
Jupp Heynckes nimmt Abschied.
(Foto: imago/photoarena/Eisenhuth)
Die Saison 17/18 startete mit der Heimkehr eines alten Bekannten in München. Jupp Heynckes beerbte Carlo Ancelotti, den die Bayern überraschen bereits nach sechs Spieltagen entließen. Die Eröffungs-Pressekonferenz von Heynckes war hochemotional. Genau wie der bittere Abstieg eines Bundesliga-Dinos.
Jupp Heynckes war wieder einmal zum FC Bayern München zurückgekehrt - und hatte gleich auf seiner ersten Pressekonferenz nicht nur die anwesenden Medienvertreter mit intimen Einblicken in sein Privatleben überrascht. Mit zittriger Stimme erzählte der Triple-Trainer vom Ableben seiner geliebten Katze. Er betonte auch, wie schwer es ihm gefallen sei, seinen zwölf Jahre alten Hund Cando, mit dem er jeden Tag zweimal ausgiebig Gassi gehe, weil seine Frau wegen eines Knorpelschadens ausfalle, zurückgelassen zu haben. Man ahnte sofort, welch emotionale Seite die Bayern-Spieler in den nächsten Wochen und Monaten erleben werden durften. Denn wie sagte Kalle Rummenigge sichtlich gerührt zum Abschluss der Pressekonferenz: "Wie ich gerade lernen durfte, ist es Jupp gelungen, Hund und Katze zu befrieden. Wer Hund und Katze befriedet, das weiß ich aus eigener Erfahrung, der ist auch in der Lage, den FC Bayern zu trainieren."
Wenn man nur die nackten Zahlen sah, konnte man eigentlich gar nicht verstehen, was da im Laufe der ersten Runden beim Rekordmeister passiert sein musste, damit der FC Bayern bereits nach dem 6. Spieltag seinen Trainer Carlo Ancelotti entließ. Denn wie in den letzten Jahren gewohnt souverän und sicher holten sich die Münchener bereits am 29. Spieltag durch einen 4:1-Auswärtserfolg beim FC Augsburg zum sechsten Mal in Folge die deutsche Meisterschaft. Und doch war gerade diese frühzeitige Entlassung der Schlüssel zu einer wieder einmal sehr ruhigen Saison für die Bayern. Unter Jupp Heynckes trat die Mannschaft sofort wie verwandelt auf und verlor in der gesamten Spielzeit nur noch eine einzige Partie.
Noch bevor der erste Pfiff überhaupt erklungen war, sorgte der französische Nationalspieler Ousmane Dembélé für Turbulenzen. Sein Wunsch, sich zu verändern, war so groß und stark, dass er seinen Verein Borussia Dortmund mit allen Mitteln dazu drängte, ihn zum FC Barcelona ziehen zu lassen. Die verbrannte Asche, die sein Transfer in Dortmund hinterließ, kokelte noch etwas länger vor sich hin und veranlasste Aki Watzke schließlich dazu, sich grundsätzlich zu diesem Thema zu äußern: "Der nächste Spieler, der versucht, uns unter Druck zu setzen, indem er Leistung zurückhält oder gar streikt, wird damit nicht durchkommen - und auf der Tribüne sitzen." Eine Androhung, die Wirkung zeigte.
"Der VAR ist wie Sex ohne Vergnügen"
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Das große Thema dieser Spielzeit war allerdings ein anderes. Der neu eingeführte Videobeweis erregte die Gemüter vom Start weg. Nur wenig klappte, wie es sollte und so kam es immer wieder zu grotesken Szenen. Der unübertroffene Höhepunkt der zahlreichen Slapstick-Einlagen war dabei eine Situation am 30. Spieltag. Nachdem die Partie zwischen dem FSV Mainz 05 und dem SC Freiburg knapp 45 Minuten lang fast komplett ohne Aufreger ablief, übersah in den letzten Sekunden vor dem Halbzeitpfiff Schiri Guido Winkmann ein klares Handspiel eines Freiburger Spielers. Kurz nach dieser Szene bat Winkmann beide Mannschaften in die Kabine.
Als bereits alle Akteure in den Katakomben verschwunden waren und auch der Schiedsrichter das Spielfeld schon verlassen hatte, hielt dieser plötzlich inne. Auf seinem Ohr hatte sich die Video-Assistentin Bibiana Steinhaus gemeldet und Winkmann auf das Handspiel aufmerksam gemacht. Dem blieb anschließend nichts anderes übrig, als beide Teams wieder aus ihren Kabinen zu holen und den fälligen Strafstoß ausführen zu lassen. Hohn und Spott ergoss sich daraufhin kübelweise über den Schiri und seine Video-Assistentin in Köln.
Doch neben manch bösem Kommentar karikierten im Netz einige Fußballfreunde auch mit feiner ironischer Klinge das Thema Videobeweis. So schrieb ein User: "Das ist das erste Mal, dass einer beim Pausen-Gewinnspiel trifft, glaube ich." Bayerns Ex-Spieler Bixente Lizarazu bemängelte in einem Interview vor allem die langen Verzögerungen, die immer wieder zwischen einem möglichen Tor und der letztendlichen Entscheidung auftraten: "Der Video-Assistent ist ein bisschen so wie Sex ohne Vergnügen. Bevor es zum Höhepunkt kommt, sagt jemand 'Stop'".
Als Tedesco vor den Schalke-Spielern kniete und sie ihm folgten
Die abenteuerlichste Partie der Saison sahen über 80.000 Zuschauer am 13. Spieltag in Dortmund. Im Revierderby gegen den FC Schalke 04 führte der BVB zur Pause bereits mit 4:0 - und konnte am Ende froh sein, dass die Begegnung direkt nach dem 4:4-Ausgleich der Königsblauen in der 94. Minute abgepfiffen wurde. Ansonsten, so waren sich alle Beobachter vor Ort einig, wären die Dortmundern nach diesen zwei spektakulär verschiedenen Halbzeiten noch als Verlierer vom Platz gegangen.
Am Abend im "Aktuellen Sportstudio" verriet Schalke-Keeper Fährmann mit welch simplem, aber dennoch äußerst erfolgreichen Trick Trainer Domenico Tedesco seine Mannschaft für die zweiten 45 Minuten heiß gemacht hatte. Der junge Coach der Königsblauen hatte sein Team ganz nah zusammen geholt, sich vor seine Spieler gekniet und dann darauf hingewiesen, wie labil der BVB doch eigentlich sei. Anschließend habe Tedesco ein 0:0 ausgerufen und von seiner Mannschaft gefordert, dass sie die zweite Halbzeit gewinnt. Und so haben sie es schließlich auch gemacht.
Nach einer Fabel-Spielzeit ein Jahr zuvor endete die Saison für den 1. FC Köln mit dem bitteren Abstieg. Das langjährige Traum-Duo Schmadtke-Stöger gab es zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr. Bereits kurz nach Saisonstart hatte Manager Schmadtke auf die Frage eines Journalisten geantwortet: "Willst Du jetzt von mir eine Bewertung der Saison haben? Am dritten Spieltag? Die Saison ist scheiße!" Und das war sie in der Tat.
Noch schlimmer erging es nur dem HSV. Nach 55 Jahren ununterbrochen in der ersten Liga musste der Dino am Ende einsehen, dass der Kampf gegen den Abstieg dieses Mal einfach nicht mehr zu gewinnen war. Ab sofort trug das Klub-Maskottchen "Dino Hermann" ein Pflaster auf der Nase. Auf dass die Wunde schnell verheilen sollte!
Quelle: ntv.de