Werder-Teenie schockt Mainz spät Schalke setzt Horrorserie mit Stevens fort
19.12.2020, 17:26 Uhr
Schalke-Coach für zwei Spiele: Huub Stevens startete mit einer Niederlage.
(Foto: MoMue)
Auch Huub Stevens kann Schalke 04 nicht zum Siegen verhelfen: Der Revier-Verein verliert zu Hause gegen Arminia Bielefeld und setzt die Horrorserie mit nun 29 Spielen ohne Sieg fort. RB Leipzig kann nicht gegen den FC Köln gewinnen. Werder Bremen schockt Mainz spät, Hoffenheim Gladbach gleich doppelt.
FC Schalke 04 - Arminia Bielefeld 0:1 (0:0)
Auch Jahrhunderttrainer Huub Stevens hat die Horrorserie von Schalke 04 nicht beendet. Mit dem Uefa-Cup-Sieger von 1997 als Interimscoach verlor der Tabellenletzte 0:1 (0:0) gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld. Seit mittlerweile 29 Bundesligaspielen sind die Königsblauen ohne Sieg, der Negativrekord von Tasmania Berlin ist nur noch zwei Partien entfernt, die Abstiegsgefahr wird immer größer.
Mit Stevens, der Schalke am Freitag nach der Trennung von Manuel Baum zum vierten Mal übernommen hatte, kassierte Königsblau eine historische Niederlage: Der Bielefelder Sieg in Gelsenkirchen war der erste seit dem Bundesliga-Skandal, als beim 1:0 der Arminia am 17. April 1971 Bestechungsgeld geflossen war. Fabian Klos erzielte das entscheidende Tor (53.) für die Ostwestfalen, die ihren Vorsprung auf die Gelsenkirchener auf sechs Punkte ausbauten. Schalke verlor erstmals in der Vereinsgeschichte vier Heimspiele in Folge und hat seit 420 Minuten in der eigenen Arena nicht getroffen. Doch auch nach dem ernüchternden und verdienten 0:1 verweigerte Stevens die Kapitulationserklärung: "Sollen wir denn aufgeben? Aufgeben ist das Allerletzte. Wir kämpfen weiter und hoffen auf ein wenig Glück."
Nach nur einer Trainingseinheit stellte Stevens auf zwei Positionen um: Amine Harit und Rabbi Matondo wechselten auf die Ersatzbank, Hamza Mendyl und Alessandro Schöpf in die Startelf. Verletzt fehlten weiter die Stürmer Mark Uth (Gehirnerschütterung) und Gonzalo Paciencia (Knie-OP) sowie Stammtorwart Frederik Rönnow (Oberschenkelverletzung). "Ohne Spaß geht es nicht, das ist bei jedem so", sagte der Schalker Jahrhunderttrainer, der seinen Herzensklub zuletzt 2019 vor dem Abstieg bewahrt hatte. Deshalb hatte der 67-Jährige vor allem auf Gespräche mit den verunsicherten Spielern gesetzt.
Die erste Chance hatten die Bielefelder, die nach Unsicherheiten in der Schalker Abwehr durch Christian Gebauer erstmals auf das Tor schossen (19.). Arminia-Keeper Stefan Ortega musste drei Minuten später zum ersten Mal eingreifen, der Schuss von Benito Raman war aber nicht platziert genug. Torszenen waren jedoch selten, Fouls, verbissene Zweikämpfe und Fehlpässe bestimmten das Kellerduell.
Der Aufsteiger hatte sogar mehr Spielanteile, kam mit fünf Eckbällen bis zur Halbzeit auch öfter in den gegnerischen Strafraum. Und ging beinahe in Führung: Sergio Cordova traf den Innenpfosten, der Ball sprang zurück ins Feld (44.). Nach der Pause hatte Schalke plötzlich seine größte Chance: Nach einem Schuss von Nassim Boujellab zwang Bielefelds Verteidiger Cedric Brunner seinen Keeper Ortega zu einer Glanzparade (47.). Die Führung für die Ostwestfalen durch Klos war dennoch hochverdient, bei der langen Flanke von Nathan de Medina hielt die Schalker Abwehr großen Abstand zum Bielefelder Torjäger.
RB Leipzig - 1. FC Köln 0:0
Die beeindruckende Siegesserie von RB Leipzig im eigenen Stadion ist im letzten Bundesliga-Spiel des Jahres gerissen. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann kam gegen den 1. FC Köln in einem zähen Spiel nicht über ein 0:0 hinaus und konnte erstmals in der laufenden Saison zu Hause nicht gewinnen. Gleichzeitig ließen die Sachsen im Titelkampf zwei wichtige Punkte liegen. Köln erkämpfte drei Tage nach der schmerzhaften 0:4-Klatsche im Derby gegen Bayer Leverkusen einen wichtigen Punkt und verschaffte sich im Abstiegskampf etwas Luft. Beide Klubs müssen am Dienstag (18.30 Uhr) noch im DFB-Pokal ran. Leipzig tritt beim FC Augsburg an, der FC erwartet Zweitligist VfL Osnabrück.
Leipzig begann äußerst selbstbewusst mit viel Ballbesitz und erzielte schon nach zwei Minuten ein Tor durch Amadou Haidara, das wegen Abseits nicht gegeben wurde. Poulsen war vorne als einzige nominelle Spitze zu sehr auf sich allein gestellt. Gefährlich wurden die Gastgeber vor allem, wenn Haidara von rechts lange Diagonalbälle auf Angelino spielte. Köln, immerhin mit der Empfehlung von zwei Auswärtssiegen in Folge angereist, fand zunächst vorne kaum statt. Die Rheinländer konzentrierten sich ganz auf die Abwehrarbeit und verschafften sich durch eine gesunde Zweikampfhärte Respekt.
Emil Forsberg und Dani Olmo für Poulsen und Sabitzer sollten zur zweiten Halbzeit neuen Angriffsschwung bringen, doch die Gäste zogen in der eigenen Hälfte wieder ihre dichten Abwehrlinien auf - ein Durchkommen war bis auf einen Flachschuss von Forsberg (55.) für Leipzig lange Zeit nicht möglich. Mit Alexander Sörloth kam Mitte der zweiten Halbzeit ein weiterer Offensivspieler für RB aufs Feld. Leipzig erhöhte jetzt nochmal den Druck, versuchte es auch mit hohen Bällen in den Strafraum, doch auch Sörloth hatte gegen die unangenehmen Abwehrspieler der Gäste einen schweren Stand. Kampl vergab Mitte der zweiten Halbzeit völlig freistehend aus 15 Metern.
FSV Mainz 05 - Werder Bremen 0:1 (0:0)
Werder Bremen hat seine Talfahrt gestoppt und den FSV Mainz 05 tiefer in die Krise gestürzt. Nach vier Niederlagen in Serie gewann das Team von Trainer Florian Kohfeldt das Krisentreffen beim Tabellenvorletzten Mainz durch ein Tor von Eren Dinkci (90.) mit 1:0 (0:0). Der Joker traf gleich in seinem Premierenspiel in der Bundesliga.
Während die Bremer damit auch ihre Sieglosserie von neun Spielen - die längste unter Kohfeldt - beendeten, wird die Lage für Mainz immer bedrohlicher. Nach dem 13. Spieltag haben die Rheinhessen nur sechs Punkte auf dem Konto, Bremen vergrößerte den Abstand auf acht Zähler. Und direkt zum Start ins neue Jahr wartet auf die 05er das Gastspiel bei Rekordmeister Bayern München. Kohfeldt hatte im Vorfeld von einem "absoluten Kampfspiel" gesprochen und angesichts der Negativserie gemeint: "Wir haben nun einiges zu gewinnen." Entsprechend hatte der Coach sein Team eingestellt, Werder begann aggressiv und presste die Gastgeber extrem früh. Nach starker Vorarbeit von Yuya Osaka köpfte Joshua Sargent (9.) genau in die Arme von Mainz-Keeper Robin Zentner.
Ein Jubiläum und einen Rekord zugleich durfte Werder-Kapitän Theodor Gebre Selassie feiern: Mit seinem 250. Auftritt im grün-weißen Trikot zog der Tscheche mit Klublegende Claudio Pizarro (Peru) als Ausländer mit den meisten Bundesligaeinsätzen gleich. Bei Mainz hatte Lichte nach dem 0:0 bei Hertha BSC am Dienstag Toptorjäger Jean-Philippe Mateta wieder in die Startelf beordert. Nach überstandener erster Bremer Druckphase kam Mainz besser ins Spiel, gefährlich wurde es aber wieder auf der Gegenseite. Nach einer Ecke kam Sargent (26.) völlig frei zum Kopfball, vergab die große Chance zur Führung aber kläglich. Für die größte Mainzer Gelegenheit vor der Pause sorgte Robin Quaison (34.), sein Schuss kullerte knapp am rechten Pfosten vorbei.
Auch nach der Pause war das Spiel offen, auch wenn beide Teams selten zwingend wurden. Vor allem die Mainzer, die in der Vorsaison am 33. Spieltag gegen Bremen den Klassenerhalt perfekt gemacht und ihren letzten Heimsieg gefeiert hatten, waren immer mehr auf Sicherheit bedacht. Bremen machte aus dem zunehmenden Ballbesitz aber zu wenig, es fehlten zündende Ideen, ehe Dinkci traf. Vor der kurzen Winterpause sind beide Teams noch in der zweiten Runde des DFB-Pokals gefordert. Mainz empfängt am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) den VfL Bochum, Bremen muss zur gleichen Zeit bei Hannover 96 ran.
FC Augsburg - Eintracht Frankfurt 0:2 (0:0)
Eintracht Frankfurt hat seine schwarze Serie beendet. Beim FC Augsburg gelang den Hessen nach neun Spielen nacheinander ohne Sieg beim 2:0 (0:0) endlich wieder ein "Dreier". Allerdings benötigte die Mannschaft von Trainer Adi Hütter dabei die unfreiwillige Schützenhilfe von Raphael Framberger, der den Ball in der 53. Minute ins eigene Tor lenkte. Der eingewechselte Stefan Ilsanker (86.) erzielte in der Schlussphase den zweiten Treffer.
Für die Eintracht war es der dritte Saisonsieg, der erste seit dem 2:1 gegen die TSG Hoffenheim am 3. Spieltag. Und der Erfolg war verdient. Die Eintracht besaß in einer unterhaltsamen, äußerst abwechslungsreichen Begegnung die größeren Spielanteile, hatte im Zentrum durch Sebastian Rode und Amin Younes ein klares Übergewicht - und dazu vor allem durch den flinken Filip Kostic Chancen in Hülle und Fülle, um die Partie für sich zu entscheiden, darunter war auch ein Pfostenschuss von Erik Durm (37.).
In der besonders lebhaften ersten Halbzeit hatten aber auch Augsburg gute Chancen. Doch während Florian Niederlechner direkt auf Torwart Kevin Trapp zielte, konnte Frankfurts Abwehrspieler Tuta seinen Patzer in einem Zweikampf gegen Niederlechner in höchster Not wieder ausbügeln. Trapp parierte Alfred Finnbogasons Schuss aus kurzer Distanz mit dem Fuß. Nach weiteren guten Chancen auf beiden Seiten passierte es schließlich: Andre Silva spielte den Ball von der rechten Seite in die Mitte, Jeffrey Gouweleeuw schoss beim Klärungsversuch Framberger an - Eigentor. In der Schlussphase erhöhte Augsburg den Druck, nach einem Klammern von Tuta gegen Ruben Vargas (73.) vergeblich einen Elfmeter. Auf der Gegenseite schlug dann Ilsanker zu. Während sich die Eintracht in die kurze Winterpause verabschieden kann, empfängt der FCA am Dienstag noch RB Leipzig in der zweiten Runde des DFB-Pokals.
Quelle: ntv.de, dbe/sid