Redelings Nachspielzeit

Ein großes Versprechen bleibt Leon Goretzka sorgt in Bochum für Tränen und Gänsehaut

Irgendwann kehrt er vielleicht zurück.

Irgendwann kehrt er vielleicht zurück.

(Foto: IMAGO/osnapix)

Die Rückkehr des Bayern-Profis Leon Goretzka in seine alte Heimat Bochum hat viele Fans und den Spieler selbst berührt. Einst hat Goretzka gesagt, dass er dem "VfL Bochum noch einmal etwas zurückgeben" wolle. Anhänger des Revierklubs träumen aktuell davon, dass dies schneller geschieht, als gedacht.

"Ich habe noch nie einen 18-Jährigen gesehen, der auch nur annähernd sein Potenzial besitzt", hat Peter Neururer einst als Trainer des VfL Bochum über sein Talent Leon Goretzka gesagt. Am Sonntag nun ist der "echte Bochumer Junge beim FC Bayern mit der Nummer acht" (wie ihn der Stadionsprecher ankündigte) zurück zu seinen Wurzeln gekehrt und hat sich anschließend in den sozialen Medien gleich mit mehreren Posts zu diesen emotionalen Momenten gemeldet: "Immer wieder was Besonderes im Ruhrstadion Fußball zu spielen. Vielen Dank für den herzlichen Empfang!"

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Die Rückkehr des Leon Goretzka in das Stadion, in dem in der Saison 2012/13 seine Profikarriere startete, ist tatsächlich immer etwas ganz Besonderes - nicht nur für den Spieler des FC Bayern München selbst, wie ein Fan des Rekordmeisters treffend in einem Kommentar unter Goretzkas Post schrieb: "Ich war als Bayern-Fan gestern im Stadion. Ich habe Tränen in den Augen gehabt und war voller Freude für dich, als du unter tosendem Applaus der Bochumer Fans bei deiner Einwechselung den Rasen betreten hast. Gänsehautmoment!"

Dass Goretzka mittlerweile wieder beim VfL mit offenen Armen von den Anhängern empfangen wird, hat viel mit seinem öffentlichen Verhalten in der jüngsten Zeit zu tun. So fingen ihn beim diesjährigen Relegationshinspiel zwischen dem VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf die Fernsehkameras plötzlich und zur Überraschung und Freude vieler Fans im Ruhrstadion ein. Der langjährige Profi des Rekordmeisters aus München hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen Heimatklub emotional tief bewegt zu unterstützen. Eingerahmt von VfL-Anhängern sang der 29-Jährige auf der Tribüne schon vor Beginn des Spiels lautstark die "Bochum"-Hymne von Herbert Grönemeyer mit. Gekleidet war der gebürtige Bochumer dabei in das legendäre Papageien-Kult-Trikot von Faber aus der Saison 1997/98.

"Loyal, geerdet und das 'Mia san mia' im Herzen"

Doch die große Sympathie, die ihm die VfL-Anhänger nun wieder entgegenbringen, ist alles andere als selbstverständlich. Denn sein Wechsel im Jahr 2013 von Bochum zum FC Schalke 04 ging für den Träger der Fritz-Walter-Medaille in Gold damals nur mit viel Trubel und Tamtam über die Bühne, da zwischen den beiden Klubs lange Uneinigkeit über eine Ausstiegsklausel herrschte - und Goretzka selbst, nur wenige Tage vor dem öffentlich werden des Transfers, gemeint hatte: "Ich habe immer gesagt, dass ich meine Zukunft beim VfL sehe, dem ich sehr viel zu verdanken habe." Diesen Satz empfanden, verständlicherweise, viele Fans als Hohn, insbesondere auch deshalb, weil Goretzka dann auch noch zum Reviernachbarn nach Schalke ging. Man kann dem mehrfachen Deutschen Meister aber durchaus abnehmen, dass der Satz damals von Herzen kam.

Der Vater von Leon Goretzka, so erzählt man sich in Bochum übrigens immer noch, soll nach der Unterschrift seines Sohnes unter den Fünf-Jahres-Vertrag auf Schalke gesagt haben, dass er auf eine gewisse Art bedauere, dass sein Sohn nun wisse, in so jungen Jahren bereits ausgesorgt zu haben. Eine unglaubliche Aussage - vor allem in Zeiten wie diesen, in denen das Geld den Fußball scheinbar im Alleingang regiert. Vermutlich ist aber auch genau diese familiäre Herkunft maßgeblich dafür verantwortlich, dass Goretzka bei den Fans des FC Bayern immer noch sehr beliebt ist, wie ein Anhänger unter das Post zum gestrigen Spiel schrieb: "Loyal, geerdet und das 'Mia san mia' wie wenig andere im Herzen!"

Goretzkas glaubwürdiges Auftreten und ein Satz, den der langjährige Nationalspieler anlässlich seines "Tor des Monats" im Oktober 2017 sagte ("Irgendwann möchte ich dem VfL Bochum noch einmal etwas zurückgeben"), weckt aktuell immer stärker den Wunsch bei einem Großteil der Fans nach einer Rückkehr des gebürtigen Bochumers in seine Heimatstadt. Eine Idee, die angesichts des Alters, der Ambitionen, des Gehalts und der Ablösesumme von Goretzka natürlich als "irre" bezeichnet werden muss - deshalb aber auch umso romantischer ist. Und vielleicht am Ende auch doch nicht so abwegig ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Denn, was viele Fans lange Zeit nicht wussten: Leon Goretzka hat damals bei seinem Wechsel von Bochum nach Schalke den Klub "sozusagen im Alleingang finanziell gerettet", wie der Verein selbst einmal bekanntgab.

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Denn damals, im Jahr 2012, hatte nicht nur Peter Neururer erkannt, dass da ein "Jahrhunderttalent" in den Reihen des VfL Bochum spielte. Allerdings in der zweiten Liga. Doch Goretzka unterschrieb einen mehrjährigen Vertrag beim VfL, weil er - Obacht! - dem Verein etwas zurückgeben wollte. Eine Entscheidung, die er damals gemeinsam mit seiner Familie traf. Verständlich, dass der VfL einst über dieses außergewöhnliche Verhalten sagte: "Es gibt im Profifußball nicht so fürchterlich viele Menschen, die ganz bewusst auf Geld verzichten, um ihrem Jugendverein auf diesem Wege für die Ausbildung zu danken. In Bochum würden wir sagen: ehrliche Haut."

Aktuell ist es nur ein schöner Traum, der die Fans des VfL in diesen schweren Zeiten emotional tief berührt. Aber wer weiß? Im Fußball sind schon die sonderbarsten Dinge geschehen - und nichts ist unmöglich. Und wenn Leon Goretzka als Leihspieler zur Winterpause ins Trikot des VfL Bochum für wenige Monate zurückkehren sollte, dann würde der Fußball wieder einmal ein romantisches Märchen schreiben. Träume sind schließlich erlaubt. Und Geld ist nicht immer alles. Und wenn man einem Spieler einen solch irren Move zutrauen würde - dann wäre es wohl tatsächlich Leon Goretzka. Glück auf!

Quelle: ntv.de

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