Pokal-Wahnsinn auch in Osnabrück Schmerzensschreie trüben Hamburgs Sieg im Krimi
26.10.2021, 23:32 Uhr
Leibold musste augenscheinlich schwer verletzt vom Feld getragen werden.
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Der DFB-Pokalabend ist nichts für schwache Nerven. Alle drei Spiele gehen in die Verlängerung, Freiburg und Osnabrück ärgern sich spät und müssen ins Elfmeterschießen. Mainz dreht das Spiel gegen Bielefeld, bei Nürnberg und Hamburg überschatten Schmerzensschreie die Spannung.
VfL Osnabrück - SC Freiburg 2:3 i.E. (2:2, 1:1, 0:1)
Erst im Elfmeterschießen haben die Bundesliga-Himmelsstürmer des SC Freiburg ihre Erfolgsserie auch im DFB-Pokal fortgesetzt. Die Mannschaft von Trainer Christian Streich gewann beim Drittligisten VfL Osnabrück unerwartet mühsam mit 3:2 in den Duellen vom Punkt und erreichten im Nachsitzen das Achtelfinale. Nach der Verlängerung hatte es 2:2 (1:1, 1:0) gestanden. SC-Torhüter Benjamin Uphoff hielt drei Elfmeter. Keven Schlotterbeck (120.) hatte Freiburg kurz vor Ende der Verlängerung in die Elfmeterduelle gerettet. Zuvor hatte Sebastian Klaas mit seinem Treffer in der 108. Spielminute den VfL ganz nach an den Sieg herangebracht.

Gugganig köpfte Osnabrück in der siebten Minute der Nachspielzeit in der Verlängerung ...
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Die Niedersachsen hatten mit der letzten Aktion der regulären Spielzeit durch einen Treffer von Lukas Gugganig (90.+7) den Ausgleich erzwungen. Torschütze für die Gäste war Vincenzo Grifo, der in der 33. Minute einen Patzer von Torhüter Philipp Kühn nutzte. Osnabrücks Ba-Muaka Simakala (116.) sah kurz vor Schluss der hektischen Verlängerung noch Gelb-Rot.
Von der ersten Minute zeigte der Bundesliga-Dritte die gefälligere Spielanlage, doch am nötigen Tempo fehlte es zunächst. Vor 11.530 Zuschauern an der Bremer Brücke fand der Zweitliga-Absteiger immer wieder genug Zeit, sich rechtzeitig nach hinten zu orientieren. Der langsame Spielaufbau passte Streich überhaupt nicht. Immer wieder forderte der Freiburger Coach mit eindeutigen Gesten seine Schützlinge dazu auf, die Schlagzahl zu erhöhen. Die Niedersachsen hingegen waren bemüht, durch ruhiges Passspiel die technische Überlegenheit der in der Liga noch ungeschlagenen Breisgauer auszugleichen.
In der Offensive fand der Drittliga-Vierte, der in der ersten Runde Bundesliga-Absteiger Werder Bremen aus dem Wettbewerb geworfen, bis zur Pause kaum statt. Mit einer Ausnahme: In der 36. Minute scheiterte VfL-Torjäger Marc Heider aus kurzer Distanz frei stehend an Uphoff. Nach dem Seitenwechsel änderte sich an der Dominanz der Schwarzwälder, die erst vor drei Tagen in der Bundesliga beim Champions-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg mit 2:0 gewonnen hatten, wenig. Die Norddeutschen hatten kaum Ballbesitz und kamen nur selten zu Gegenattacken.
Doch nach einer knappen Stunde ergab sich ein anderes. Nun erhöhten die Platzherren den Druck, wurden aber dadurch anfälliger für Konter. Lukas Kübler (61.) verpasste nach schnellem Umschalten nur knapp einen zweiten Treffer für Freiburg in der regulären Spielzeit. Danach wurde es dramatisch.
1. FC Nürnberg - Hamburger SV 2:4 i.E. (1:1, 0:1)
Zweitligist Hamburger SV hat nach einem Elfmeter-Krimi das Achtelfinale erreicht. Im Zweitrunden-Duell der Altmeister beim Ligakonkurrenten 1. FC Nürnberg setzten sich die Hanseaten mit 4:2 im Elfmeterschießen durch, nachdem die Begegnung nach regulärer Spielzeit und Verlängerung 1:1 (1:1, 1:0) gestanden hatte. Die Gastgeber gingen nach Fehlschüssen von Lino Tempelmann und Asgar Sörensen erstmals nach einem Pflichtspiel in der laufenden Saison als Verlierer vom Platz. Hamburgs entscheidenden Elfmeter verwandelte Jonas David. David hatte den HSV auch schon in Führung gebracht (45.). Joker Taylan Duman (59.) erzwang acht Minuten nach seiner Einwechslung durch den Ausgleich die Verlängerung.
Das Prestigeduell im Nürnberger Max-Morlock-Stadion zwischen den beiden Bundesliga-Anwärtern erfüllte einen Monat nach dem 2:2 beider Teams in der Liga in Hamburg die Erwartungen über weite Strecken kaum. Der "Club" agierte zunächst mit zu wenig Tempo und konnte den HSV kaum in Verlegenheit bringen. Die Norddeutschen bemühten sich immerhin sichtlich um Offensivschwung. Bis zu Davids Führungstreffer per Kopfball nach einem Eckstoß jedoch waren zwei Distanzschüsse die einzig nennenswerten Annäherungsversuche der Gäste.
Eine bittere Rückkehr erlebte der langjährige Club-Linksverteidiger Tim Leibold. Der 27-Jährige wurde bei jeder Aktion ausgepfiffen und verletzte sich nach einem Zweikampf an der Seitenlinie mit Tom Krauß auch noch am rechten Knie. Leibold musste lange behandelt werden und wurde in der 22. Minute mit vor sein Gesicht geschlagenen Händen auf einer Trage in den Stadioninnenraum gebracht.
Nach der Pause begann die Begegnung mit einem Schreckmoment. Wenige Sekunden Wiederanpfiff stießen Krauß und sein Hamburger Gegenspieler Miro Muheim in einem Luftduell mit den Köpfen zusammen. Krauß schien zumindest vorübergehend bewusstlos und musste mit einer Trage vom Platz gebracht werden. Beim notwendig gewordenen Austausch bewies FCN-Coach Robert Klauß durch Dumans Einwechslung ein glückliches Händchen. Nur acht Minuten später sorgte der 24-Jährige per Direktabnahme für den Gleichstand.
Gegen Ende der regulären Spielzeit entwickelte sich der erhoffte Schlagabtausch, ohne dass zunächst einer Mannschaft der Lucky Punch gelang. In der Verlängerung machten die Gastgeber immer mehr Druck und brachten Hamburg mehrmals in Verlegenheit, konnten ihre Überlegenheit aber nicht zum entscheidenden Treffer nutzen.
1. FSV Mainz 05 - Arminia Bielefeld 3:2 (2:2, 0:1)
Der FSV Mainz 05 hat mit seinem ersten Achtelfinaleinzug seit vier Jahren Arminia Bielefelds Misere verschlimmert. In einem wilden Duell der Bundesligisten mit zahlreichen Torchancen setzte sich das Team von Trainer Bo Svensson mit 3:2 (2:2, 0:1) nach Verlängerung gegen die Ostwestfalen durch, die nun schon seit zehn Pflichtspielen ohne Sieg sind. Bereits am Samstag bietet sich Bielefeld aber im Liga-"Rückspiel" auf der Alm die Chance zur Revanche.

Klos schädelte die Arminia in die Verlängerung, in der aber nur noch Mainz traf.
(Foto: imago images/HMB-Media)
Nach dem Rückstand durch Masaya Okugawa (2.) drehte Mainz mit Toren von Jonathan Burkardt (53.) und Karim Onisiwo (59.) die Partie. Fabian Klos (89.) glich für die Gäste aus, doch der eingewechselte Marcus Ingvartsen (114.) verlängerte die Durststrecke der Bielefelder, die auch schon in den neun Bundesligaspielen seit der ersten Pokalrunde Anfang August nicht gewonnen haben.
Burkardt vergab nach 61 Sekunden die Riesenchance zur Führung. Nach der folgenden Ecke schaltete die Arminia blitzschnell um und Okugawa schockte die Gastgeber per lässigem Heber. Die 05er hatten zwar mehr Spielanteile, doch die Gäste blieben mit ihrem zielstrebigen Konterspiel brandgefährlich und erhöhten beinahe durch Okugawa (28.) und Bryan Lasme (35.).
Bis auf eine Kopfballchance durch Burkardt (36.) hatte die Arminia die anrennenden, aber oft zu ungenauen Mainzer gut im Griff. Direkt nach dem Seitenwechsel ging es aber wieder hoch her: Erst schrammte Lasme (47.) hauchdünn am zweiten Arminen-Treffer vorbei, zwei Minuten später verfehlte ein Freistoß des 05ers Aaron Martin das Tor knapp - besser machte es Burkardt aus kurzer Distanz per Kopf.
Nach dem Ausgleich wurde es richtig wild, dicke Torchancen ergaben sich fast im Minutentakt. Erst retteten die beiden Torhüter Robin Zentner (56.) und Stefan Ortega (57.) bärenstark, gegen den frei stehenden Onisiwo war Arminen-Keeper Ortega aber dann machtlos. Die Partie behielt auch anschließend ihr enormes Tempo, weil die Gäste anrannten und Mainz immer wieder gefährlich konterte. Joker Klos sorgte für die Verlängerung. Aber Mainz hatte das bessere Ende für sich.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa