Fußball-WM 2018

Irans Keeper lebt seinen Traum Wie ein Straßenkind zum CR7-Schreck wurde

Beiranvand hält gegen einen Superstar.

Beiranvand hält gegen einen Superstar.

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Mann gegen Mann am Elfmeterpunkt. Superstar Ronaldo gegen Beiranvand. Eine klare Sache. Doch der Iraner hält den Elfmeter. Nicht nur das ist ein WM-Wunder. Der Torwart hat eine Geschichte, die ihn von den Nomaden zur Fußball-WM brachte.

Zugegebenermaßen war der Name Alireza Beiranvand vor der Weltmeisterschaft in Russland wohl nur eingefleischten Fußball-Fans bekannt. Nun kennt ihn die ganze Welt: Der Torwart der iranischen Nationalmannschaft hat im letzten Gruppenspiel gegen Portugal den Über-Superstar Cristiano Ronaldo geschlagen - den Elfmeter der portugiesischen Tormaschine pariert. Er hat sich mit aller Macht auf den Ball geschmissen und konnte es irgendwie selbst kaum glauben, dass er gerade ausgerechnet CR7 ein Schnippchen geschlagen hat. Das 1:1-Unentschieden ist eine Sensation für den Underdog aus dem Iran - und Ronaldo ist etwas pikiert. Doch noch viel unglaublicher wird dieses kleine Fußball-Wunder, wenn man auf die Geschichte von Alireza Beirandvand blickt.

Denn während andere kleine Jungs von ihren Vätern angespornt werden, dem Fußball hinterherzuflitzen, musste Beiranvand für seinen Traum hart kämpfen. Sicher mehr als andere, die heute auf den WM-Plätzen von Sotschi bis St. Petersburg stehen. In einem Interview mit dem britischen "Guardian" erzählt er: "Mein Vater mochte Fußball überhaupt nicht und wollte, dass ich arbeite", erinnert sich der 25-Jährige. Er sollte etwas "Richtiges" lernen, einen ganz normalen Beruf. Träumereien wollte der Vater unbedingt stoppen. Beiranvand wuchs in der iranischen Provinz Lorestan auf und zog von einem Ort zum anderen - Schafe hüten war für ihn und seine Nomadenfamilie der Alltag. Es ist also kaum verwunderlich, dass eine Karriere als Fußball-Profi für ihn ziemlich weit weg schien.

Mit zwölf Jahren spielt er das erste Mal in einem Verein, erst als Feldspieler, springt dann aber als Torwart ein - und bleibt im Kasten. Der Vater zerreißt seine Kleidung und Handschuhe, Beiranvand spielte dennoch weiter. Zur Not halt mit bloßen Händen.

Der Traum ist größer als die Anstrengungen, die der Weg zum Fußball-Profi mit sich bringt. Der Teenager haut ab, verlässt seine Familie in Richtung Teheran, schläft jahrelang auf der Straße, arbeitet in einer Textilfabrik, bis er irgendwann entdeckt wird. 2011 folgt der erste Profivertrag bei Naft Novin Teheran, da ist er gerade einmal 18 Jahre alt. Vor rund drei Jahren dann der nationale Durchbruch. Er gibt sein Länderspieldebüt für den Iran. Der lange Weg von der Straße, er hat sich gelohnt.

Ein großer Sieger trotz WM-Aus

Derzeit spielt der 1,94 große Torhüter beim Persepolis FC in der Persian Gulf Pro League, mit dem er in dieser Spielzeit die Meisterschaft holte. Beiranvand bleibt dabei in 23 von 37 Spielen ohne Gegentor. Sein persönlicher Marktwert liegt mittlerweile bei rund 1,2 Millionen Euro. Der durchschnittliche Marktwert der Liga bei 277.000 Euro.

Zum Vergleich: Sein Gegenüber am Elfmeterpunkt, Ronaldo, hat einen persönlichen Marktwert von 120 Millionen Euro, die Vereine der spanische Primera Divsión kommen im Schnitt auf 235 Millionen Euro. Die Dimensionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Aber, auch das zeigt der Fußball: Die vermeintlich "Kleinen" können ihre großen Momente feiern. Auf der Weltmeisterschaftsbühne.

Wie Alireza Beiranvand den Elfmeter des sonst so sicheren Schützen Ronaldo hält, offenbart außerdem, dass Überraschungen möglich sind: Nicht jeder künftige Fußball-Profi muss bereits mit acht Jahren in einem Trainings-Zentrum des FC Bayern, des FC Barcelona oder Juventus Turin spielen, um später seinen großen Traum von der Teilnahme an einer Fußball-WM zu verwirklichen. Nicht nur beim entscheidenden Elfmeter begeistert der Iraner Tausende nach Russland gereiste Fans sowie die Zuschauer an den Bildschirmen daheim. Sondern schon im ersten Spiel gegen Marokko, als er mit seinen Paraden den 1:0-Sieg des Irans sichert. Vor Freude kommen ihm anschließend die Tränen.

Und nun? Trotz des WM-Aus seiner Iraner ist Alireza Beiranvand ein Sieger dieser Weltmeisterschaft. Vielleicht klappt es jetzt auch mit dem nächsten großen Traum: Einen Vertrag bei einem europäischen Klub zu unterschreiben. Sein persönliches Bewerbungsvideo hat er ja schon.

Quelle: ntv.de

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