Diskussion um Wechselfristen Transfer-"Affentheater" soll enden - nur wie?
22.08.2017, 10:43 Uhr
Karl-Heinz Rummenigge möchte den Transfermarkt vor Saisonbeginn schließen.
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Hans-Joachim Watzke Watzke, Max Eberl, Karl-Heinz Rummenigge - Verantwortliche deutscher Fußballklubs sprechen sich für einen früheren Transferschluss aus. Die Premier League will dies festlegen. Eine einheitliche Umsetzung ist aber problematisch.
Hans-Joachim Watzke hat genug. "Die Fans freuen sich im Sommer, auf Deutsch gesagt, nicht auf die ganze Transferscheiße, sondern auf Fußball", schimpfte der Geschäftsführer der Dortmunder Borussia beim Bezahlsender Sky. "Wenn die Liga losgeht, muss es nur noch um Fußball gehen" - und nicht um "dieses Affentheater". Mit seiner Forderung steht Watzke nicht alleine. Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl hält es für "Betrug am Zuschauer, wenn er Dauerkarten kauft und plötzlich sind die besten Spieler weg".

Wäre das Transferfenster bereits geschlossen, hätte der BVB keinen Ärger mehr mit Ousmane Dembélé.
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Die Meinung ist eindeutig: Nach Saisonbeginn sollten keine Transfers mehr möglich sein. Und das müsse die Uefa, sagt Watzke, mit der European Club Association (ECA) regeln. Bereits vor zwei Jahren hat Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge - seit 2008 auch Vorsitzender der ECA - neue Regelungen angeregt. "Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, dass in der Zukunft vielleicht der Transfermarkt geschlossen ist, wenn die Saison beginnt." Dass dies klappen könnte, ist allerdings unwahrscheinlich. Die ECA hält es für unrealistisch, den Transferschluss vorzuverlegen, solange die Ligen nicht gleichzeitig ihre Saisons beginnen.
Außerdem wollen die Klubs die Qualifikationsspiele für Champions League und die Europa League abwarten, ehe sie die Kaderplanung abschließen. Die über 200 ECA-Mitglieder zu einen ist also schwierig. Es ist aber durchaus möglich, dass bei der Vorstandssitzung der ECA an diesem Donnerstag in Monaco das Thema zur Sprache kommt - wegen der englischen Klubs. Die Eigentümer der Premier League wollen am 7. September darüber abstimmen, ob der Transferschluss vorverlegt werden soll. Derzeit ist von einer "Deadline" eine Woche vor Saisonbeginn die Rede. 14 von 20 Klubs müssten einer Änderung zustimmen, damit sie angenommen wird.
59 Minuten Unterschied
Letztlich wäre ein vorverlegter Transferschluss sogar im Interesse der Fifa. "Die erste Registrierungsperiode beginnt am Schluss der Spielzeit und endet im Normalfall vor Beginn der neuen Spielzeit", heißt es in den Verbandsstatuten über Transferfenster. Das bedeutet, dass die Klubs ihre Planung vor Saisonbeginn abgeschlossen haben sollten, eine Vorschrift ist das allerdings nicht. Wenn eine Liga beschließt, den Transferschluss zu ändern, wird er zwölf Monate später wirksam.
Es gibt aber ein Problem: Sollte sich zum Beispiel die englische Premier League für einen Transferschluss eine Woche vor Saisonbeginn entscheiden, darf es danach nur innerhalb der Premier League oder vom Ausland in die Premier League keine Transfers mehr geben. Ins Ausland abgeben könnten die Klubs ihre Spieler weiterhin - bis auch in diesen Ligen das Transferfenster zuklappt. Derzeit schließt das Transferfenster in England um 23.59 Uhr am 31. August, zeitgleich mit der französischen Ligue 1; die Bundesliga schließt 5 Stunden und 59 Stunden vorher, Italiens Serie A 59 Minuten vorher.
In der spanischen Primera Division darf bis zum 1. September transferiert werden, die Klubs der türkischen Süper Lig haben bis zum 8. September Zeit. Zumindest diese Ligen müssten sich auf einen gemeinsamen Transferschluss einigen. Hinzu kommt, dass die Ligen auch zu unterschiedlichen Zeiten anfangen. In Frankreich begann die Saison am ersten Augustwochenende, in England am zweiten, in Spanien, Italien und Deutschland am dritten. Auch hier wäre ein einheitlicher Beginn nötig, um zu gewährleisten, dass alle Klubs bei Transfers die gleichen Chancen haben.
Quelle: ntv.de, Thomas Häberlein, sid