Das bringt der Olympia-Samstag Der Übermächtige darf für Gold nicht grübeln
06.08.2021, 21:00 Uhr
Johannes Vetter ist der große Goldfavorit.
(Foto: imago images/Newspix)
Die Olympischen Spiele in Tokio gehen am Sonntag zu Ende, vorher soll es für die deutsche Mannschaft noch einmal einen wahren Gold-Regen geben. Hauptbeteiligter an diesem Wunsch ist Speerwerfer Johannes Vetter, der Dominator seines Sports. Gleiches gilt auch für den Kanuten Sebastian Brendel.
Leichtathletik: Die erste Entscheidung dieses Tages beginnt für die Zuschauerinnen und Zuschauer in Deutschland noch am Freitag. Um 23 Uhr geht's für die Frauen auf die Marathonstrecke. Melat Kejeta, Deborah Schöneborn und Katharina Steinruck sind dabei, wenn es in Sapporo auf die 42,195 Kilometer geht. Dorthin waren die Marathons sowie die Geher-Wettbewerbe verlegt worden, weil es etwas weniger heiß und drückend als im 800 Kilometer entfernten Tokio sein soll. Harte Bedingungen bleiben es dennoch, Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig hofft aber auf eine Medaille. Es wäre die erste nach ihrer eigenen Bronzemedaille von vor 33 Jahren in Seoul. "Es wird ja mal Zeit", sagt die Mutter von Steinruck, "ich hoffe auf gute Ergebnisse." Die nominell besten Chancen hat Kejeta, die mit 2:23:57 Stunden die drittbeste Zeit einer Deutschen aufweist.
Weiter geht es mit der Leichtathletik auch noch im Olympiastadion in Tokio. Ab 12:35 Uhr startet der Hochsprung der Frauen. Mit dabei ist Marie-Laurence Jungfleisch, die ihr zweites Olympiafinale erreichte. "Es war ein richtig großes Ziel ins Finale zu kommen, ich bin überglücklich", so die 30-Jährige. Mit 1,95 Metern zeigte sie sogar eine Saisonbestleistung, um eine Medaille werden die Frauen aber bei Höhen jenseits der zwei Meter springen.
Apropos Medaille: 25 Minuten nach den Hochspringerinnen starten die Speerwerfer in ihr Finale. Mit dabei die größte Goldmedaillenhoffnung der Deutschen: Johannes Vetter. Nach seinen 90-Meter-Würfen in Serie lastet auf ihm die absolute Favoritenrolle. "Ich werde alles geben, was ich habe", kündigte der 28-Jährige an. Das müsste für eine Medaille definitiv mehr sein als in der bescheidenen Qualifikation, wo der Ex-Weltmeister schwächelte. Er hat anschließend mit dem Sportpsychologen telefoniert, hat mit seinem Trainer Boris Obergföll nochmal getüftelt. Es gibt kein anderes Ziel als Gold, denn Vetter, mit 96,29 Meter die klare Nummer eins der Welt ist seit 19 Wettkämpfen unbesiegt. Der zweite Deutsche, Julian Weber, hat Außenseiterchancen auf eine Medaille. Für ihn verlief der Vorkampf deutlich entspannter - ein Versuch, einmal die erforderte Weite, einmal alles wieder einpacken und vorbereiten aufs Finale.
Kanu: Die Deutschen haben auf dem Wasser noch richtig was vor: Medaillen soll es geben, bitte viele davon. Sebastian Brendel kommt um seine Favoritenrolle nicht herum. Der "König der Canadier" will seinen Thron verteidigen. Bronze im C2 mit Jonas Schopf hat er bereits, ab 04:39 Uhr könnte er im Canadier Einer über 1000 Meter als weltweit erster Athlet zum dritten Mal in Folge Olympia-Gold holen. Einer der Hauptkonkurrenten ist sein Teamkollege Conrad Scheibner. Ebenso groß ist der Druck für den Kajak-Vierer der Männer. Was der Achter im Rudern ist, ist der Vierer bei den Kanuten. Die Weltmeister wollen ihre Dominanz der vergangenen Jahre vergolden - und dazu haben Max Rendschmidt, Tom Liebscher und Max Lemke vor, ihrem Oldie Ronald Rauhe einen perfekten Abschied auf der großen Bühne bereiten. Das Halbfinale steht um 02:44 Uhr an, das Finale folgt um 04:39 Uhr. Auch der neu formierte Frauen-Vierer mit Sabrina Hering-Prradler, Melanie Gebhardt, Jule Hake und Tina Dietze besitzt durchaus Medaillenchancen. Ihr Halbfinale startet um 03:07 Uhr, das Finale um 05:19 Uhr. Ab 02:30 Uhr kämpfen zudem Lisa Jahn und Sophie Koch im Canadier Zweier um den Einzug ins Finale um 04:22 Uhr.
Wasserspringen: Im Turmspringen der Männer wird es wohl die nächste große Show der Chinesen geben, die Übermacht im Wasserspringen. Im Halbfinale ab 3 Uhr ein Wörtchen mitreden will aber auch Timo Barthel. Als 13. qualifizierte er sich für dieses, jetzt soll es auch noch für das Finale ab 8 Uhr reichen. "Mein Wettkampf war sehr holprig. Da ist noch viel Luft nach oben", sagte Barthel nach dem Vorkampf. Auf dem Weg zum großen sportlichen Höhepunkt ließ sich der Athlet aus Halle/Saale auch von einer Corona-Erkrankung im vergangenen Winter nicht aufhalten. "Ich war noch nie so nervös bei einem Wettkampf", sagte Barthel. "Damit umzugehen, ist sehr schwierig gewesen für mich." Womöglich hat er das im Halbfinale ja besser im Griff.
Radsport Bahn: Es ist nicht einmal einen Monat her, da war für den nach einem Sturz bei der Tour de France dick bandagierten Roger Kluge ans Radfahren nicht zu denken. Inzwischen ist die Verletzung gut verheilt, die Motivation ungebrochen. "Wir wollen wieder nach ganz oben greifen. Wir wissen, dass wir das können", sagte Kluge. Und zwar im Madison ab 09:55 Uhr. Zweimal ist er mit Theo Reinhardt bereits Weltmeister in dieser Disziplin geworden. Eine gemeinsame Olympia-Medaille fehlt dem Duo noch.
Moderner Fünfkampf: Auf der Sportart lastet ein Schatten, wenn die Männer in ihren Wettkampf gehen. Der Eklat um Annika Schleu und ihren Umgang mit dem ihr zugelosten Pferd fürs Springreiten ist groß. Da dürfen sich die Männer kein weiteres Drama leisten, das gilt aus deutscher Sicht insbesondere für Fabian Liebig und Patrick Dogue. Doch bis zum Springreiten um 10:15 Uhr ist erst einmal das Schwimmen (07:30 Uhr)dran. Zum Abschluss wartet der Kombinationswettkampf aus Schießen und Laufen (12:30 Uhr). Die Medaillen sind allerdings für Dogue, den Olympia-Sechsten von Rio, und Liebig schon sehr weit weg. Denn das Fechten - die erste Teildisziplin - ist bereits absolviert. Dogue belegte einen enttäuschenden 32. Platz, Liebig war als 24. kaum besser.
Springreiten: Eine Medaille ist nach der Enttäuschung im Einzel das erklärte Ziel der deutschen Equipe von Bundestrainer Otto Becker. Der Weltranglistenerste Daniel Deußer will mit Maurice Tebbel und André Thieme noch einmal angreifen. "Wenn wir morgen nochmal so reiten, haben wir absolut eine Chance, um eine Medaille mitzukämpfen", sagte Schlussreiter Daniel Deußer. Die insgesamt vier Strafpunkte wegen Zeitfehlern werden gestrichen, alle Teams starten im Finale ab 10 Uhr bei null. Selbst Bundestrainer Otto Becker sagte: "Ich bin sehr zufrieden. Wir haben sichere Runden gesehen." Seine drei Reiter "haben alle einen guten Eindruck hinterlassen".
Karate: Es geht um Gold, das sagt Jonathan Horne selbst. Der amtierende Europameister und Weltmeister von 2018 zählt beim voraussichtlich einmaligen Auftritt seines Sports zum Favoritenkreis. Der 32-Jährige aus Kaiserslautern tritt im "Kumite" der Sportler über 75 Kilogramm an, wobei ein Gegner mit Schlägen und Tritten besiegt werden muss. Das Finale steigt um 12:37 Uhr.
Quelle: ntv.de, ara/dpa