Skandalöse Copa América Vidal betrunken am Steuer, Neymar rastet aus
18.06.2015, 12:50 Uhr
Der Brasilianer Neymar verlor nach dem Spiel die Kontrolle.
(Foto: imago/Xinhua)
Dem brasilianischen Superstar Neymar brennen bei der Copa Améria alle Sicherungen durch, der chilenische Starkicker Arturo Vidal fährt seinen Ferrari betrunken zu Schrott. Doch während Neymar als Lüge für den Fußball beschimpft wird, gibt's Zuspruch für Vidal.
Beim Schlusspfiff brannten Neymar die Sicherungen durch. Brasiliens Superstar ließ nach dem 0:1 gegen Kolumbien seinem Frust freien Lauf, drosch erst einem "Cafetero" aus kurzer Distanz den Ball in den Rücken, versetzte einem zweiten einen Kopfstoß und sah auf der anschließenden Flucht Richtung Kabine für seinen Ausraster zu Recht die Rote Karte. Damit endete der siebte Tag bei der Copa América so, wie er begonnen hatte: mit einem handfesten Skandal.

Arturo Vidal tut alles total Leid, als Wiedergutmachung für seine Trunkenheitsfahrt will er nun den Titel mit Chile holen.
(Foto: imago/Xinhua)
Für den ersten Aufreger hatte der Ex-Leverkusener Arturo Vidal gesorgt, der bei einer Alkoholfahrt seinen Ferrari zu Schrott fuhr, daraufhin die Nacht in Haft verbrachte und somit Gastgeber Chile vor dem Gruppenfinale der Südamerikameisterschaft einen Bärendienst erwies. Vidal fand bei seinem Nationaltrainer Jorge Sampaoli Nachsicht, ebenso Neymar bei Brasiliens Coach Dunga. "Wir sind alle nur Menschen. Man kann nicht das, was in unserem privaten Leben passiert, von dem beruflichen trennen", formulierte der 51-Jährige geheimnisvoll, gab dann aber den nicht immer mit fairen Mitteln einsteigenden Kolumbianern und dem seiner Meinung nach zu nachsichtigen Schiedsrichter die Schuld für Neymars Ausraster.
Funktionierte die "One-Man-Show" noch beim 2:1 zum Auftakt gegen Peru, lief beim 23-Jährigen ausgerechnet am Tag, als eine neue Anklage wegen seines undurchsichtigen Wechsels 2013 zum FC Barcelona bekannt wurde, nichts zusammen. Immerhin hätte der Hoffenheimer Roberto Firmino für ein Remis sorgen können, doch der einzige Bundesliga-Profi im Selecao-Kader drosch in der 58. Minute den Ball kläglich über das leere Tor.
Neymars Sperre - kein gutes Omen
Neymar ist für das Gruppenfinale am Sonntag gegen Venezuela automatisch gesperrt - und wohl auch beim Start der K.o.-Runde. Deja-vu mit der WM vor einem Jahr, als er nach dem Viertelfinale gegen Kolumbien verletzt ausfiel und beim historischen 1:7 gegen Deutschland und dem 0:3 im "kleinen Finale" gegen die Niederlande schmerzlich vermisst wurde. Kein gutes Omen. Während die Selecao-Kollegen Neymar durch die Bank in Schutz nahmen, fand der Champions-League-Sieger beim Gegner nur Hohn und Spott. "Neymar ist eine Lüge für den Fußball. Geh nach Hollywood", twitterte gar Kolumbiens Idol Faustino Asprilla und feierte das Siegtor durch Jeison Murillo (36.) vor 44.008 Zuschauern im Monumental-Stadion von Chiles Hauptstadt Santiago.
Nur wenige Kilometer entfernt versuchte derweil die Gastgeber-Elf, nach der Alkoholfahrt von Arturo Vidal möglichst schnell zur Tagesordnung zurückzukehren. "Vidal ist für uns ein wertvoller Spieler, und es war kein gravierender Fehler", urteilte Nationalcoach Sampaoli und ließ den Ex-Leverkusener gnadenvoll im Kader.
Der Star von Italiens Champions-League-Finalist Juventus Turin versprach umgehend: "Ich werde jetzt alles geben, um den Titel zu holen." Schließlich ist "Rey Arturo" mit seinen bisher drei Toren auch so etwas wie die "One-Man-Show" der Roten (La Roja). Seit Mittwoch selbst als Skandalnudel abseits des Platzes. Denn Vidal fuhr zunächst auf der Rückkehr ins Quartier seinen nagelneuen Ferrari zu Schrott. Weil Alkohol im Spiel war, verbrachte er die Nacht auf dem Polizeirevier. Am Morgen dann die Schnell-Verhandlung, das vorläufige Urteil eines Führerschein-Entzugs, die Rückkehr ins Teamlager und eine zweiminütige, tränenreiche Pressekonferenz mit Entschuldigungen in alle Richtungen.
Bleibt abzuwarten, wie die bislang eher unterkühlt auftretenden Fans am Freitag im Duell gegen das punktgleiche Bolivien (beide 4) reagieren. Zuvor trifft Mexiko (2) auf Ecuador (0). Aus den drei Vorrundengruppen kommen jeweils die beiden Erstplatzierten sowie die zwei besten Gruppendritten weiter.
Quelle: ntv.de, Heiner Gerhardts, sid