Fußball

Jähes Ende eines Exzentrikers Nach Rauswurf in Wolfsburg schweigt Max Kruse trotzig

Niko Kovac (r.) hat keine Lust mehr auf Max Kruse.

Niko Kovac (r.) hat keine Lust mehr auf Max Kruse.

(Foto: IMAGO/Christian Schroedter)

Max Kruse hat beim VfL Wolfsburg keine Zukunft mehr. Nach nur acht Monaten endet seine zweite Zeit am Mittellandkanal mit einem Rausschmiss. Der 34-Jährige schweigt trotzig, seine Bundesliga-Karriere steht vor dem Ende. Zuspruch erhält er von einem seiner unzähligen Ex-Klubs.

Max Kruse lächelte am Samstagabend breit in die Kamera, fuhr mit hipper Umhängetasche und gemütlicher Jogginghose ganz lässig Aufzug. Dabei ist er mit seiner Achterbahn-Karriere erstmal knallhart im Kellergeschoss angekommen. Der exzentrische Starspieler werde für den VfL Wolfsburg "kein Spiel mehr" machen, betonte Trainer Niko Kovac unmissverständlich. Kruse habe "in Zukunft keine Rolle" beim Fußball-Bundesligisten.

Die knallharte Ausbootung des offensiven Freigeistes überstrahlte den ersten Saisonsieg der Niedersachsen bei Eintracht Frankfurt. "Wir haben gemeinsam die Entscheidung getroffen, dass uns der Max in unserer jetzigen Situation nicht hilft", betonte Kovac. Von Kruse kämen "keine Impulse", auch ein "konstruktives Miteinander" gehe vom etwas anderen Fußballprofi nicht aus.

"Wir müssen Spieler haben, die den 100-prozentigen Fokus auf ihren Job und ihre Aufgabe haben und einzig und allein darauf, dass wir aus dieser schwierigen Phase rauskommen", argumentierte Sportdirektor Marcel Schäfer. Anforderungen, die zu Kruse nicht passen. Der beschäftigt sich gerne mal mit ganz anderen Dingen, dazu soll er fitnessmäßig nicht auf Topniveau sein.

Kruse passt nicht zur neuen VfL-Philosophie

Doch neu ist das alles nicht. Kruse war noch nie der klassische Musterprofi, drückte immer seinen eigenen Charakter durch. Via Social Media lässt er die Menschen an seinem schillernden Leben mit Ehefrau Dilara teilhaben. Zuletzt hatte sich der Paradiesvogel wiederholt kritisch über seine Rolle bei den Wölfen unter Kovac geäußert. Seine Ausbootung ließ er bislang kommentarlos stehen, postete einzig das lässige Aufzugfoto.

Erst im Januar hatte ihn der VfL als großen Hoffnungsträger im Abstiegskampf von Union Berlin verpflichtet, sieben Tore gelangen dem leidenschaftlichen Pokerspieler in der Rückrunde. "Im Fußball kann es hier und da mal schnell gehen. Max hat uns in der letzten Rückrunde geholfen. Wir hatten einen Trainerwechsel, wo wir unser Motto ein Stück weit abgeändert haben", meinte Schäfer. Nun sehe man im Verein "Arbeit und Leidenschaft als Priorität" an.

Beim 1:0 (0:0) in Frankfurt durch den Treffer von Maxence Lacroix (60.) hatte Kruse bereits im Kader gefehlt, stattdessen war er mit seiner Frau in Berlin unterwegs. In den beiden Spielen zuvor stand er noch in der Startelf, konnte dabei kaum Akzente setzen. Der Angreifer sei über die Entscheidung "selbstredend nicht erfreut" gewesen, betonte Schäfer. Es sei "keine Entscheidung gegen einen. Sondern eine für die Mannschaft und die aktuelle Situation".

Flieht der "Zocker" aus Deutschland?

Kruse besitzt bei den Niedersachsen noch einen nach eigenen Angaben "hoch dotierten" Vertrag bis Saisonende. Diesen werde der Verein "respektieren", so Schäfer. Der 14-malige Nationalspieler dürfe weiter am Trainingsbetrieb teilnehmen. Das Transferfenster in den europäischen Topligen ist seit 1. September geschlossen, auch ein Wechsel in sein vermeintliches Wunschland USA ist derzeit ausgeschlossen.

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Kruse muss eine Entscheidung treffen. Seinen dicken Vertrag in Wolfsburg aussitzen oder auf der Zielgeraden der Karriere noch ein Abenteuer wagen? Transfers nach Katar, Australien oder Griechenland sind beispielsweise noch möglich. Seine beeindruckende Karriere in der Bundesliga scheint mit dem plötzlichen Aus in Wolfsburg wohl endgültig beendet.

Und das, obwohl er von seinem alten Arbeitgeber, Union Berlin, Unterstützung erhält. Vom "begnadeten Spieler" und "Zocker" schwärmend, sagte Oliver Ruhnert, der Manager der Eisernen, im ZDF Sportstudio: "Ich glaube, dass man Max Kruse immer hinbekommen kann. Man muss aber auch wissen, dass er ein Charakter ist, der seinen Kopf hat. Der letztendlich seine eigene Sicht auf die Dinge hat." Eine Sicht der Dinge, die an seinem Wolfsburger Ende nicht mehr von allen geteilt wurde.

Quelle: ntv.de, sue/sid

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