Fußball

"Sehr, sehr angefressen" Wütender Löw verurteilt "deutsche Chaoten"

Joachim Löw will nach den Vorfällen in der WM-Qualifikation "nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen" und fordert Konsequenzen.

Joachim Löw will nach den Vorfällen in der WM-Qualifikation "nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen" und fordert Konsequenzen.

(Foto: imago/Michael Weber)

Bundestrainer Löw findet scharfe Worte für das "verachtenswerte Verhalten" deutscher Problemfans, die beim WM-Qualifikationsspiel in Prag mit Pöbeleien und Nazi-Rufen entgleisen. Er sei "voller Wut" und fordere "absolut harte Sanktionen", so Löw.

Joachim Löw hat in scharfer Form die Hetze und die Beleidigungen deutscher Fußball-Anhänger in Prag verurteilt und harte Sanktionen gefordert. "Ich bin voller Wut und sehr, sehr angefressen über das, was passiert ist. Dass einige sogenannte Fans die Bühne des Fußballs und eines Länderspiels benutzen, um mit ihrem oberpeinlichen Auftreten viel Schande über unser Land zu bringen", sagte der Bundestrainer in Stuttgart. "Wenn wir das Trikot anziehen und ins Ausland gehen, ist es für uns immer eine wichtige Prämisse, dass wir unser Land würdig vertreten, dass wir für Werte stehen wie ein respektvolles und tolerantes Deutschland", erklärte der DFB-Chefcoach: "Diese Chaoten beschädigen dieses Bild."

Die Reaktion der Mannschaft, nach den Vorkommnissen beim 2:1 in der WM-Qualifikation in Tschechien am Freitagabend den Weg vor die deutsche Fankurve zu verweigern, sei das "absolut richtige Zeichen" gewesen, betonte Löw. "Ich bin klar auf der Seite, die absolut harte Sanktionen fordert", ergänzte der 57-Jährige. "Jeder von diesen Leuten, der nicht ins Stadion kann und darf, ist ein absoluter Gewinn." Bei aller Rivalität müsse im Stadion alles auf vertretbarem Niveau ablaufen, erklärte Löw: "Diese Chaoten wollen wir nicht, das ist auch nicht deren Nationalmannschaft und das sind auch nicht unsere Fans. Das ist unterste Schublade und zutiefst verachtenswert."

Fairness für Werner und Rüdiger

Löw appellierte vor der nächsten Qualifikationspartie am Montag (20.45 Uhr/RTL und im Liveticker bei n-tv.de) gegen Norwegen an das Publikum in Stuttgart, auch mit den ehemaligen VfB-Spielern wie Timo Werner oder Antonio Rüdiger fair umzugehen. "Sie sind Teil der deutschen Nationalmannschaft. Wir sind amtierender Weltmeister", sagte der Bundestrainer.

Das Verhalten einiger Fans gerade gegen den jungen Leipziger Werner sei respektlos. "Er hat mal einen Fehler gemacht und ihn eingestanden, er hat eine unglaublich professionelle Einstellung und spielt mit größter Freude für sein Land." Werner habe beim Confed Cup überzeugt und in bislang sieben Länderspielen vier Tore erzielt. Schmähungen seien "absolut nicht angebracht", sagte Löw.

Koch: "Wurde faschistische Musik gespielt"

Zuvor hatte bereits die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes die Entgleisungen der Hooligans verurteilt. "Die Linie der Mannschaft, von Joachim Löw, Oliver Bierhoff und dem DFB-Präsidium ist klar: So etwas können wir nicht billigen und nicht dulden", sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch bei Sport1.

Laut Koch hatte der Verband die Störungen befürchtet. "Wir haben vor dem Spiel gewusst, dass Bodensatz der deutschen Gesellschaft mit in Prag ist. Diese Leute haben nichts mit Fußballfans zu tun. Denen muss man sagen, dass sie im Stadion nichts zu suchen haben", äußerte der 58-Jährige: "In Kneipen wurde sogar faschistische Musik gespielt. Vorher wurde gedroht, die Kneipen kurz und klein zu schlagen, falls die Musik nicht aufgelegt wird."

Koch rechtfertigte in diesem Zusammenhang die Stadionverbote des Verbandes. "Ein Fußballfan kann nur jemand sein, der nichts mit Gewalt und dem gefährlichen Abbrennen von Pyrotechnik zu tun hat", sagte der Jurist: "Die Frage ist, wie wir uns von diesen Zuschauern, die wir nicht wollen, trennen können. Und da helfen nur Stadionverbote, anders geht es nicht."

Quelle: ntv.de, jgu/sid/dpa

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