"Der Ausputzer" bejubelt Winter-WM Scheuklappen ab, Winterspiele in der Sahara
03.03.2015, 11:42 Uhr
Fußball-WM im Winter? Halb so wild - sagt der Ausputzer.
(Foto: imago/HJS)
Die Fifa-Verantwortlichen wollen die Katar-WM 2022 in den Winter verlegen. Der "Ausputzer" findet das großartig. Warum? Man muss sich nur vor Augen führen, was nach einer Fußball-Weltmeisterschaft zur Adventszeit noch alles machbar wäre.
Als die Fifa-Obrigen vor einigen Tagen mit der Ankündigung an die Öffentlichkeit gingen, die Weltmeisterschaft 2022 in Katar vom Sommer auf den Winter zu verlegen, schlugen Experten und Fans gleichermaßen die Hände vors Gesicht. Glühwein statt Sangria? Winterjacken statt Trikots? Und am Ende überreicht der Weihnachtsmann persönlich den Pokal? Ganz abgesehen davon, dass die Hälfte der Weltbevölkerung eh nur die WM im Winter kennt, schließlich ist die Erde keine Scheibe, und dieses Turnier wegen der Missachtung der Menschenrechte überhaupt nicht in dem Emirat stattfinden sollte, jammern die Europäer nun, weil eine WM im Winter nicht ihren Gewohnheiten entspricht.
Entledigt man sich allerdings der Scheuklappen und macht sich bewusst, was in Folge einer Wüsten-WM im Winter noch alles möglich wäre, ziehen sich die Mundwinkel ganz schnell wieder in Richtung Wangenknochen. Hier nun eine kleine, aber feine Auswahl sich anbahnender Runderneuerungen im NOCH festgefahrenen Universum für sportliche Massenveranstaltungen.
Wimbledon im Herbst: Seien wir doch mal ehrlich: Die mit Abstand interessantesten Wimbledon-Ballwechsel präsentieren sich doch immer dann, wenn der Londoner Himmel seine Schleusen öffnet, hunderte Regenschirme aufgespannt werden und kurz vor der Unterbrechung der Turnierleitung der Filzball auf angenässtem Untergrund so richtig Fahrt aufnimmt. Warum das Ganze also nicht auf ein neues Level hieven und das Turnier kurzerhand in den Oktober verlegen? Dann sind in London Nebel und Regen garantiert und die Herren Federer und Nadal würden in punkto Tempo endlich in die Liga der imaginären Spielkonsolen-Heroen aufsteigen.
Olympische Winterspiele in der Sahara: Welch Spektakel! Eine riesige Glaskuppel schützt nicht nur das olympische Dorf, sondern auch alle Spielstätten vor Temperaturen oberhalb der 25-Grad-Marke. Gesprungen, gerodelt und um Fähnchen gerast wird auf feinstem Wüstensand. Und das alles zum Schnäppchenpreis; schließlich lässt sich eine Super-G-Dünenlandschaft mit einem Dutzend Schaufelbagger ruckzuck in eine Skisprung-Anlage verwandeln. Die Vorfreude steigt!
Kieler Woche vor Grönland: Immer wieder beschweren sich Laien und Geschwindigkeitsfanatiker über fehlendes Tempo während der jährlich stattfindenden Segelregatta rund um den Kieler Hafen. Die Lösung: Kiel wird kurzerhand nach Nuuk verlegt. Und statt auf Wasser, schlittern die Großsegler auf endlosen Packeis-Flächen um die Wette. Fischbrötchen am Stiel inklusive! Ahoi!
Formel Eins fürs Volk: Kaum eine Sportart steht unter einem derart stinkenden Elitär-Pantoffel wie die Formel Eins. Wer bei Bernie Ecclestones internationalen High-Speed-Festspielen live dabei sein will, der muss tief in die Tasche greifen. Mit neuen innerstädtischen Rennstrecken wird das einfache Volk nun endlich mit einbezogen. Die Formel Eins macht Halt in Goslar, Bielefeld und Hintertupfingen. Wer dabei sein will, muss nur die Fenster aufmachen. Danke, Bernie! Das Volk ist dir wieder Untertan.
Ryder Cup in Berlin: Wenn die besten Einloch-Profis Europas und der Vereinigten Staaten auf dem riesigen BER-Flughafengelände ihre Abschlagpunkte markieren, kriegen selbst Golf-Allergiker schweißnasse Hände. Wer wird seinen Ball wohl als erster über kilometerlange Kabelstränge, aufgetürmte Barrikaden und endlose Düster-Labyrinthe ins finale Loch abseits der Südstartbahn putten können? Die ganze Welt hält den Atem an. Geht es noch spektakulärer?
Wer nach diesen möglichen Superlative-Erlebnissen immer noch erbost mit dem Finger auf Josep Blatter und Co. zeigt, der stört sich wahrscheinlich auch an bunten Fußballschuhen und für Ruhe und Ordnung sorgende Schaum-Smileys auf dem Rasen. Leute, macht euch locker! Das wird großartig! Und vielleicht ist die Erde ja doch eine Scheibe.
Quelle: ntv.de