Fußball

USA zu stark, nun Gibraltar Was läuft falsch beim Weltmeister?

Na, sooo schlimm war's jetzt auch nicht, Joachim Löw. Aber, auch das ist Teil der Wahrheit, richtig rund läuft es beim Weltmeister derzeit nicht.

Na, sooo schlimm war's jetzt auch nicht, Joachim Löw. Aber, auch das ist Teil der Wahrheit, richtig rund läuft es beim Weltmeister derzeit nicht.

(Foto: imago/ActionPictures)

Es läuft nicht rund bei der DFB-Elf. Nach der bitteren Pleite gegen die USA und vor der Partie gegen Gibraltar sehnen sich alle nach Urlaub. Bundestrainer Joachim Löw hält den Ball flach - sieht aber auch die Schwächen seines Teams.

Was er denn jetzt mitnehme für die Partie gegen Gibraltar, wurde Joachim Löw gefragt. "Relativ wenig", sagte der Bundestrainer. Das überrascht nun nicht. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat am Mittwochabend in Köln ihr Testspiel gegen die Vereinigten Staaten von Amerika mit 1:2 (1:1) verloren. Dementsprechend enttäuscht verließen die meisten der 40.248 Zuschauer das Stadion in Müngersdorf, nachdem sie zuvor für eine Stimmung gesorgt hatten, die ebenfalls wenig weltmeisterlich war. Selbst als die DFB-Elf vor der Pause ein sehr ansehnliches Spiel zeigte, war es häufig so still, dass auf den Tribünen zu hören war, wenn die Spieler den Ball stoppten: "Plopp - plopp - plopp."

Deutschland - USA 1:2 (1:1)

Deutschland: Zieler - Rudy, Mustafi, Rüdiger, Jonas Hector - Schweinsteiger (46. Khedira), Gündogan (60. Kramer) - Herrmann (73. Bellarabi), Özil, Schürrle (46. Podolski) - Götze (73. Kruse);

USA: Guzan - Chandler, Alvarado, Brooks, F. Johnson (46. Evans) - Zardes (73. Wood), Williams (46. Beckerman), Bradley, Diskerud (74. Morales) - Johannsson (74. Morris), Agudelo (46. Yedlin).

Tore: 1:0 Götze (12.), 1:1 Diskerud (41.), 1:2 Wood (87.)

Zuschauer: 40.348

Dass die Löw'schen Eleven aber gegen das erfrischend motivierte und gut spielende Team von Jürgen Klinsmann letztlich verdient als Verlierer vom Platz gingen, lag allerdings weniger am mangelnden Zuspruch als vielmehr daran, dass die DFB-Elf nach der Pause kollektiv abbaute und der Bundestrainer den Spielfluss mit fünf Auswechselungen nicht gerade förderte. Da stellt sich die Frage: Was läuft falsch beim Weltmeister? Nach dem Triumph in Brasilien hat die deutsche Nationalmannschaft von den drei Freundschaftsspielen vor eigenem Publikum zwei verloren. Am 3. September vergangenen Jahres gab's in Düsseldorf bei der Neuauflage des WM-Endspiels ein 2:4 gegen Argentinien, die Partie gegen Australien in Kaiserslautern am 25. März endete 2:2 - und nun das 1:2 in Köln gegen die USA.

Der Bundestrainer hält den Ball flach

Auch in der Qualifikation für die Europameisterschaft, die im kommenden Jahr in Frankreich stattfindet, läuft es nicht überragend. Nach fünf von zehn Spielen stehen zehn Punkte zu Buche. In der Tabelle der Gruppe D reicht das nur zu Platz drei. Kommt da der Partie im portugiesischen Faro am Samstag (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen Gibraltar eine Bedeutung zu, die dieser Pflichtaufgabe gegen einen der letzten europäischen Fußballzwerge nun wirklich nicht zusteht? Nicht wirklich. Der Bundestrainer war jedenfalls bemüht, den Ball flach zu halten. Klar, ein wenig ärgerlich sei die Niederlage sei schon. Aber auch gut zu verschmerzen, wie er versicherte. Schließlich hätten die meisten Spieler die vergangenen zwei Wochen nach dem Ende der Saison nicht auf dem Trainingsplatz verbracht, von Spieltrhythmus könne schon gar keine Rede sein. Und außerdem hatte er einige seiner Besten wie Torhüter Manuel Neuer und Marco Reus zum Beispiel gar nicht erst eingeladen. "Von daher war ich mit den ersten 45 Minuten wirklich unglaublich zufrieden. Wir hatten wahnsinnig viele gute Aktionen nach vorne."

In der Tat hatte nicht nur Löw "viel Dynamik und viel Tempo" gesehen. Er sah aber auch, was er hinterher mit "hätten müssen schaffen" umschrieb: Mindestens ein Tor mehr hätte seine Spieler erzielen können. Mario Götze zum Beispiel, André Schürrle, Mesut Özil. Haben sie aber nicht. Und dann kam es, wie es vielleicht kommen musste. "In der zweiten Halbzeit haben wir das Tempo nicht halten können und einfach ein bisschen abgebaut. Ich habe allerdings auch erwartet, dass das so sein wird. Von daher glaube ich, wir können damit gut leben." Womit wir wieder beim "hätten müssen schaffen" aus der ersten Hälfte sind. Und wie geht’s weiter? "Wir werden die Konzentration hochhalten, um gegen Gibraltar ein gutes Spiel zu machen. Und dann ist es für viele Spieler wahnsinnig wichtig ist, dass sie mal drei, vier Wochen Urlaub machen. Von daher sind wir dann froh, wenn dann am Samstag irgendwie die Saison abgeschlossen ist." Klingt nach hinfliegen, drei Punkte holen - und dann nichts wie weg. Mehr, so scheint es, ist im Moment nicht drin. Ob das ein grundsätzliches Problem ist, wird sich erst noch erweisen.

Denn eine gute Nachricht für alle, die es mit der deutschen Mannschaft halten, gibt es: Noch ist nichts passiert. Die entscheidenden Spiele stehen im Herbst an, wenn es am 4. September in Frankfurt gegen Polen geht, drei Tage später in Glasgow gegen Schottland und am 8. Oktober in Dublin gegen Irland. Das letzte Spiel der Qualifikation findet dann wieder drei Tage später in Leipzig gegen Georgien statt. Kein Grund zur Panik also, zumal die Uefa ihr Turnier erstmals mit 24 Mannschaften ausrichtet. Die Erst- und Zweitplatzierten jeder der neun Gruppen nehmen teil. Hinzu kommt der beste Gruppendritte; die anderen acht treten in vier Playoffpartien mit Hin- und Rückspiel gegeneinander an. Will heißen: So schlecht kann die DFB-Elf gar nicht spielen, als dass sie die EM verpassen würde. Bis dahin gilt, was Jürgen Klinsmann, der Trainer der USA, nach der Parte in Köln mit einer gewissen Genugtuung konstatierte: "Wir haben es verdient, hier zu gewinnen. Ich kann mich nicht beklagen."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen