19 Tote in Ägypten Radikale Fans stürmen Fußballstadion
09.02.2015, 07:57 Uhr
Mit Tränengas und Gummigeschossen gehen ägyptische Polizisten in Kairo gegen radikale Fußballanhänger vor: 19 Menschen sterben, 30 werden verletzt. Ursache der Ausschreitungen soll die Verbannung der Fans des Klubs Zamalek aus dem Stadion sein.
Bei Zusammenstößen zwischen Fußballfans und Sicherheitskräften sind am Rande der ägyptischen Hauptstadt Kairo offiziellen Angaben zufolge 19 Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte die aktualisierten Angaben der Nachrichtenagentur AFP, nachdem offizielle Stellen wenige Stunden nach den gewalttätigen Krawallen noch von 22 Toten gesprochen hatten.
Den neuen Informationen zufolge erlitten bei der Randale 22 Polizisten Verletzungen, 18 Personen wurden verhaftet. Ein Sprecher eines lokalen Krankenhauses sagte, mehr als 30 Menschen seien verletzt worden. Es sind die schwersten Ausschreitungen bei einem Fußballspiel in Ägypten seit Februar 2012. Damals waren nach einem Spiel in Port Said 74 Menschen gestorben. Nach Angaben des Innenministeriums kam es am Sonntagabend vor dem Erstligaspiel der beiden Kairoer Clubs Zamalek und ENPPI zu den Konfrontationen. Zamalek-Fans, die keine Tickets besaßen, wollten sich demnach Zugang zu dem Stadion verschaffen; Sicherheitskräfte hinderten sie daran. Anschließend kam es Medienberichten zufolge zu einer Massenpanik.
Polizei greift mit Tränengas durch
Wie die unabhängige Zeitung "Al-Youm Al-Saba" berichtete, beschlossen der nationale Fußballverband und das für die Sicherheit in dem Land zuständige Innenministerium, den Ligabetrieb auszusetzen. Von offizieller Stelle gibt es noch keine Stellungnahme. Die Polizei teilte mit, sie habe Tausende ticketlose Zamalek-Ultras, bekannt unter dem Namen "White Knights" (Weiße Ritter), davon abgehalten, das Stadion zu stürmen. Sicherheitskräfte hätten die Menge auseinandergetrieben.
Anschließend hätten die Fans nahegelegene Straßen blockiert und versucht, den Bus mit den Zamalek-Spielern an der Fahrt zum Stadion zu hindern. Laut der Online-Ausgabe der "Al-Ahram" griffen Ordnungskräfte die Zamalek-Fans mit Tränengas und Gummigeschossen an. Insgesamt handelte es sich demnach um rund 6000 Fans.
Juan Carlos Garrido, Trainer des ägyptischen Erstligisten Al-Ahly Kairo, schrieb bei Twitter: "Sehr große Tragödie für Ägypten, für unseren Fußball. Für alle. Das ist nicht möglich, schrecklich." Nach den Auseinandersetzungen 2012 hatten ägyptische Behörden allen Zuschauern ein Stadionverbot für Erstliga-Spiele erteilt - die Klubs spielten seitdem vor leeren Rängen. Erst vor einem Monat war der Fan-Bann aufgehoben worden. Das Verhältnis zwischen Ultra-Gruppen und den Sicherheitskräften in dem Land ist seit Jahren angespannt.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa