direkt allen in Wartestellung und auf ein Fußball-Fest lauernden Nörglern den Wind aus den Segeln zu nehmen, lobt Löw den Gastgeber präventiv schon mal hoch und beschwört das Triple-N: "So eine Mannschaft muss man erst einmal niederringen, niederspielen, niederkämpfen und in die Knie zwingen. Das wird nicht ganz einfach werden."
Wie ist die DFB-Elf drauf?
Die Höhepunkte des Spiels der DFB-Elf in Georgien zeigt n-tv am Sonntag ab 23.05 Uhr in einer einstündigen Sendung - mit Analysen und Interviews. Dazu berichtet der Sender exklusiv über die anderen Spiele EM-Qualifikation, unter anderem über das Topspiel der deutschen Gruppe D zwischen Irland und Polen, über den Auftritt Portugals gegen Serbien und über das Testspiel Frankreich gegen Dänemark.
Nun, um die Form der deutschen Auswahl treffend zu beschreiben, lassen sich am besten zwei Worte benutzen, mit denen wirklich niemand etwas anfangen kann: so mittel. Gegen Australien probierte der Bundestrainer einiges aus. Vor allem sein Experiment mit Dreierkette vor Keeper Ron-Robert Zieler ging nicht auf. Das Test-Trio Shkodran Mustafi, Benedikt Höwedes und Holger Badstuber wirkte regelmäßig derangiert und so erspielten sich die Gäste aus "down under" eine Menge guter Gelegenheit heraus. Doch was in der Abwehr so gar nicht souverän wirkte, sah in der Offensive häufig ganz gut aus. Über den Bayer Mario Götze und den Dortmunder Marco Reus kombinierten sich die Deutschen immer wieder ganz geschmeidig in und durch des Gegners Hälfte. Einzig die Konsequenz im Abschluss fehlte. Das muss besser werden. Und damit es gegen die Osteuropäer besser wird, hat der Bundestrainer ein paar Kreativlinge gegen Australien geschont. So dürften mit Thomas Müller und Toni Kroos zwei Spieler von Beginn an auflaufen, die für intelligente Momente und Torgefahr stehen. Hinzu kommt Bastian Schweinsteiger, der als Kapitän im zentralen Mittelfeld für die richtige Balance zwischen Angriff und Verteidigung sorgen soll. Und weil Deutschland eben diese Alternativen hat, bleibt Keeper Manuel Neuer, der nach überstandener Verletzung wieder mitmachen kann, ganz gelassen: "Wir machen uns jetzt nicht verrückt. Wir sind lang genug dabei und haben erfahrene Spieler. Wir werden uns qualifizieren."
Wie läuft's bei Georgien?
Die Zeiten, als die Freiburger Connection mit Lewan Kobiaschwili, Lewan Zkitischwili, Alexander Iaschwili und Tobias Willi - ach ne, der war ja Deutscher - noch das Nationaltrikot überstreiften und mit schönen Kurzpassspiel begeisterten, sind vorbei. Aktuell steht es sogar ziemlich schlecht um den georgischen Fußball. "Zuletzt ist vieles in die falsche Richtung gelaufen", erklärte der ehemalige Bundesliga-Profi Kobiaschwili gegenüber dem "Kicker". Platz drei in der Qualifikationsgruppe sei das Ziel gewesen, doch dies "schon fast weg", urteilt der 37-Jährige vor dem Duell gegen Löws Männer. Die Probleme des gastgebenden Teams liegen in der Offensive. Vier Tore hat die Mannschaft des neuen Cheftrainers und ehemaligen Frankfurters Kakhaber Tskhadadze bislang in vier Partien erzielt, alleine drei allerdings gegen den Gruppenzwerg Gibraltar. Das ist mächtig dünn für höhere Ambitionen.
Der Star der aktuellen Mannschaft hat früher mal in Deutschland gekickt, dürfte aber trotzdem nur eingeweihten Bundesliga-Kennern bekannt sein. Unter Schleifer Felix Magath schaffte der mittlerweile 24-Jährige Lewan Kenia im Frühjahr 2009 den Sprung in die Schalker Stammelf - allerdings nur für elf Spiele, dann warf ihn eine Sprunggelenkverletzung weit zurück. Nach einem kurzen Ausflug zu Zweitligist Fortuna Düsseldorf kickt er inzwischen für den tschechischen Spitzenklub Slavia Prag.
War sonst noch was?
Die Geschichte des georgischen Fußballs ist noch sehr jung. Nach dem Austritt aus der sowjetischen Liga wurde der nationale Verband erst 1990 gegründet. Zwei Jahre später trat er der Uefa und der Fifa bei. Bislang gab es drei Aufeinandertreffen mit der deutschen Nationalmannschaft. Alle drei Partien gingen an den DFB. Das erste Match gab es übrigens vor genau 25 Jahren, am 29. März 1995 in Tiflis. Deutschland gewann unter der Regie von Berti Vogts vor 75.000 frenetischen Fans mit 2:0, beide Treffer erzielte Jürgen Klinsmann. Sein Gegenspieler damals war übrigens unter anderem Kakhaber Tskhadadze. Kein so ganz schlechtes Omen.
Quelle: ntv.de