So läuft der 33. Bundesliga-Spieltag Streich foppt Pep, Klopp entsagt Sepp
15.05.2015, 17:12 Uhr
Münchner Single-Krise: Selbst der SC Freiburg traut sich inzwischen Siege gegen Josep Guardiolas Meister-Bayern zu.
(Foto: imago/GEPA pictures)
Der Bundesliga-Abstiegskampf treibt skurrile Blüten. In Stuttgart rastet der Trainer aus, Freiburg will Guardiolas Single-Bayern leiden lassen und Paderborn verteilt Appetitzügler. Wolfsburg und BVB proben das Pokalfinale. Schalke zieht den "Stahlhelm" auf.
Wie hoch gewinnt der FC Bayern?
Gar nicht. Gegner an diesem 33. Spieltag ist schließlich der SC Freiburg. Und wenn der an sein Limit geht, sagt Coach Christian Streich, dann wird es ganz, ganz schwer für die Münchner: "Wenn wir ein gutes Spiel machen, unaufgeregt und schlau, mit Hunger und Präzision, und dabei an unsere Leistungsgrenze gehen, dann haben wir eine Chance zu gewinnen." Weil die Streich-Buben ihr Leistungslimit in dieser Saison noch nicht über 90 Minuten halten konnten, stecken sie dummerweise mitten im Bundesliga-Abstiegskampf, bescheidene 14 Tabellenplätze hinter Josep Guardiolas Meistern.
Die haben wiederum binnen zwei missratener Wochen in Pokal und Champions League zwei weitere Titelchancen einmal dramatisch-doof und einmal ernüchternd-unterlegen verspielt. Zur Strafe müssen sie mindestens bis zum Saisonende mit hochkarätigen Witzen a la "Die Triple-Bayern sind wieder Single" leben und sich sogar von Freiburg foppen lassen. Abschenken wollen die Münchner auf keinen Fall, das wäre nach den Pleiten gegen Leverkusen und Augsburg ja dann auch schon das dritte Mal in Folge. Fremd- und Selbstwahrnehmung gehen in diesem Fall allerdings auseinander, Bayern-Coach Guardiola findet: "Wir sind immer seriös, wir wollen gewinnen, wir wollen so gut wie möglich spielen." Im Breisgau könnte beim Kampf gegen den Pleiten-Hattrick eine ganz wichtige Münchner Stütze ausfallen: Welttorhüter Manuel Neuer ist angeschlagen. Da sein Vertreter Pepe Reina rotgesperrt ist und sein anderer Vertreter Tom Starke erst gerade ins Training zurückgekehrt, rückt gegen Freiburg möglicherweise der 20-jährige Ivan Lucic ins Münchner Tor. Ganz seriös.
Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?
Potentiell historisch gut, das haben die Statistikfreunde von kickwelt.de in mühevoller Analysearbeit eruiert. Nach Auswertung aller verfügbaren Daten in dreifacher Ausführung und Absicherung steht fest, dass die Dortmunder Borussia ihren Rekordtrainer Jürgen Klopp mit einer weiteren Bestmarke verabschieden könnte. Zwischen Rekord und Rekordtrainer steht aber erstmal der VfL Wolfsburg, der sich am 30. Mai im Berliner Pokalfinale auch zwischen Cup und Klopp schieben möchte. Eine absichtliche Niederlage bei der Generalprobe in Wolfsburg, um dann in zwei Wochen den großen Triumph einzufahren - diesen Trick schließt Klopp aber aus: "Leider hat Sepp Herberger das schon gebracht. Es uns jetzt von Wolfsburg 3:8 geben zu lassen und dann anschließend das Pokalfinale 3:2 zu gewinnen, ist auch nicht so leicht."
Wolfsburgs Sportdirektor Klaus Allofs sieht ohnehin nur bedingten Aussagewert im Ligaduell: "Derjenige, der das Liga-Spiel am Samstag gewinnt, ist ja noch lange nicht Pokalsieger." Der Sieger würde aber seine Tabellenposition in der Bundesliga festigen. Dort geht es für den BVB noch um Platz sieben und damit die Europa-League-Qualifikation via Liga und für den VfL um Platz zwei, neuerdings die Meisterschaft für den Ligarest. Bereits aus dem Titelschneider ist Andre Schürrle. Der Winter-Neuzugang vom FC Chelsea prahlt derzeit mit einer SMS vom Londoner Meistermind Jose Mourinho: "José Mourinho hat eine SMS geschickt und mir mitgeteilt, dass ich eine Medaille erhalte und zum letzten Spiel kommen soll."
Was passiert sonst noch?
Franco di Santo kann nachweisen, dass er ein ebenso professioneller Stürmer wie Robert Lewandowski und Max Kruse ist. Der wurde im Vorjahr Torschützenkönig für den BVB, obwohl er da schon längst beim FC Bayern spielen wollte. Der andere schoss vor wenigen Wochen das Siegtor für Gladbach - gegen Wolfsburg, wo er kurz danach einen hochdotierten Vertrag unterschrieb. In dieser Woche ging nun das Wort, dass Kruses Ersatz in Gladbach der Bremer di Santo werden könnte. Welch hübsche Volte, dass Bremer und Gladbacher an diesem Wochenende aufeinander treffen und Werder dringend einen Sieg braucht, um in der kommenden Saison seinen Erfolgscoach "Viktory" Skripnik auch international vorzeigen zu können.
Etwas weniger brisant ist das Heimspiel des FSV Mainz gegen den 1. FC Köln. Der Aufsteiger hat zwar noch theoretische Europaligachancen, gedenkt aber nicht, diese zu ergreifen. Das große Kölner Saisonziel für den Endspurt ist, die 40-Punkte-Marke zu überspringen, was bei derzeit 39 Zählern maximal durchschnittlich ambitioniert erscheint. FC-Coach Peter Stöger kündigte bereits an, etwas für die Moral in der Truppe zu tun: "Es werden auch Jungs zum Einsatz kommen, die wichtig für uns sind, aber zuletzt nicht im Fokus standen."
Achja, und: Bayer Leverkusen hat ein Heimspiel gegen Hoffenheim.
Wo wird's brisant?
Im Ländle, möchte man meinen. Dort ist Stuttgarts Coach Huub Stevens im Training der Kragen geplatzt: Er hat seine Spieler als "Affen" beschimpft, was ganz hübsche Bewegtbilder produziert hat. Anlass waren offenbar Unstimmigkeiten bei der Einstimmung auf das Abstiegsendspiel gegen den Hamburger SV. Siegen die Stuttgarter, wie es n-tv Tippgott Rainer Holzschuh orakelt, überholen sie den HSV definitiv. Als Schlusslicht mit nur 30 Punkten geht der VfB mit dem Privileg in den vorletzten Spieltag, als einzige Mannschaft schon definitiv absteigen zu können. Verlieren die Stuttgarter, könnte die Messe allerdings schon gelesen sein. Dazu müssten allerdings nicht nur die Freiburger (31 Zähler) den FC Bayern tatsächlich foppen, sondern auch Hannover (31) die potentiellen Augsburger Europokalhelden und gleichzeitig seine Horrorserie von 16 sieglosen Spielen in Folge stoppen.
Und zu guter Letzt müsste der SC Paderborn den Schalker Appetit zügeln. In Gelsenkirchen lechzt Manager Horst Heldt nach Punkten, um eine erneute Chaoswoche versöhnlich abzuschließen, das drohende Desaster Europa-League-K.o. abzuwenden und dem angekündigten 45-Minuten-Schweigeprotest der S04-Fans zu trotzen. "Da müssen wir jetzt einen Stahlhelm aufziehen und da durchgehen", ließ Heldt aus dem Schützengraben per Feldpost mitteilen. Paderborns Trainer Andre Breitenreiter schwebt allerdings ein formidabler Gegenschlag samt königsblauer Punktediät vor: "Wir haben die Unruhe auf Schalke in dieser Woche zur Kenntnis genommen. Wir haben auch zur Kenntnis genommen, dass sie uns auffressen wollen. Wir werden aber auf dem Platz eine Leistung bringen, die den Schalkern gar nicht schmecken wird."
Für welchen Trainer wird es eng?
Thomas Schaaf, immer noch. Die Frankfurter Eintracht schießt zwar wieder Tore und hat sich damit erneut an die Europa-League-Plätze herangesiegt. Trotzdem herrscht Zwietracht am Main, diverse Medien spekulieren unverdrossen über eine Ablösung von Schaaf am Saisonende. Der 54-Jährige zeigt sich davon völlig ungerührt. "Ich habe jeden Tag Spaß an der Arbeit, weil ich meinen Beruf liebe", sagte der 54-Jährige und vor dem Gastspiel bei der Berliner Hertha. Er wagte sogar einen optimistischen Blick in die neue Saison, er findet nämlich: "Die Ausgangssituation nach dieser Saison ist besser als im letzten Jahr. Der Kader ist prinzipiell schon gut aufgestellt." Eher mäßig ist die jüngste Auswärtsbilanz der Frankfurter: sechs Spiele ohne Tor und nur zwei Punkte in den letzten zwölf Gastspielen.
Aktuell eher mäßig aufgestellt sind die Berliner. Die Truppe von Pal Dardai wähnte sich schon gerettet, rutschte mit drei Niederlagen in Serie aber wieder gefährlich nah an die Abstiegszone. Geht es an den verbleibenden Spieltagen noch weiter nach unten und letztlich aus der Liga, würde der FC Bayern wieder zum Ostverein der Bundesliga werden. Zwei Dinge wird es in Berlin dennoch nicht geben: Eine Nichtabstiegsprämie und "Hurra-Fußball".
Quelle: ntv.de