Fußball

So läuft der 1. Spieltag nach Paris Terror? Die Show geht weiter!

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Was ist schon normal? Fußballspielen vielleicht? In der Bundesliga wollen sie es nach den Terroranschlägen von Paris versuchen. Den Anfang machen sie heute in Hamburg. Das Motto lautet: "Man muss die Angst auch mal ausblenden."

Was macht der Terror mit der Liga?

Die gute Nachricht zuerst: Nach den Terroranschlägen von Paris am Freitag vergangener Woche und dem abgesagten Länderspiel der deutschen Mannschaft gegen die Niederlande vier Tage später sollen am Wochenende alle 29 Partien in den drei deutschen Profiligen stattfinden. Das hat wenig Symbolcharakter und geschieht nicht aus Trotz und Solidarität. Der Alltag muss weitergehen, das gilt für alle. Und in der Welt des Fußballs bedeutet das: Die Show muss weitergehen. Eine Pause zu machen, innezuhalten, schien keine Option zu sein. Und so versuchen alle, mit so viel Gelassenheit wie möglich das zu simulieren, was einst Normalität war; wobei einst in diesem Fall bedeutet: am zwölften Spieltag der Fußball-Bundesliga. Also vor gerade einmal zwei Wochen. Spieler, Trainer, Funktionäre und die Zuschauer tun das mit gemischten Gefühlen. Der 13. Spieltag ist keiner wie jeder andere. Es ist der erste Spieltag nach Paris, wo Terroristen in der Innenstadt mindestens 129 Menschen abschlachteten und offenbar auch einen Anschlag auf das Stade de France geplant hatten, wo sich 70.000 Zuschauer versammelt hatten, um sich das Freundschaftsspiel der französischen Fußballer gegen die DFB-Elf anzusehen. Es wird sich weisen, ob Reinhard Rauball Recht behält. Nachdem am Dienstag zum ersten Mal eine Partie einer deutschen Mannschaft wegen einer Terrorwarnung nicht stattfinden konnte, hatte der interimistische Präsident des DFB hatte in Hannover prophezeit, "dass der Fußball in Deutschland mit dem heutigen Tag in vielen Facetten eine andere Wende bekommen hat".

Wie ist die Stimmung in Hamburg?

Und so schauen alle, die sich für Fußball interessieren, und viele andere auch, was heute in Hamburg geschieht. Dort eröffnet der HSV (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) mit dem Spiel gegen die Dortmunder Borussia vor 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volkspark diesen ersten Spieltag nach Paris.

"Ich habe kein mulmiges Gefühl, zu spielen": Thomas Tuchel.

"Ich habe kein mulmiges Gefühl, zu spielen": Thomas Tuchel.

(Foto: imago/Thomas Bielefeld)

Was er darüber denkt, hat Thomas Tuchel, der Trainer des BVB, so formuliert: "Ich habe kein mulmiges Gefühl, zu spielen. Aber es ist ein bisschen komisch, über Positionen auf dem Feld in der Videoanalyse zu sprechen. Es wird einem brutal vor Augen geführt, dass es immer tausend wichtigere Dinge auf der Welt als eine Videoanalyse gibt." Sein Hamburger Kollege Bruno Labbadia geht so vor: "Man muss die Angst und die Bedenken auch mal ausblenden. Es ist nun einmal so, dass wir trotzdem funktionieren müssen." Wie in alles Stadien des Landes setzen die Vereine und die Polizei auf stärkere Kontrollen und mehr Einsatzkräfte als üblich. Normal ist das nicht. Und sportlich? Spielt der Tabellenelfte gegen die Mannschaft, die als einzige von sich behaupten darf, dem FC Bayern zumindest ansatzweise auf den Fersen zu sein. Hamburgs Sportdirektor bewies, dass er der branchenüblichen Rhetorik immer noch mächtig ist und sagte: "Wir müssen brutal effizient sein. Dazu leidenschaftlich, solidarisch und fast fehlerfrei verteidigen."

Wie reagiern sie auf Schalke und beim FC Bayern?

Der ungeschlagene Tabellenführer aus München fährt "ohne Angst", wie Jérôme Boateng sagte, nach Gelsenkirchen, wo er und seine Kollegen am frühen Samstagabend beim FC Schalke 04 antreten, der seit sechs Pflichtspielen nicht mehr gewonnen hat. Und Boateng hat einen Wunsch, wie der der "Bild"-Zeitung verriet: "Fußball soll und muss schön bleiben. Unterhaltsam, ein Fest für alle. Wir müssen versuchen, langsam zur Normalität zurückzukehren." Der Innenverteidiger erlebte beim Länderspiel in Paris unschöne Stunden mit den Kollegen der deutschen Nationalmannschaft. In Hannover war er nicht dabei. "Natürlich beschäftigt uns das alles. Ich habe den Herzenswunsch, dass alle Menschen, Fußballfans und Spieler, Nichtfußball-Fans, einfach alle, wieder zu einem unbeschwerten Leben zurückkehren können. Und ich habe das Vertrauen, dass die Sicherheitsbehörden ihre Arbeit erfolgreich machen." Das hat Schalkes Trainer André Breitenreiter auch. Zumindest sagt er das. "Aber es bleibt ein mulmiges Gefühl." Für die Partie sind alle keine Karten verkauft, mehr als 60.000 Zuschauer werden erwartet. Für den FC Bayern ist das nichts Neues: Es ist ihr 300. Bundesligaspiel in Folge, das ausverkauft ist.

Was passiert sonst noch?

Im Grunde sind alle froh, wenn nichts passiert. Und wie alle beschwören sie auch vor der Partie des VfL Wolfsburg gegen den SV Werder Bremen am Samstagnachmittag die vielzitierte Normalität. "Wir sind davon überzeugt, dass an diesem Spieltag nichts passieren wird. Dies strahlen wir als Führung auch vor der Mannschaft aus", sagte Werders Sportdirektor Rouven Schröder. Allerdings: "Die Antennen sind ausgefahren. Jeden berührt dieses Thema. Jeder macht sich Gedanken, wie es weitergeht. Aber wir dürfen uns davon nicht beeinflussen lassen."

Bas Dost, der am Dienstag mit der niederländischen Nationalelf in Hannover war, sagte: "Es ist einfach traurig, dass solche Sachen vorkommen. Aber das Leben geht weiter, am Samstag spielen wir gegen Bremen - darauf haben wir Lust." So ganz ohne sei das in Hannover allerdings nicht gewesen: "Wir sind auf dem Weg ins Stadion gewesen. Dann kam ein Polizist in den Bus und hat gesagt, dass das Spiel abgesagt ist. Wir hatten einen Schock. Man hat viele Polizisten mit Waffen gesehen, natürlich hat man dann Angst. Aber die Polizei hatte alles hervorragend organisiert. Ich war sicher, meine Kollegen auch." Und dennoch betont der Angreifer: "Ich lasse mich nicht von solchen Sachen ablenken." Alles ganz normal?

Zudem spielen: 1. FC Köln - FSV Mainz; Borussia Mönchengladbach - Hannover 96; Eintracht Frankfurt - Bayer 04 Leverkusen; VfB Stuttgart - FC Augsburg (alle Samstag, 15.30 Uhr); Hertha BSC - TSG Hoffenheim (Sonntag, 15.30 Uhr); FC Ingolstadt - SV Darmstadt 98 (17.30 Uhr).

Das Zitat der Woche

"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern." Innenminister Thomas de Maizière verunsichert nach der Absage des Länderspiels in Hannover die Bevölkerung.

Quelle: ntv.de

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