Sechs Lehren des 30. Spieltags Pep ist traurig, Mainz wird "geliverpoolt"
18.04.2016, 13:22 Uhr
Trost für Josep Guardiola: Matthias Sammer bietet sich als helfende Hand für den traurigen Bayern-Coach an.
(Foto: REUTERS)
Der FC Bayern gewinnt souverän gegen Schalke. Doch Trainer Josep Guardiola ist richtig traurig. Das gilt nicht für S04-Coach André Breitenreiter. Der ist, Verzeihung, angepisst. In Dortmund lächeln sie - jedoch nur kurz.
1. Der FC Bayern fürchtet sich
Josep Guardiola war nicht gut gelaunt - und das, obwohl seine Mannschaft an diesem 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga den FC Schalke 04 eher locker mit 3:0 besiegt hatten. "Ich bin ein bisschen traurig über unsere Leistung", sagte der Trainer. Dabei sieht es für seinen FC Bayern so schlecht auch nun wieder nicht aus. Wenn die Konkurrenz aus Dortmund am kommenden Samstag in Stuttgart verliert und die Münchner bei der Berliner Hertha gewinnen, dann ist ihnen die deutsche Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Es wäre der vierte Titel hintereinander, das hat seit 1963 noch kein Verein geschafft. Und wenn's nicht am kommenden Spieltag klappt, dann halt eine Woche drauf. Aber das ist nicht das Problem.
Das Problem ist auch nicht, dass an diesem Dienstag (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) der SV Werder nach München kommt, um dort im Halbfinale des DFB-Pokals anzutreten. Wir möchten den Bremern nicht Unrecht tun, aber das Ligaspiel Mitte März haben sie im Stadion zu Fröttmaning mit 0:5 verloren. Aber immerhin ist Claudio Pizarro wieder fit, der peruanische Angreifer schickt dann auch prompt schöne Grüße an die Ex-Kollegen nach München: "Im Pokal haben wir schon überrascht." Das stimmt. Aber die Bayern dürften sich doch eher damit beschäftigen, dass sie am Mittwoch kommender Woche im Halbfinale der Champions League bei Atlético Madrid antreten. Dort - diese Einschätzung hat Guardiola nicht exklusiv - dürfte eine ähnlich schludrige und uninspirierte erste Halbzeit wie gegen die Schalker nicht mit einem torlosen Remis belohnt werden. "Ich hoffe, das ist eine große Lektion. Um gegen Atlético zu bestehen, müssen wir es besser machen." Der Trainer weiß, wovor er sich in seinem dritten und letzten Jahr beim FC Bayern fürchtet: In den ersten beiden Anläufen war jeweils im Halbfinale der Königsklasse Schluss mit lustig: erst, also 2014, gegen Real Madrid, und im vergangenen Jahr gegen den FC Barcelona. Und nun?
2. Der BVB lächelt Liverpool weg
Das Lächeln ist zurück beim BVB. Wenn auch noch ein wenig verkrampft. Nur drei Tage nach dem Drama an der "Anfield Road" ist Borussia Dortmund sportlich wieder in der Spur. Dabei war es durchaus hilfreich, dass sich der Hamburger SV (siehe unten) am Sonntagnachmittag zum Ligaspiel in Dortmund vorstellte. Die Männer von Bruno Labbadia spielten zwar mutig mit, waren aber vor dem Tor fürchterlich harmlos, verletzten sich in Serie und kassierten obendrein noch eine bittere Rote Karte. Das machte dann unter dem Strich keine besonders schwere Herausforderung für den Liga-Zweiten, der folgerichtig auch mit 3:0 gewann. Coach Thomas Tuchel versuchte es dann eben auch mit einem Lächeln, als er Blick auf das Halbfinale gegen Hertha sagte: "Es war ein schöner Nachmittag. Nun freuen wir uns auf Mittwoch. Die Aufgabe ist klar: Wir wollen ins Finale." Weniger Freude bereitet den BVB-Verantwortlichen eine Meldung der "Bild"-Zeitung vom Sonntag. Die hatte berichtet, dass der schwarz-gelbe Antreiber Ilkay Gündogan künftig das Spiel von Guardiolas neuem Klub Manchester City ordnen wird. "Davon habe ich auch aus der Zeitung erfahren", scherzte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc, bevor er deutlich ernster fortfuhr: "Wir haben keine Lust, irgendwelche Wasserstandsmeldungen abzugeben." Plötzlich war es wieder verschwunden, das Lächeln.
3. Breitenreiter wird zur Schalke-Posse
Die Posse des Spieltags ereignete sich am Samstagabend in München. Da hat der FC Schalke 04 bei den Bayern gespielt - und verloren (siehe oben). Nun wissen wir ja: Die Schalker haben am 30. Spieltag ihre gefühlt 30. Krise. Und zunehmend im Fokus: Trainer André Breitenreiter. Der darf, je nach Medienbericht, nur noch viermal ein Spiel der Königsblauen an der Seitenlinie leiten.

Andrè Breitenreiter ist genervt. Er hat auch genug gute Gründe dafür: Trainer-Diskussion, Sky-Interview, seine Mannschaft ...
(Foto: imago/Michael Weber)
Dann muss er sich einen neuen Job suchen. Weil ja Markus Weinzierl ab Sommer auf Schalke übernimmt. Zur Erinnerung: Wir bewegen uns immer noch im Bereich journalistischer Spekulationen. Einer, der am Wochenende Klartext erzwingen wollte, ist Sky-Interviewer Ecki Heuser. Der bat den angezählten Trainer zum Vorspiel-Interview und formulierte folgende, knackige Einstiegsfrage: "Was ist das für ein Gefühl für einen Trainer, der nur noch fünf Spiele in verantwortlicher Funktion ist und am Ende der Saison weg ist, trotz laufenden Vertrages bis 2017?" Die Frage - ein Killer. Die Stimmung so gereizt, dass Breitenreiter das Gespräch abbrechen will. Es geht noch ein bisschen hin und her. Aber, um es abzukürzen: In der Causa "Breitenreiter versus Schalke" gibt's keine neuen Erkenntnisse. Was auch für den sportlichen Beitrag der Gelsenkirchener galt. Eine Halbzeit war's mal wieder gut, eine mal wieder schlecht. Am Ende steht: Ein 0:3-Niederlage, eine intensivere Trainerdiskussion und die Frage: Verpasst Schalke den Europapokal?
4. "Little Liverpool" verdirbt Mainz die Laune
Borussia Dortmund, FC Liverpool, Mainz 05. Was diese Aufzählung soll? Nun, diese drei Vereine sind offenbar eng miteinander verwoben – nicht nur wegen ihrer Trainer, die alle ihre ersten Meriten beim FSV verdienten. Seit Sonntagabend wissen wir: "Little Liverpool" gibt's auch am Rhein. Was wir sagen wollen: Mainz gab einen bereits sicher geglaubten Sieg gegen die Mentalitätsmonster aus Köln noch aus der Hand. Und so wollte 05-Trainer Martin Schmidt seine schlechte Laune nach er 2:3-Niederlage auch gar nicht verbergen. Der sonst so verbindliche und immer sympathisch auftretende Coach saß bedient auf seinem Stuhl und grantelte.
Erst ein Schuss Galgenhumor holte den Schweizer aus seinem Stimmungstief: "Der Ausgang verändert die nächste Pressekonferenz am Freitag. Statt aggressiver Fragen nach der Champions League wird es nur noch Fragen zur Europa League geben. Schade, die Presserunde ist im Eimer". Zum Zeitpunkt seiner Aussage war das Spiel schon eine Stunde vorbei. So lange hatte es gedauert, bis der Coach die Niederlage verdaut hatte. In den 60 Minuten zuvor haderte Schmidt mit seinen Schützlingen, die bei einem Sieg nur noch einen Punkt Rückstand auf den Königsklassen-Qualifikationsplatz gehabt hätten. "Die Zuschauer singen vom Europapokal. Der eine oder andere läuft dann nicht mehr so viel. In der zweiten Hälfte haben wir alles verloren, was man statistisch verlieren kann. Zum ersten Mal hat uns ein Gegner in der Laufleistung geschlagen", sagte Schmidt: "Nach dem Anschlusstreffer wusste ich, dass und etwas ganz Spezielles erwartet. Am Ende hat die Mannschaft den Sieg geholt, die ihn mehr gewollt hat." Borussia Dortmund, FC Liverpool, Sie wissen schon – "Little Liverpool is everywhere".
5. Der Hamburger SV ist wieder in der Verlosung
Da deutet viel auf eine für Hamburger Verhältnisse ruhige Saison hin und nun, vier Spieltage vor Toresschluss, ist die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia kurz davor, den historischen Relegations-Hattrick zu schaffen. Noch steht der HSV auf Platz zwölf der Tabelle, was sich eigentlich ganz gut anhört.
Doch auf Rang 16, den die Hamburger in den jüngsten beiden Spielzeiten belegte, haben sie nur noch drei Punkte Vorsprung. Dort rangiert derzeit noch der SV Werder. Und am Freitagabend sind die Bremer zu Gast im Volksparkstadion. Oder wie es Kapitän Lewis Holtby nach dem 0:3 in Dortmund am Sonntag sagte: "Es ist zum Kotzen!" Die Partie gegen Werder sei nun "wichtigste Spiel des Jahres", für Angreifer Sven Schipplock wird es gar "ein Spiel um den Klassenerhalt". Personell sieht es auch nicht gut aus: Torhüter René Adler darf nach seiner Roten Karte nicht mitmachen, zudem humpelten drei Spieler angeschlagen vom Feld: Pierre-Michel Lasogga, Nicolai Müller und Albin Ekdal. "Ich hoffe, dass es bei ihnen nicht so schlimm ist", sagte Holtby fast flehend. Im Training an diesem Montag jedenfalls fehlte das Trio. Und Trainer Labbadia kann es kaum fassen: "Wir waren bisher nie in der Nähe der Abstiegsränge." Jetzt schon.
6. Schon spannend, dieser Abstiegskampf
Der einzige Trost für den HSV ist, dass er mit seinen Sorgen nicht alleine ist. Oder andersherum: Die Konkurrenz der Mitbewerber um den Relegationsplatz ist groß. Hannover 96 lässt zwar unter Interimstrainer Daniel Stendel aufhorchen und schlug Mönchengladbach, bleibt aber angeschlagen Tabellenletzter. Die Frankfurter Eintracht liegt nach dem 0:3 in Leverkusen am Boden. Bleiben mit dem SV Darmstadt 98, der TSG Hoffenheim, dem FC Augsburg, dem VfB Stuttgart und eben dem HSV und Werder sechs Klubs, die es noch erwischen könnte. Die größte Sensation dabei ist, dass der Aufsteiger aus Darmstadt dabei noch die besten Karten hat, auch wenn Trainer Dirk Schuster - wie könnte es anders sein - davor warnt, sich in Sicherheit zu wiegen: "35 Punkte reichen definitiv nicht! Das ist da unten alles sehr trügerisch, alles ist eng zusammen." Das hätten wir nicht besser zusammenfassen können.
Quelle: ntv.de