"Justice for George"-Armbinde McKennie droht Ärger wegen Protestaktion
31.05.2020, 19:23 Uhr
Weston McKennie wollte mit der Aktion "auf ein Problem aufmerksam machen, das schon seit langem besteht".
(Foto: SVEN SIMON/ Anke Waelischmiller/)
Der Tod von George Floyd sorgt in den USA seit Tagen für landesweite Proteste. Als Zeichen gegen Rassismus trägt Schalke-Profi McKennie im Spiel gegen Bremen eine Armbinde. Nun prüft der DFB mögliche Konsequenzen, denn politische Botschaften auf dem Platz sind eigentlich verboten.
Die Bilder des brutalen Polizeieinsatzes in seinem Heimatland ließen Weston McKennie nicht los. "Wir müssen für das einstehen, woran wir glauben, und ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass wir gehört werden!", schrieb der US-Amerikaner von Schalke 04 bei Twitter. In Erinnerung an den bei dem Einsatz in Minneapolis getöteten Schwarzen George Floyd hatte der 21-Jährige während der zweiten Halbzeit der Partie gegen Bremen eine Armbinde mit der Aufschrift "Justice for George" (Gerechtigkeit für George) getragen.
Ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt, das aber den Deutschen Fußball-Bund beschäftigen wird. "Der Kontrollausschuss des DFB wird sich im Laufe der nächsten Tage dieser Angelegenheit annehmen und den Sachverhalt prüfen", sagte der Vorsitzende des Gremiums, Anton Nachreiner. Grundsätzlich erlauben die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der DFB keine politische Botschaften auf der Spielkleidung oder während der Partien. In der Vergangenheit wurde allerdings auch schon ein Auge zugedrückt - zumal die Verbände zahlreiche Kampagnen gegen Rassismus unterstützen.
Ein Foto von McKennie mit der Armbinde verbreitete der Revierclub selbst über einen offiziellen Twitter-Account in den USA, versehen mit dem Hashtag #JusticeforGeorge. "Meine Plattform nutzen zu können, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, das schon seit langem besteht, fühlt sich gut an!!!", schrieb der US-Nationalspieler.
Kontrollausschuss könnte Anklage erheben
In der "DFL-Richtlinie zu Spielkleidung und Ausrüstung" heißt es: "Politische und/oder andere Mitteilungen auf den Ausrüstungsgegenständen sind keinesfalls erlaubt." Im DFB-Regelwerk gibt es ähnliche Passagen. Der Schiedsrichter einer Partie verfügt allerdings nicht über Sanktionsmöglichkeiten. Das wäre die Aufgabe des DFB-Sportgerichts nach Anklageerhebung durch den Kontrollausschuss.
Vergleichbare Fälle gibt es. Anthony Ujah von Union Berlin zeigte 2014 noch als Spieler des 1. FC Köln ein T-Shirt mit der Aufschrift "I can't breathe" (Ich kann nicht atmen). Seinerzeit wurde Eric Garner auf ähnliche Weise getötet wie Floyd. "I can't breathe" wurde zum Motto der Protestbewegung, die zurzeit in den USA wieder aufflammt. Der DFB beließ es vor sechs Jahren im Fall Ujah bei einer Ermahnung und Erinnerung an das Verbot von politischen Statements.
Der Tod von Floyd bewegt derzeit die USA. Am Ende der Festnahme durch vier Beamte kniete ein weißer Polizist fast neun Minuten lang auf dessen Hals. Auch Floyd sagte: "I can't breathe", und starb an den Folgen des Einsatzes. Seitdem kommt es in Minneapolis und anderen Städten der USA zu massiven Protesten gegen Rassismus und Ausschreitungen. Auch zahlreiche US-Sportler äußerten sich wütend.
Am Sonntag sandte auch Marcus Thuram und Jadon Sancho eine Botschaft: Nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 beim 4:1 gegen Union Berlin sank der Gladbacher wie der frühere NFL-Star-Quarterback Colin Kaepernick auf ein Knie. Kaepernick war zur Symbolfigur der Proteste gegen Polizeigewalt vor allem gegenüber dunkelhäutigen US-Bürgern geworden. Sancho zog nach seinem Tor zum 2:0 gegen den SC Paderborn sein Trikot aus, auf dem Hemd darunter standen die Worte "Justice for George Floyd".
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/sid