Reform spaltet Europas Fußball Uefa macht reiche Klubs noch reicher
05.09.2016, 19:55 Uhr
Real Madrid, Arbeitgeber von Toni Kroos, profitiert besonders vom neu eingeführten Klubkoeffizienten der Uefa.
(Foto: imago/Ulmer)
Durch die Reform ihrer Klubwettbewerbe will die Uefa noch mehr Geld einnehmen als bisher. Doch kleinere Klubs werden davon wohl kaum etwas abbekommen: Durch die Umstrukturierungen werden die Vereine belohnt, die ohnehin schon zur Elite gehören.
Mehr! Mehr! Mehr! Die Uefa will in den kommenden Jahren Milliarden scheffeln und verteilen. Doch profitieren werden davon vor allem die, die jetzt schon im Geld schwimmen. Zwar plant die Europäische Fußball-Union laut des Fachmagazins "Kicker" ab der Saison 2018/2019 mit Europacup-Einnahmen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro - der neue, komplizierte Verteilerschlüssel wird den Wettbewerb vor allem in der Champions League aber noch weiter verzerren.
"Das neue System zielt darauf, die sportliche Leistung stärker zu honorieren", sagte Uefa-Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti bei der Vorstellung des neuen Europapokal-Systems Ende August in Monaco. Es werde eine "signifikante Steigerung" der Prämien geben.
Die aktuell rund 1,3 Milliarden (von insgesamt 2,35 Milliarden), die allein in der Königsklasse fließen, werden nach einem Drei-Säulen-System verteilt. 40 Prozent der Gesamterlöse der Klubs kommen aus dem "Marktpool" (507 Millionen Euro), der Rest verteilt sich auf das Startgeld (12,7 Millionen Euro für jeden der 32 Teilnehmer) und die sportlichen Prämien für Siege, Unentschieden und das Weiterkommen. Ab 2018 wird das anders, und für die Kleinen nicht besser. Dann fließen aus den Einnahmen des Marktpools nur noch 15 Prozent. Als vierte Säule kommt ein neuer Klubkoeffizient dazu, in dem neben den aktuellen Erfolgen auch die Titelgewinne in der Klub-Historie berücksichtigt werden. Wer also immer schon gewonnen hat, wird dafür mit noch mehr Millionen belohnt.
Neuer Verteilerschlüssel lässt Top-Klubs jubeln
Eine Simulation, die der "Kicker" vor der Tagung der mächtigen Klub-Vereinigung ECA am Montag und Dienstag in Genf veröffentlichte, rechnet den neuen Verteilerschlüssel mit den zusätzlichen Millionen auf die vergangenen Saison zurück. Champions-League-Sieger Real Madrid hätte demnach rund 136 Millionen Euro kassiert - ohne die Einnahmen aus dem eigenen Ticketverkauf.
Halbfinalist FC Bayern wäre auf etwa 108 Millionen Euro an Prämien gekommen, was im Sommer ungefähr einen Paul Pogba wert gewesen wäre. Der Bundesligist, der zuletzt fünfmal in Folge mindestens das Halbfinale erreicht hatte, profitiert deutlich von der Einführung des Klubkoeffizienten. Zwar gibt es noch keine offiziellen Zahlen der Spielzeit 2015/2016, die Münchner dürften ohne die Einnahmen aus den Heimspielen aber nicht mehr als 65 Millionen Euro Prämien kassiert haben.
Für die weiteren Teilnehmer der Bundesliga an der Champions League 2015/16 zeigt die Simulation folgende Summen auf: VfL Wolfsburg 66 Millionen Euro, Bayer Leverkusen 43 Millionen Euro und Borussia Mönchengladbach knapp 34 Millionen Euro. Der israelische Klub Maccabi Tel Aviv bekäme dagegen nur 19,6 Millionen Euro. Die Schere zwischen Arm und Reich dürfte immer größer werden. Die Reform der Klub-Wettbewerbe umfasst zudem vier feste Startplätze für die vier Top-Nationen in der Gruppenphase der Champions League. Des Weiteren wird über die Verschiebung der Anstoßzeiten (bisher: 20.45 Uhr) auf 19 und 21 Uhr beraten.
Quelle: ntv.de, Jan Mies, sid