Fußball

So läuft das Spiel gegen Schottland Löw erteilt Pfeifverbot, Götze bleibt cool

Bundestrainer Joachim Löw verbildlicht die Leistungssteigerung, die für seine Fußball-Weltmeister gegen Schottland nötig ist.

Bundestrainer Joachim Löw verbildlicht die Leistungssteigerung, die für seine Fußball-Weltmeister gegen Schottland nötig ist.

(Foto: dpa)

Nach der missglückten Party gegen Argentinien startet die DFB-Elf gegen Schottland in die EM-Qualifikation. Der Bundestrainer verbittet sich Pfiffe, Götze ist immer noch Weltmeister - und Podolski lobt nicht die Fans in Dortmund.

Worum geht’s?

Deutschland - Schottland, 20.45 Uhr

Deutschland: Neuer - Rüdiger, Höwedes, Boateng, Durm - Kramer, Kroos - Müller, Reus, Schürrle - Götze. - Trainer: Löw

Schottland: McGregor - Hutton, Hanley, R. Martin, Whittaker - D. Fletcher, McArthur - Maloney, Morrison, Bannan - Naismith. - Trainer: Strachan

Schiedsrichter: Moen (Norwegen)

Wer die dann doch deutliche Niederlage am Mittwoch gegen Argentinien gesehen hat, könnte sich Sorgen machen, ob die deutschen Fußball-Weltmeister motiviert genug sind, um auch in den Niederungen des post-brasilianischen Alltags zu reüssieren. Völlig ohne Grund allerdings - wenn es nach den Spielern geht. Die haben nämlich noch in Düsseldorf Stein und Bein geschworen, dass heute gegen Schottland (ab 20.45 Uhr auf RTL und im Liveticker bei n-tv.de) alles ganz anders wird. Schließlich ist die Partie im Dortmunder Westfalenstadion der Auftakt zur EM-Qualifikation. Der Schalker Benedikt Höwedes versprach: "Wir werden ein vernünftiges Spiel machen." Dortmunds Matthias Ginter assistierte: "Diese Spiele kann man nicht vergleichen, das wird ein komplett anderes Spiel." Auch Neu-Madrilene Toni Kroos gab sich sorgenfrei: "Wir werden auch in Zukunft eine Abwehr stellen, die fest steht. Schon am Sonntag wird man sehen, dass wir da weniger zulassen." Klubkollege Erik Durm sagte: "Wir wissen, dass wie Fehler gemacht haben. Wir werden das abstellen. Am Sonntag gilt’s." Und der polyglotte Lukas Podolski erklärte den schottischen Journalisten die Lage nach dem 1:4 gegen Argentinien so: "Important is to win the game on Sunday."

Wie stehen die Vorzeichen?

Dank Uefa-Chefreformer Michel Platini ist der Weg zur EM 2016 ein Spaziergang, nicht nur für einen Fußball-Weltmeister wie Deutschland.

Dank Uefa-Chefreformer Michel Platini ist der Weg zur EM 2016 ein Spaziergang, nicht nur für einen Fußball-Weltmeister wie Deutschland.

(Foto: dpa)

In zwei Jahren spielen die Fußballer in Frankreich ihren kontinentalen Meister aus. Vorher gilt es, sich zu qualifizieren. Das war, mit Verlaub, niemals einfacher. Grund ist der neue Modus. Die Uefa hat beschlossen, das Turnier 2016 erstmals mit 24 statt mit 16 Mannschaften austragen zu lassen. Von 53 Mitgliedsverbänden, die in acht Gruppen mit sechs Teams und einer mit fünf in Hin- und Rückspielen gegeneinander antreten, sind also knapp die Hälfte bei der Endrunde dabei. Das heißt: Der deutschen Mannschaft würde in der Sechsergruppe mit dem heutigen Gegner Schottland, Polen, Irland, Georgien und Gibraltar der zweite Platz reichen, um das Direktticket nach Frankreich zu lösen. Aber selbst wenn der DFB-Elf und ihrem Trainer Joachim Löw das nicht gelänge, würde das noch nicht das Aus bedeuten. Der beste Gruppendritte qualifiziert sich nämlich auch. Und die anderen acht Drittplatzierten ermitteln in jeweils zwei Playoffpartien die restlichen vier Teilnehmer. Sportlich ist das höchst zweifelhaft, die Kleinen aber freut’s. Sofern es die im Fußball überhaupt noch gibt.

Wie ist die DFB-Elf drauf?

Der Bundestrainer jedenfalls sieht kein Problem. "So lange die Motivation aus meinem Inneren herauskommt, habe ich Spaß an dieser Aufgabe." Also auch an dem Spiel heute. Und wie stets macht er das, was er machen muss, wenn seine Mannschaft der Favorit ist. Er warnt vor dem Gegner. "Die Schotten werden sich mit allem, was sie haben, uns in den Weg stellen." Was sie auszeichnet? "Hohe Motivation und großes Engagement, hohe Laufbereitschaft und große Körperlichkeit." Da trifft es sich doch gut, dass Jérôme Boateng sich zurückgemeldet hat. Der Münchner soll mit Höwedes der Innenverteidigung bilden. Als Außendienstmitarbeiter in der Viererkette ist links Durm vorgesehen, rechts könnte der Stuttgarter Antonio Rüdiger für den Dortmunder Kevin Großkreutz in die Startelf rücken. Mönchengladbachs Christoph Kramer, das ist der mit der Endspiel-Amnesie, und Kroos werden auf der Doppelsechs erwarten, davor im offensiven Mittelfeld spielen, von rechts nach links, der Münchner Thomas Müller, der Dortmunder Marco Reus und André Schürrle von FC Chelsea. Im Sturm will der Bundestrainer zwischen dem jüngst in Düsseldorf etwas glücklosen Rückkehrer Mario Gomez vom AC Florenz und Mario Götze vom FC Bayern wählen.

Wie läuft’s bei Schottland?

Schottland versucht neuerdings auch, "Fußball zu spielen". Das hat Bundestrainer Löw erkannt.

Schottland versucht neuerdings auch, "Fußball zu spielen". Das hat Bundestrainer Löw erkannt.

(Foto: dpa)

Bestens, nach allem, was man so hört. Schließlich bietet sich den Schotten dank der verwässerten Qualifikation die Chance, sich erstmal seit der WM 1998 - die übrigens in Frankreich stattfand - wieder für ein großes Turnier zu qualifizieren. Die Voraussetzungen scheinen nicht schlecht. Seit immerhin sechs Spielen ist die Mannschaft von Trainer von Gordon Strachan ungeschlagen. Und Löw attestierte: "Sie versuchen, Fußball zu spielen." Sollte ein Kompliment sein. Die Schotten schlagen nicht mehr nur den Ball lang und hoch nach vorne, sondern versuchen es nun mit schnellem und flachem Passspiel. "Sie haben gegen die WM-Teilnehmer USA und Nigeria jeweils Unentschieden gespielt und Kroatien zweimal geschlagen."

So mangelt es dem Gegner nicht an Selbstbewusstsein. Zumindest sagte Strachan, der die Mannschaft seit Januar vergangenen Jahre trainiert: "Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Spieler Angst haben. Ich freue mich schon lange auf das Spiel und ich spüre, dass sich auch das Team auf die Herausforderung freut." Im Kader hat er nur vier Spieler, die in Schottland unter Vertrag sind. Der Rest verdient sein Geld in der Premier League oder in der zweiten englischen Liga. Dann ist da noch Steven Naismith. Der Stürmer des FC Everton ist so etwas wie der Star des Teams. Und er ist gut in Form. Drei Tore erzielte er in den ersten drei Saisonspielen für seinen Klub.

War sonst noch was?

Ist das Fassade - oder ist Götze wirklich so cool? Wir wissen es nicht. Jedenfalls sagt er auf die Frage, ob der die Pfiffe der Dortmunder Fans fürchte: "Wir wollen denen möglichst was bieten." Unbestreitbar ist, dass er im WM-Finale zu Rio des Janeiro das Siegtor erzielt hat. Nur zählt das in Dortmund wenig, ist er doch im Sommer 2013 vom BVB zum FC Bayern nach München gewechselt. Das tragen sie ihm immer noch nach, jüngst beim Supercup pfiffen sie ihn aus. Der Bundestrainer fürchtet Unbill - und geht prophylaktisch in die Offensive: "Ich gehe davon aus, dass das deutsche Publikum ihn feiern wird." Löw mag nämlich keine Pfeifen. Also keine Zuschauer, die pfeifen. Hatte er schon nach dem 2:4 gegen Argentinien gesagt, als das in diesem Fall gar nicht so geneigte Publikum Gomez als Chancentod geschmäht hatte - worunter Gomez durchaus leidet.

Mittelfeldspieler Schürrle versuchte es auf die listige Tour: "Ich denke, dass das Dortmunder Publikum so schlau ist, unsere Mannschaft zu unterstützen. Wir sind immerhin der Weltmeister, der im eigenen Stadion spielt." Aber Sorgen machen sie sich schon. Was weniger für Podolski gilt, der sich auf die Partie freut. Auch wenn er anderswo noch ein wenig schöner ist, in Köln zum Beispiel. Ob denn das Publikum in Dortmund das begeisterungsfähigste in Deutschland sei, hatte ihn ein schottischer Kollege in Düsseldorf gefragt. Podolski fragte erst einmal höflich zurück: "What?" Und gab dann eine über jeden Zweifel erhabene Antwort: "After Cologne."

Quelle: ntv.de

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