Leverkusen kann nicht gewinnen Rose nimmt Rache an Ex-Klub BVB, Bayern stolpert erneut
10.09.2022, 17:28 Uhr
Leipzig-Trainer Marco Rose feiert den herrlichen Treffer zum 2:0.
(Foto: IMAGO/Jan Huebner)
Unter der Woche wechselt RB Leipzig den Trainer. Der ehemalige BVB-Coach Marco Rose heuert an und nimmt in seinem ersten Spiel direkt Rache an enttäuschenden Dortmunder. Bayern München stolpert spät. Die Wölfe siegen ohne Max Kruse, für einen Trainer wird es eng.
Bayern München - VfB Stuttgart 2:2 (1:0)
Bayern München tritt nach dem dritten Unentschieden in Serie in der Bundesliga auf der Stelle und geht angeschlagen in das brisante Wiedersehen mit Robert Lewandowski. Der deutsche Rekordmeister kam gegen den VfB Stuttgart nicht über ein enttäuschendes 2:2 (1:0) hinaus. Gegen den FC Barcelona mit dem früheren Münchner Torgaranten Lewandowski muss am Dienstag in der Champions League eine deutliche Steigerung her.
Mathys Tel brachte die Bayern in Führung und verewigte sich im Alter von 17 Jahren und 136 Tagen als jüngster Torschütze in der Münchner Bundesliga-Historie (36.). Der eingewechselte Chris Führich egalisierte (57.) für den VfB, Jamal Musiala (60.) stellte den alten Abstand wieder her. Doch Neuzugang Serhou Guirassy (90.+2, Foulelfmeter) schockte die Münchner.
Trainer Julian Nagelsmann richtete in seiner Aufstellung alles auf Barcelona aus und brachte gleich sechs Neue. Leon Goretzka stand erstmals in dieser Saison in der Startelf. Dort standen auch Ausnahmetalent Tel als jüngster Startelfdebütant in der Münchner Bundesliga-Geschichte und erstmals Neuzugang Noussair Mazraoui. Top-Stars wie Leroy Sané oder Sadio Mané kamen später von der Bank.
Die runderneuerte Bayern-Elf tat sich lange schwer, gegen clever und kompakt verteidigende Gäste in Abschlusssituationen zu kommen. Dem Offensiv-Quartett um Thomas Müller gelang es viel zu selten, hinter die Stuttgarter Abwehr vorzustoßen.
Der VfB empfing die Münchner meist mit einer defensiven Viererreihe, aus der Linksverteidiger Borna Sosa bei den seltenen Gegenstößen herausrückte. Es dauerte bis zur 18. Minute, ehe Joshua Kimmich das Gäste-Tor per Freistoß in Gefahr brachte. Erst nach einer halben Stunde brannte es im VfB-Strafraum, doch Tel und Serge Gnabry scheiterten an Torwart Florian Müller.
Gegen den Flachschuss von Tel aus zwölf Metern zur Führung nach kluger Hereingabe von Alphonso Davies war Müller aber machtlos. Tel ist seit der Erstrundenpartie im Pokal bei Viktoria Köln (5:0) bereits der jüngste Münchner Torschütze in einem Pflichtspiel.
Der VfB belebte sein Spiel nach der Pause mit Joker Führich - und der war gleich zur Stelle. Weil er Kimmich bei seiner Vorlage auf Guirassy leicht am Trikotärmel zupfte, wurde der vermeintliche Ausgleichstreffer (51.) nach Videobeweis zurückgekommen. Glück für die Bayern, doch nach dem Fehlpass von Davies und Führichs Schuss aus sechs Metern hieß es trotzdem 1:1. Musiala korrigierte dies nach feinem Tänzchen gegen Atakan Karazor. Gnabry (62.) hatte die große Chance zum 3:1, auf der Gegenseite scheiterte Guirassy an der Latte (74.) - dann schlug der VfB spät zu.
RB Leipzig - Borussia Dortmund 3:0 (2:0)
Den Ex-Klub geärgert, das Debüt in der Heimatstadt mit Bravour gemeistert: Marco Rose hat in seinem ersten Spiel als Trainer von RB Leipzig die sofortige Trendumkehr beim kriselnden DFB-Pokalsieger eingeleitet. Die Leipziger gewannen am 6. Spieltag das unterhaltsame Duell gegen Roses Ex-Klub Borussia Dortmund mit 3:0 (2:0) und feierten den dringend benötigten zweiten Saisonsieg.
Laufbereitschaft, Einsatz, Spielfreude - vier Tage nach der schmachvollen Champions-League-Pleite gegen Schachtar Donezk (1:4) zeigte sich RB unter dem neuen Coach bereits deutlich verbessert. Willi Orban per Kopf (6.), Dominik Szoboszlai per sehenswertem Weitschuss (45.) und Amadou Haidara (84.) trafen für die Sachsen. Der BVB kassierte mit der zweiten Saisonniederlage einen Dämpfer im Kampf um die Tabellenführung. Der gebürtige Leipziger Rose - seit Donnerstag im Amt - hatte bis zum Ende der Vorsaison die Dortmunder trainiert. Vor dem Anpfiff begrüßte der 45-Jährige mehrere Mitarbeiter auf der BVB-Bank.
Bei RB beförderte Rose Spielmacher Emil Forsberg zurück in die Startelf. Anders als zuletzt unter Vorgänger Domenico Tedesco rückte Nationalspieler Werner ins Sturmzentrum zurück. Beim BVB stand Niklas Süle erstmals in der Bundesliga-Startelf. Torhüter Alexander Meyer kam nach seinem Champions-League-Debüt unter der Woche zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz.
Meyer blieb in der Champions League gegen den FC Kopenhagen (3:0) ohne Gegentreffer. In Leipzig musste er früh hinter sich greifen. Der BVB hatte zwar den besseren Start erwischt, wirkte zunächst gefestigter und spielerisch überlegen. Dann aber hauchte ein Standard Leipzig neues Leben ein.
Nach einer Ecke entwischte Orban Nationalspieler Nico Schlotterbeck und köpfte aus rund 14 Metern wuchtig ein. Beflügelt von dem Befreiungsschlag, suchte RB weiter die Offensive. Szoboszlai (8.) ging bei seiner Direktabnahme nicht voll ins Risiko. Es entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe, in dem beide Teams nach Ballgewinnen im Mittelfeld schnell umschalteten. Leipzig suchte dabei häufig den schnellen Werner, der in seinen Aktionen aber meist unglücklich agierte. Auch beim BVB fand der letzte Pass sein Ziel nur selten. RB hatte insgesamt die besseren Aktionen. Die größte Chance vergab Werner freistehend (44.), kurz darauf bewarb sich Szoboszlai aus etwa 25 Metern für das Tor des Monats.
Nach dem Seitenwechsel behielt Leipzig die Kontrolle. Vor allem über die linke Seite um den starken David Raum kam RB zu guten Offensivaktionen. Voll ins Risiko ging Leipzig aber nicht. Dortmund tat sich im eigenen Ballbesitz schwer. Anthony Modeste (63.) vergab eine der wenigen guten Chancen. Joker Haidara machte alles klar.
TSG Hoffenheim - 1. FSV Mainz 05 4:1 (0:0)
Die TSG Hoffenheim hat ihre schwarze Serie gegen zehn Mann des FSV Mainz 05 beendet und ist in der Tabelle an den Rheinhessen vorbeigezogen. Nach drei Heim-Niederlagen gegen den FSV in Folge gewannen die Kraichgauer am 6. Spieltag der Fußball-Bundesliga 4:1 (0:0) gegen die lange in Unterzahl spielenden Mainzer.
Stürmerstar Andrej Kramaric (53.), Grischa Prömel (69.), Munas Dabbur (80.) und Pavel Kaderabek (90.+2) trafen für die Hoffenheimer, die alle drei Heimspiele der jungen Saison gewinnen konnten - so eine Serie zum Start einer Spielzeit gab es im Kraichgau zuvor noch nie. Der Mainzer Alexander Hack wurde wegen einer Notbremse vom Platz gestellt (41.). Kramaric verschoss in der Folge seinen zweiten Strafstoß (44.) in der laufenden Spielzeit.
Für den FSV, der alle drei bisherigen Saison-Auswärtsspiele gewinnen konnte, endete die perfekte Serie. Trainer Bo Svensson, der zuvor weder als Spieler noch als Coach gegen die TSG verloren hatte, muss sich einen neuen Lieblingsgegner suchen. Daran änderte auch das Tor von Dominik Kohr (83.) nichts.
Die 20.114 Zuschauer in Sinsheim, darunter Bundestrainer Hansi Flick, sahen zu Beginn starke Mainzer. Jonathan Burkhardt hatte früh die Führung auf dem Fuß (4.). Kurz darauf sorgte der agile Angreifer wieder, den Flick für die WM-Endrunde in Katar noch auf dem Schirm haben dürfte, für Gefahr (7.). Die Hoffenheimer konnten zunächst nur reagieren. Nach zehn Minuten standen bereits zwei Gelbe Karten für die TSG zu Buche, nach einem harten Foul von Kevin Akpoguma musste Burkhardt mit einer Verletzung am Schienbein bereits in der zwölften Minute ausgewechselt werden. Für Burkhardt kam Delano Burgzorg.
Die Auswechslung des auffälligsten Akteurs sorgte für einen Bruch im Mainzer Spiel. Hoffenheim übernahm nach einer Viertelstunde die Kontrolle. Nach einigen kleineren Chancen hatte Christoph Baumgartner die TSG-Führung auf dem Fuß (27.). Nach einer halben Stunde kamen die Mainzer wieder besser zurecht. Die beste Möglichkeit hatte dennoch erneut der Österreicher Baumgartner (37.).
Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse. Hack sah nach einer Notbremse am Hoffenheimer Angreifer Georginio Rutter die Rote Karte von Schiedsrichter Daniel Schlager (Hügelsheim). Zudem gab es Strafstoß nach Videobeweis. Svensson wurde wegen Meckerns verwarnt - und Kramaric setzte den Ball vom Punkt neben das Tor. Der kroatische Vize-Weltmeister vergab damit im zweiten Anlauf zum zweiten Mal in dieser Saison aus elf Metern.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs "opferte" Svensson den eingewechselten Stürmer Burgzorg und brachte Verteidiger Niklas Tauer, um Hack zu ersetzen. Es entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor, Kramaric traf nach Vorarbeit von Rutter. Nach rund einer Stunde setzten die Mainzer trotz Unterzahl alles auf eine Karte und spielten offensiv mit. Das wurde prompt bestraft. Prömel traf nach Vorarbeit von Baumgartner. Der eingewechselte Dabbur erhöhte den Vorsprung.
Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg 0:1 (0:0)
Niko Kovac hat mit dem VfL Wolfsburg an alter Wirkungsstätte den ersehnten Befreiungsschlag geschafft. Die Niedersachsen gewannen bei Eintracht Frankfurt mit 1:0 (0:0) und schafften im sechsten Saisonspiel den ersten Sieg. Kovac dürfte damit etwas durchatmen können, nachdem er 2019 als Bayern-Coach nach einem 1:5 bei der SGE entlassen worden war.
Maxence Lacroix (60.) sorgte für den sechsten Triumph in den letzten sieben Gastspielen beim Lieblingsgegner. Frankfurt leistete sich im Duell der Trainer mit ihren Ex-Klubs nach vier ungeschlagenen Partien eine völlig unnötige Niederlage. Für das Champions-League-Spiel bei Olympique Marseille am Dienstag muss sich das Team von Oliver Glasner gehörig steigern.
Kovac hatte vor der Rückkehr an den Main von "einer schönen Reise" gesprochen. Doch für eine Vergnügungsfahrt war angesichts des schlechtesten Saisonstarts der Vereinsgeschichte keine Zeit. "Es geht einzig und allein darum, dass wir die Fehler reduzieren", sagte der 50 Jahre alte Coach. Vor allem in der Verteidigung habe sein Team "sehr viel Nachholbedarf".
Für mehr Stabilität kehrte er zur Viererkette zurück, Kreativspieler Max Kruse strich er aus sportlichen Gründen aus dem Kader. Schnelle Umschaltsituationen und Standards sollten das Offensiv-Rezept sein - und das führte beinahe früh zum Erfolg. Nach einer Ecke kam Bartol Franjic (15.) freistehend zum Kopfball, doch Kevin Trapp parierte glänzend.
Hauptsächlich waren die Niedersachsen allerdings auf Zerstörung bedacht, empfingen den personell leicht rotierenden Europa-League-Champion tief in der eigenen Hälfte. Und dem fiel trotz optischem Übergewicht wenig ein, häufig fehlte es am letzten Pass.
Ausnahmen waren ein knapp verzogener Versuch von Daichi Kamada (38.) aus spitzem Winkel sowie ein Pfostenkracher von Kristijan Jakic (39.) aus 20 Metern. Auf der Gegenseite musste Trapp vor der Pause einen strammen Flachschuss von Mattias Svanberg (32.) entschärfen, dazu verzog Lukas Nmecha (42.) nach einem Konter.
Nach dem Wechsel wurde die Partie wesentlich zerfahrener, sehr viel spielte sich im Mittelfeld ab. Ein Tor konnte in dieser Phase nur nach einem Standard fallen, Lacroix nickte eine Ecke vor dem herausgeeilten Trapp ein. Glasner, 2021 aus Wolfsburg an den Main gewechselt, brachte mit Lucas Alario und Jesper Lindström frische Offensivkräfte, doch wirklich gefährlich wurde es weiter nur selten.
Hertha BSC - Bayer 04 Leverkusen 2:2 (0:0)
Erlösender Punkt für Trainer Gerardo Seoane mit Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen: Der Schweizer holte mit der Werkself durch das 2:2 (0:0) bei Hertha BSC einen wichtigen Zähler und stoppte die jüngste Talfahrt. In acht Pflichtspielen haben die Rheinländer aber erst einen Sieg verbucht. Am Dienstag steht das Champions-League-Duell gegen Atletico Madrid in der BayArena auf dem Programm.
Mittelfeldspieler Kerem Demirbay (49.) erzielte per kunstvollem Freistoß das Führungstor für Bayer, Suat Serdar (60.) traf zum 1:1. Der von einer Hodenkrebs-Erkrankung genesene Marco Richter (74.) traf zum 2:1 für die Berliner. Er hatte vor Wochenfrist auch in Augsburg schon getroffen. Patrik Schick (79.) erzielte den Ausgleich. Für die Alte Dame war es nach dem 2:0 in Augsburg am vergangenen Sonntag ein kleiner Dämpfer.
Vor dem Spiel hatte Leverkusens Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes nochmals Seoane den Rücken gestärkt. "Wir haben volles Vertrauen, dennoch müssen wir gewinnen und Punkte machen", sagte der Ex-Nationalspieler bei Sky: "Wir glauben, dass wir aus dieser schwierigen Situation rauskommen." Seoane kenne seine Meinung über die derzeitige Situation: "Es ist wichtig, dass es einen offenen Austausch gibt."Es sei nicht alles schlecht, so Rolfes, "sondern es gibt auch Sachen, die wir gut machen".
Auch in Berlin hatten die Werkskicker Chancen, zeigten sich aber im Abschluss wie schon seit Saisonbeginn wenig effektiv. Seoane nahm gegenüber dem 0:1 in der Königsklasse beim FC Brügge am vergangenen Mittwoch gleich vier Veränderungen in der Startformation vor: Piero Hincapie, Adam Hlozek, Edmond Tapsoba und Exequiel Palacios kamen für Odilon Kossounou, Mitchel Bakker, Charles Aranguiz und Robert Andrich zum Zug.
Die erste Chance besaßen allerdings die Berliner. Dodi Lukebakio (4.) setzte seinen Kopfball aber über das Tor. Aber auch Bayer besaß frühzeitig eine gute Gelegenheit. Patrik Schick (11.) scheiterte per Kopf am gut reagierenden Hertha-Keeper Oliver Christensen.
In der Folgezeit konnte sich Hertha Pluspunkte in der Offensive erarbeiten, ohne allerdings zählbares Kapital daraus zu schlagen. Bayer versteckte sich allerdings keineswegs, sodass sich ein attraktives Spiel entwickelte. Hlozek (26.) prüfte mit einer Direktschuss ebenfalls den guten Christensen.
In der 37. Minute hatte Herthas Wilfried Kanga mit einem Schuss an den Pfosten Pech. Auf der Gegenseite besaß Leverkusens Demirbay (41.) eine gute Möglichkeit, verzog allerdings freistehend aus spitzem Winkel. Vorausgegangen war eine glänzende Vorarbeit von Moussa Diaby. Viele Chancen, aber keine Treffer im ersten Durchgang. Das Toreschießen holten beide Teams dann in den zweiten 45 Minuten nach. Schick (63.) vergab eine weitere Chance.
Quelle: ntv.de, sue/sid