Fußball

So läuft es in der Hölle Bernabéu Wolfsburg kämpft bei Real um die VW-Boni

"Magische Nacht": Cristiano Ronaldo.

"Magische Nacht": Cristiano Ronaldo.

(Foto: imago/Cordon Press/Miguelez Sports)

Es besteht der Verdacht, dass die Fußballer von Real Madrid immer noch stinksauer sind, dass der VfL Wolfsburg sie geschlagen hat. Nun geht es ums Halbfinale der Champions League. Motto: "Wir müssen unsere Eier auf den Platz werfen!"

Worum geht's?

VW will seinen Managern eine Belohnung zahlen, weil's so toll lief in letzter Zeit. Oder andersherum: Die Boni in Millionenhöhe stehen den leitenden Angestellten des Autokonzerns eigentlich zu, so steht es in ihren Verträgen - Dieselaffäre hin, drohende Strafzahlungen Milliardenstrafen her. Was das mit den Fußballern des VfL Wolfsburg zu tun hat? Nun, der Autokonzern alimentiert den Spaß am Mittellandkanal. Und behält sich vor, Geld zurückzufordern, sollte der Klub welches einnehmen. Und das tut er. Für den Einzug ins Viertelfinale der Champions League kassierte der VfL bisher insgesamt 56 Millionen Euro. Allein an Prämien von der Uefa gab's 30 Millionen Euro. Hinzu kommen 19 Millionen aus dem Marketingpool des europäischen Verbandes und geschätzte sieben Millionen Euro aus dem Verkauf der Eintrittskarten. Und wenn die Wolfsburger nach dem grandiosen 2:0 im Hinspiel nun tatsächlich heute im Rückspiel (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) das Halbfinale erreichen, spendiert die Uefa noch einmal sieben Millionen Euro. Wer verzichtet da schon freiwillig auf seinen Bonus?

Wie ist die Ausgangslage?

Madrid - Wolfsburg, 20.45 Uhr

Real Madrid: Navas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Marcelo - Modric - James, Kroos - Bale, Cristiano Ronaldo - Benzema. - Trainer Zidane
VfL Wolfsburg: Benaglio - Vieirinha, Naldo, Dante, Rodriguez - Luiz Gustavo, Guilavogui, Arnold - Bruno Henrique, Draxler - Schürrle. - Trainer: Hecking
Schiedsrichter: Kassai (Ungarn)

Und damit zurück zum Sport. Nach dem 1:1 am Wochenende gegen den FSV Mainz kann der Plan der Wolfburger nur lauten: Wir gewinnen einfach die Champions League und sind so als Titelverteidiger auch in der kommenden in der Königsklasse dabei. Über die Bundesliga schaffen sie das nämlich nicht mehr. Wer sich jetzt fragt, warum, der möge bitte einen Blick auf die Tabelle werfen. Das Problem ist: Auch für Real geht es mutmaßlich um die letzte Chance, in dieser Spielzeit einen Titel zu gewinnen. Und eine Saison ohne Trophäe wäre für die Königlichen eine Majestätsbeleidigung. Und es ist so, wie es Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder über seinen ehemaligen Klub sagt: Kein anderer Verein der Welt definiere sich derart über die Champions League wie Spaniens Rekordmeister: "Man kann mal nicht den Meistertitel holen, wenn man dafür in der Königsklasse da ist. Die Champions League ist der bedeutendste Vereinswettbewerb der Welt, wen interessiert da schon die Liga?" Könnte also spannend werden, wenn die Gäste heute Abend vor 80.000 Zuschauern in Estadio Santiago Bernabéu versuchen, ihren Vorsprung aus dem Hinspiel irgendwie ins Ziel zu retten. "Dennoch bleibt es dabei: Die Ausgangsposition für den VfL Wolfsburg ist hervorragend."

Wie ist der VfL Wolfsburg drauf?

"Wir wissen, wir können etwas Historisches schaffen": Dieter Hecking.

"Wir wissen, wir können etwas Historisches schaffen": Dieter Hecking.

(Foto: imago/Agencia EFE)

Die Statistik, immerhin, spricht für die Mannschaft von Dieter Hecking: In 13 von 15 Fällen reichte in der Champions League in der K.o.-Phase bislang ein 2:0 aus dem Hinspiel zum Weiterkommen. Die Taktik des Trainers ist denkbar simpel: "Gar nicht drüber sprechen." Worüber? Darüber, was die Wolfsburger in Madrid erwartet: eine hitzigen Atmosphäre und ein Gegner, der angestochen ist. "Man verschärft es nur noch, wenn man mehr drauf hinweist. Das interessiert mich null und es darf auch meine Spieler nicht interessieren. Wir wissen, wir können etwas Historisches schaffen. Jeder kann etwas schaffen, was in seiner Karriere vielleicht einmalig ist." Klaus Allofs sieht das wenig überraschend ähnlich: "Wir sind keine blutigen Anfänger, dass wir da mit feuchten Händen Richtung Madrid fahren." Und der Manager betonte, der Druck laste auf dem Favoriten, für Real sei es von "elementarer Bedeutung, ins Halbfinale und dann ins Finale zu kommen". Allofs sagte aber auch: "Im Bernabéu kann eine Menge passieren, das weiß ich. Da wird auch einiges passieren. Da denkt man jetzt noch gar nicht dran, was da alles passieren kann." Weiter unklar ist, ob Abwehrchef Naldo mitmachen kann, der nach seiner schweren Schulterverletzung im Hinspiel sein Comeback gab und den Laden zusammenhielt. Beim Abschlusstraining nun im Bernabéu hatte Naldo nach einer halben Stunde den Rasen verlassen und war in der Kabine verschwunden. Warum? Der Verein hält sich bedeckt.

Was macht Real Madrid so?

"Am Dienstag ist Krieg. Wir werden aufs Feld laufen, um Wolfsburg zu überrollen", hat Dani Carvajal angekündigt. Und der im Hinspiel arg entnervte Cristiano Ronaldo prophezeite dem Real-Anhang in einer zweiminütigen Video-Botschaft an "Millionen Fans weltweit" eine "magische Nacht". Toni Kroos, ganz Mecklenburger, mahnte allerdings wie sein Trainer Zinedine Zidane zur Besonnenheit: "Wir müssen offensiv spielen, aber nicht kopflos." Und: "Wir brauchen die Fans, die uns mitnehmen, sie müssen voll da sein und alles geben", sagte der deutsche Nationalspieler in Diensten Reals, das am Wochenende in der spanischen Primera Division locker mit 4:0 gegen SD Eibar gewann und damit, da der FC Barcelona bei Real Sociedad verlor, den Rückstand auf den Tabellenführer auf vier Punkte verkürzte. Kroos' Kollege Lucas Vázquez formulierte es etwas plastischer: "Wir müssen unsere Eier auf den Platz werfen!" Wolfsburg Hecking ließ das kalt. Zumindest tat er so: "Wenn Real den Mythos benutzen muss, dann haben wir uns sehr viel Respekt verschafft. Es liegt an uns, diesen Respekt größer werden zu lassen." Auch Allofs bleibt ruhig: "Das müssen wir nicht dramatisieren. Es wird ein harter Kampf mit allen erlaubten Mitteln, darauf sollten wir vorbereitet sein. Dazu gehört auch, dass man den Gegner einschüchtern möchte."

Was gibt es sonst noch?

Wie stehen denn nun die Chancen der Wolfsburger? Sagen wir es so: Ein anderer VfL hat da so seine ganz speziellen Erfahrungen gemacht. Ist allerdings schon ein wenig her. Am 27. November 1985 fegte die Mönchengladbacher Borussia unter Trainer Jupp Heynckes vor 65.000 Zuschauern im Düsseldorfer Rheinstadion die Königlichen mit dem unfassbaren Ergebnis von 5:1 (2:0) vom Platz. Doch im Rückspiel dieses Achtelfinales des Uefa-Cups kam es, wie es vielleicht kommen musste. Damals gab es im Bernabéu noch Stehplätze, 100.000 Fans peitschten Real nach vorne. Mit Erfolg: Madrid siegte mit 4:0, zog ins Viertelfinale ein und gewann den Wettbewerb dann auch in zwei Endspielen gegen den 1. FC Köln. Das Hinspiel gewann Real mit 5:1. Warum erzählen wir das? Weil die Kölner sogar in Führung gegangen war, nach einer knappen halben Stunde traf - Klaus Allofs. Hat dann aber nicht gereicht, auch wenn der Effzeh das Rückspiel in Berlin mit 2:0 für sich entschied. Wie dem auch sei: Christian Hochstätter spielte damals für Gladbach und erinnerte sich vor drei Jahren im Gespräch mit dem Berliner "Tagesspiegel" an das 0:4 und die Hölle von Madrid: "Das war schon furchteinflößend. In der Kabine habe ich mich gewundert, warum sich Kurt Pinkall Schienbeinschoner hinter seine Stutzen steckte. 'Kurt, was machst du da?', habe ich ihn gefragt. 'Du trägst doch nie Schienbeinschoner'. - 'Junge', hat er geantwortet, 'ich bin noch zu jung zum Sterben.'"

Quelle: ntv.de

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