Bloß keine Missverständnisse Warum war Bayern-Star Sané nur so wütend?
14.09.2022, 11:41 Uhr
Leroy Sané wurde ausgewechselt. Aber das machte ihn nicht wütend.
(Foto: IMAGO/Passion2Press)
Plötzlich kracht die Trinkflasche hart auf den Boden. Leroy Sané hat sie geworfen. Aber warum? Der Flügelstürmer hatte in der Champions League für den FC Bayern gegen den FC Barcelona doch ein schönes Tor geschossen. Tja, seine Ansprüche sind nach einem langen Tal deutlich gewachsen.
Leroy Sané wollte bloß keine Missverständnisse aufkommen lassen. Sein wütender Trinkflaschenwurf sei kein Ausdruck von Ärger über seine Auswechselung, für ihn kam Mathys Tel, gewesen. Jedes Wort in diese Richtung hätte die unliebsame Diskussion über Rotations- und Stimmungsprobleme beim FC Bayern weiter befeuert. Also, keine derartige Wut. Vielmehr habe er sich über seine eigene Leistung beim 2:0-Heimsieg gegen den FC Barcelona am Dienstagabend geärgert. Und tatsächlich war der Flügelstürmer im Champions-League-Duell gegen den teuer auferstandenen katalanischen Riesen nicht so präsent wie in den vergangenen Partien.
Allerdings hatte Sané einen Moment, in dem seine tausendfach bescheinigte Weltklasse aufblitzte. Nach 54 Minuten war er von Jamal Musiala schön freigespielt worden, Sané nahm den Ball mit, sprintete durch die Mitte der katalanischen Verteidigung, hängte alle Gegenspieler ab und schob das Spielgerät ganz gefühlvoll in die lange Ecke. Torwart Marc-André ter Stegen war ohne Chance. Die Münchner hatten das Duell in wenigen Augenblicken gedreht. Abwehrspieler Lucas Hernández hatte kurz zuvor per Kopfball auf 1:0 gestellt. Die bessere Mannschaft waren die Gastgeber bis zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gewesen.
Dass sie nicht einem Rückstand hinterherlaufen mussten, hatten sie ausgerechnet Robert Lewandowski zu verdanken. Der Stürmer, der im Frühjahr/Sommer 2022 alles getan hatte, um die bayrische Hauptstadt zu verlassen, kehrte nicht als eiskalter Stürmer zurück (so kannte man ihn ja), sondern als Mann, der erstaunlich abschlussschwach agierte. Für Sané nur ein Randthema. Für seine Gesprächspartner auch. Die Flasche (also die Trinkflasche) stand in der Mixed Zone im Mittelpunkt der Ereignisse. "Heute war es okay, ich habe ein Tor geschossen, aber kein gutes Spiel gespielt. Deswegen musste die Flasche leiden."
Fingerzeig für einen Platz bei der Wüsten-WM
Nach wieder einmal rätselhaften Monaten und offener Kritik von den Klub-Verantwortlichen in München hat sich der Flügelstürmer in den vergangenen Wochen massiv gesteigert und im wuchtig gepimpten Starensemble von Trainer Julian Nagelsmann einen festen Platz verdient. Angesichts der Top-Konkurrenz um Serge Gnabry, Kingsley Coman, Thomas Müller und Musiala ist das durchaus ein bemerkenswertes Statement. Eines, das als wichtige Selbstvergewisserung dient. Denn Sané hat den öffentlich formulierten Anspruch, ein Unterschiedsspieler sein zu wollen. Aber es ist auch ein starkes Statement in Richtung Kader für Katar. Dort wird in der Vorweihnachtszeit die Weltmeisterschaft ausgespielt. Und der Bundestrainer, Hansi Flick, macht Form und Rhythmus zu den Kernkriterien seiner Nominierung.
Der 26-Jährige weist das Thema Wüsten-Turnier (noch) weit von sich. Klar aber ist: Die Leistungskurve geht steil nach oben. "Schalter umgelegt?", antwortete er auf eine entsprechende Frage nach seinem schwachen ersten Halbjahr 2022 und schob nach: "Ich konzentriere mich nur auf mich selbst und meine Leistung, möglichst besser als heute." Wenn einer weiß, wie schnell aus Hype wieder Kritik werden kann, dann ist es Sané.
Quelle: ntv.de, tno