Sportminister Mutko wird pathetisch Dopingexperte: Russen-Medaillen schwärzen
06.08.2016, 13:59 Uhr
Die russische Mannschaft zeigte sich beim Einzug ins Maracanã in bester Laune.
(Foto: AP)
Trotz nachgewiesenen Staatsdopings gehen für Russland 279 Athleten bei Olympia an den Start. Sportminister Mutko fordert Siege. Ein Anti-Doping-Experte fordert bei Siegerehrungen für Russen einen deutlichen Hinweis im deutschen TV.
Der Pharmakologe und Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel hat deutsche Fernsehsender dazu aufgefordert, ihre Olympia-Zuschauer drastisch auf den Skandal im russischen Sport aufmerksam zu machen. "Sie sollten bei allen Vergaben von Medaillen an russische Sportler einen Satz einblenden: Ein schwarzer Bildschirm mit der Unterschrift 'In Russland gibt es laut Untersuchungen der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada Staatsdoping'", wird Sörgel in der "Bild"-Zeitung zitiert: "Dies wäre ein Zeichen, dass es den Fernsehanstalten tatsächlich um den anständigen Sport geht." Sörgel war unter anderem Richter am Internationalen Sportgerichtshof Cas.
Pathetisch und zugleich kämpferisch wünschte Russlands Sportminister Witali Mutko den umstrittenen Sportlern seiner Heimat viele Siege. "Der Weg zu diesen Olympischen Spielen war kompliziert, aber jetzt hat jeder von euch die Chance, der ganzen Welt zu zeigen, dass wir eine große Sportnation sind", sagte Mutko. Moskauer Medien zufolge marschierten für Russland 100 Sportler und 60 Offizielle durchs Maracanã-Stadion. Nach aktuellem Stand nehmen nach Angaben aus Moskau 279 russische Sportler an Olympia in Rio de Janeiro teil.
Der Sieg, sagte Mutko, müsse mit zusammengebissenen Zähnen errungen werden. "Bitte hadert nicht mit den Schwierigkeiten, ihr kennt eure Ziele, verfolgt sie und achtet auf nichts anderes. Jetzt ist wichtig, nicht zu wanken und Möglichkeiten zu nutzen."
Im McLaren-Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada war kurz vor den Spielen russisches Staatsdoping nachgewiesen worden. Das Internationale Olympische Komitee unter Führung des deutschen Präsidenten Thomas Bach (IOC) verzichtete dennoch auf einen Komplett-Ausschluss Russlands und reichte die Entscheidung an die Fachverbände weiter - mit der Empfehlung, nur explizit im Bericht genannte Sportler zu sperren. McLaren sieht deshalb seine Berichtsergebnisse verfälscht. Nie sei es ihm darum gegangen, einzelne Personen zu entlarven. Seine Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Er kündigte weitere Befunde an.
Quelle: ntv.de, rpe/sid/dpa