Matthäus bei "Klamroths Konter" "Privatleben stand Trainerkarriere im Weg"
22.05.2018, 18:10 Uhr
Lothar Matthäus zählt zu Deutschlands Fußballgrößen. Politik und Sport müsse man trennen, meint er. Russland als WM-Gastgeber oder das Erdogan-Foto sieht er daher nicht sehr kritisch. Dazu verrät er, warum es mit der ganz großen Trainerkarriere nichts geworden ist.
Für "Klamroths Konter" blickt der Fußball-Weltmeister von 1990 auf eine bewegte Karriere als Spieler zurück, als Trainer blieb Lothar Matthäus lange unter dem Radar. Seine Zukunft sieht er nicht an der Seitenlinie und so kassiert sein Herzensklub auch gleich eine Absage. Trainer beim FC Bayern München wolle Matthäus nicht mehr werden. "Bayern hat null Chance, mich als Trainer zu bekommen", sagte der 57-Jährige im Talk auf n-tv.
Sollte der HSV für die Mission Wiederaufstieg nach Matthäus' Trainerdiensten anfragen, wären sie "zu spät gekommen". Mit dem Trainergeschäft habe er "abgeschlossen" und er brauche keinen Stress in seinem Leben. Er habe viele "interessante Aufgaben", unter anderem als TV-Experte. "Ich mache weiter was, ich will. Das habe ich immer schon gemacht."
Meistertitel ohne große Anerkennung
Dass es nach der erfolgreichen aktiven Spielerkarriere als Trainer nicht so weiterging, habe auch mit der öffentlichen Wahrnehmung des gebürtigen Herzogenaurachers zu tun. "Ich habe einfach zu viele Kameras an mein Privatleben herangelassen. Ich hätte es nicht gedacht, aber im Nachhinein hat es mir häufig im Wege gestanden", rekapitulierte Matthäus.
Mit seinem Leben sei er aber dennoch "voll zufrieden". Auch als Trainer habe er in der Champions League gespielt und Meisterschaften gewonnen - die nationalen Titel mit RB Salzburg (2007) und Partizan Belgrad (2003) seien aber "in Deutschland so nicht wahrgenommen worden". Zu allen Klubs habe er noch einen guten Kontakt.
So wird Matthäus bei der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft vorwiegend als Experte im Einsatz sein. Das politische Drumherum in Russland sollte man seiner Meinung nach nicht zu hoch hängen. Da er mit einer russischen Frau verheiratet sei, habe er andere Erfahrungen mit den Menschen gemacht. Russland sei für ihn ein "ganz normaler Gastgeber", auch trotz Doping-Gerüchten.
"Politik nicht mit Fußball mischen"
"Da können wir über jedes Land reden, dann werden wir nirgends eine Weltmeisterschaft spielen können. Mit der USA-Politik ist man auch nicht überall zufrieden." Es gebe überall Anhaltspunkte gegen ein Land zu sein. Das sei in Südafrika und Brasilien bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften auch so gewesen. "Über politische Dinge muss man diskutieren, man muss sie hinterfragen. Aber mischt das nicht alles mit dem Fußball." Wenn man alles auf den Tisch legen würde, "hätten wir keine Freude mehr" am Fußball, urteilte Matthäus.
Dass der Welt-Fußballverband Fifa autokratischen Systemen etwas offener gegenüber steht, sei laut Moderator Louis Klamroth bekannt. Spieler die sich politisch instrumentalisieren lassen, seien dagegen neu. Das gemeinsame Foto der deutschen Nationalspieler Mesut Özil und ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan sieht Matthäus "zwar als einen großen Fehler", sportlich verdammen sollte man die beiden Spieler mit türkischen Wurzeln deswegen nicht. "Die beiden wissen sicher, dass es dieses Foto nicht gebraucht hätte."
Bei der WM sollen Özil und Gündogan zur Titelverteidigung beitragen und die Favoritenrolle der Deutschen Fußballnationalmannschaft untermauern. Mit der Spielerauswahl zeigte sich Matthäus zufrieden und blickt optimistisch Richtung WM-Endrunde: "Der Kader hat die Qualität, der Trainer hat die Erfahrung. Wir wollen den Titel ja nicht geschenkt haben, wir wollen ihn sportlich erringen. Deutschland zählt in jedem Fall zu den Top-Favoriten."
Quelle: ntv.de, mba