Fußball

Die Besonderheit des Timo Werner Wenn Mr. Doppelpack sich erstmal befreit ...

Wenn das erste Tor geschafft ist, ist bei Timo Werner oft noch nicht Schluss.

Wenn das erste Tor geschafft ist, ist bei Timo Werner oft noch nicht Schluss.

(Foto: imago images/Matthias Koch)

Timo Werner mag es doppelt: Beim 3:1-Erfolg des DFB-Teams in der Nations League gegen die Ukraine war der Torjäger gar nicht besonders gut ins Spiel eingebunden, erzielte aber dennoch den 27. Doppelpack seiner Karriere.

Timo Werner kennt in den Strafräumen des Leipziger Stadions jeden Grashalm. 46 Tore hatte der Stürmer in den vergangenen vier Jahren in dieser Arena für RB Leipzig erzielt. Sein Wohnzimmer, sagt man in solchen Fällen. Wie der Centre Court in Wimbledon für Boris Becker oder das American Airlines Center der Dallas Mavericks für Dirk Nowitzki. Bei seiner Rückkehr in das alte Refugium machte der zum FC Chelsea in die Premier League gewechselte Angreifer mit dem Nationalteam jedenfalls da weiter, wo er mit Rasenballsport aufgehört hatte. Viereinhalb Monate nach seinem Abschied aus Deutschland steuerte Werner an alter Wirkungsstätte zwei Treffer zum verdienten 3:1 (2:1)-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine bei. Kein glanzvolles Spiel von Werner, aber ein gnadenlos effektives vor dem Tor.

"Ich hatte hier vier Jahre lang sehr viel Spaß am Fußball und am Toreschießen", sagte Werner im ZDF. Jetzt mache es ebenso Spaß, "in mein altes Stadion zu kommen und vor allem zu gewinnen". Das gewohnte Umfeld sei dabei auch ein Faktor gewesen. Werner brillierte nicht, er war einfach da, wo er sein musste, um die Vorlagen selbstverständlich zu verwerten.

So waren es eher die Tor-Assistenten, die zu Recht viel Lob einheimsten. Vor allem die Vorarbeit zu Werners 2:1 per Kopf war außergewöhnlich. Der starke Robin Koch, den Bundestrainer Joachim Löw als Sechser aufgeboten hatte, um das Spiel der Ukrainer durch das Zentrum zu stören, chipte hinter die Abwehrkette auf Leon Goretzka, der den Ball mit einer Scherenschlag-Annahme artistisch kontrollierte und mit Tempo in die Mitte flankte, wo Werner wuchtig herangerauscht kam (33.). Beleg der neuen Robustheit aus der Premier League.

Die Last des ersten Tores

"Mein Tor war einfach, aber wie Leon den Ball herunterholt und in die Mitte bringt, war sehr gut", lobte der 24-Jährige. Gäbe es die Torvorbereitung des Monats, wäre Goretzkas Geniestreich der sichere Gewinner. Der Offensivmann vom FC Bayern München, als antreibender Regisseur im Mittelfeld und Führungsspieler bester Akteur der Partie, gab das Lob zurück. "Normalerweise schießt man so hin und wieder aufs Tor, ich habe jetzt den Ball so angenommen - anders komme ich einfach nicht dran", erklärte Goretzka seinen Geniestreich. "Und Timo macht ihn super weg."

Werner-Kenner wissen, dass der gebürtige Stuttgarter oft doppelt trifft, wenn die Last des ersten Tores von ihm abgefallen ist. Bereits zum 27. Mal in seiner Profikarriere - zum dritten Mal im DFB-Dress - traf "Mr. Doppelpack" Werner zweifach. So war es auch am Samstagabend im zugigen und gespenstisch leeren Leipziger WM-Stadion. Nach Balleroberung von İlkay Gündoğan verwandelte Werner eine Hereingabe von Rechtsverteidiger Matthias Ginter, indem er seinem Gegenspieler Illya Zabarnyi aus zehn Metern an die Wade schoss und der Ball unhaltbar für den bereits angegrauten Keeper Andriy Pyatov (36 Jahre) links unten im Tor einschlug (64.).

Ins Kombinationsspiel des deutschen Teams war Werner gar nicht mal besonders gut eingebunden. Gerade zu Beginn des Spiels lief über Links, wo Werner sich meist aufhielt, wenig. Diverse Ablagen gerieten ungenau, mit einer Passquote von nur 68 Prozent hatte er mit Abstand die höchste Fehlerquote im deutschen Team. Außerhalb des Strafraums fehlt ihm eben bisweilen die Trittsicherheit - auch im Wohnzimmer. Doch das sind bestenfalls Randnotizen, denn der Torjäger tat das, wofür er im deutschen Team vor allem zuständig ist: Toreschießen.

Großes Lob vom großen Gegner

Zudem zog er mit seiner Geschwindigkeit viele gute Läufe an und half auch defensiv fleißig mit. Mit dem Dreiersturm Leroy Sané, Torschütze zum 1:1 (23.), Serge Gnabry und eben Werner "haben wir viel Tempo und Gefahr erzeugt, sie haben ständig den Gegner beschäftigt", lobte Löw. Gerade Werner und Sané seien "lange Wege gegangen und haben viel gearbeitet".

Der ukrainische Trainer Andriy Shevchenko, selbst einst Weltklasse-Stürmer beim AC Milan und FC Chelsea, lobte das Trio des Gegners begeisterter. "Das sind sehr schnelle Spieler mit individuell hoher Qualität, sie können gut manövrieren und ihre Spielweise gut variieren, auch auf die Flanken ausweichen", schwärmte der 44-Jährige. "Diese junge Mannschaft kann sich die höchsten Ziele setzen."

Diese Auffassung vertritt auch Timo Werner. "Nach vorn sieht das schon sehr gut aus, nach hinten werden wir immer sicherer, auch wenn uns der Pfosten dreimal gerettet hat", sagte er. "Aber wenn wir regelmäßig daran arbeiten können, vor allem direkt vor der EM, kann das sehr, sehr gut werden."

Quelle: ntv.de

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