
Erik Lesser fällt dieser Tage als meinungsstarker Kritiker auf.
(Foto: dpa)
Wer eine Medaille bei Olympischen Spielen gewinnt, hat dafür viel gezahlt: Unzählige Stunden Training, Feiern mit Freunden verpasst, Wehwehchen ignoriert. Auch Geld kostet der Sport meist nicht wenig. Die Belohnung hängt dann um den Hals. Sie ist eher ideeller Natur. Erst recht für einige Deutsche.
20.000 Euro für einen Olympiasieg, 15.000 für Silber, 10.000 für Bronze. So viel ist eine Spitzenleistung in Deutschland wert. Mit diesen Prämien belohnt die Deutsche Sporthilfe die Athletinnen und Athleten bei den Winterspielen in Peking. Ganz sicher eine Zusatzmotivation für die Deutschen.
Allerdings nicht für alle, wie Erik Lesser öffentlich machte. Der Biathlet schrieb bei Instagram, dass er nichts von der Sporthilfe bekomme, sollte er gewinnen. "Ski alpin, Skisprung Herren und Biathlon bekommen nämlich genau null Euro dafür, aber ganz viel Ruhm und Ehre", so der 33-Jährige. Zynisch und mit Verweis auf das Klatschen für die Mitarbeiter im Gesundheitsbereich während der Pandemie schrieb er weiter: "Fällt mir gerade ein: Wenn ihr euch auf die Balkone stellt und einfach klatscht, so als 'Danke'."
Das stimme, dass diese Athletinnen und Athleten "nicht mehr finanziell gefördert" würden, daher erhalten sie auch keine Olympia-Prämien, sagte ein Sprecher der Sporthilfe gegenüber ntv.de. "Diese Entscheidung wurde in Abstimmung mit den Verantwortlichen und den Athletensprecher:innen des Deutschen Skiverbands getroffen, betrifft aber nur die Athlet:innen aus dem Olympiakader." Grund dafür seien die "relativ guten Verdienstmöglichkeiten" in diesen Sportarten im Vergleich mit anderen olympischen Disziplinen.
Gleichzeitig betonte die Sporthilfe, dass die betroffenen Athletinnen und Athleten dafür aber auch vom Solidaritätsbeitrag befreit seien. "Das Geld wird auch nicht eingespart, sondern kommt den Athletinnen und Athleten aus den darunter liegenden Kadern und damit dem Nachwuchs zu Gute", sagte Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Skiverbands der Deutschen Presse-Agentur.
Prämien immer wieder kritisiert
Leben und seinen Sport ausüben kann auch von 20.000 Euro freilich niemand, auch mithilfe weiterer Sporthilfe-Förderungen nicht allein. Sponsoren, Arbeitgeber wie Bundeswehr oder Polizei sind nötig. Das wird etwa am Beispiel von Bob-Pilot Johannes Lochner deutlich. 150.000 Euro Fixkosten hat er pro Saison für sich und sein Team. Seine Anschieber muss er selbst bezahlen, die Trainingslager, das Material, die Fahrzeuge, Anreisen, Hotels, wie er in der ARD-Doku "Spiel mit dem Feuer" berichtete.
Neben der Prämie der Sporthilfe locken auch die einzelnen Verbände mit Belohnung. Der Deutsche Skiverband etwa zahle 25.000 Euro für Gold, für Silber und Bronze gebe es 15.000 und 7500 Euro, so Schwarzbach: "Dass dies im Vergleich mit Gehältern und Prämien bei anderen Profisportarten relativ wenig ist, damit hat Erik Lesser natürlich recht."
Diskussionen gibt es um die Prämien immer wieder. Im Vorfeld der Sommerspiele in Tokio nannte Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler die 20.000 Euro "ein bisschen peinlich". "Da kann man mindestens eine Null dranhängen", sagte er im "Presseclub". Die deutschen Fußballer dagegen, die von ihrem Sport sehr gut leben können, hätten im Falle eines EM-Titels im Sommer jeweils 400.000 Euro vom Deutschen Fußball-Bund erhalten.
Italien entlohnt reichlich
Lesser und sein Freund und früherer Teamkollege Arnd Peiffer haben das Thema Prämien auch in ihrem Podcast "Das Biathlon-Doppelzimmer" besprochen. Da betonte Lesser, es sei "unwahrscheinlich", dass er eine Medaille gewinne. "Dennoch ist das schon irgendwie komisch." Zudem fragte er rhetorische: "Hätte ich keine Sponsoren, würde ich dann ganz genau nichts für meine Olympiamedaille bekommen?"
Ganz anders ist es in anderen Ländern, teilweise bewegen sich die Prämien etwa in Höhen, die hierzulande nur die Fußballer kennen. In Südkorea gebe es eine lebenslange Rente, sagte Peiffer, der mittlerweile als Experte für die ARD arbeitet. In Belarus habe Nadeshda Skardino, Olympiadritte 2014 und Olympiasiegerin 2018, eine Wohnung in Minsk geschenkt bekommen, so Lesser. Auch Italien, in Peking mit 118 Teilnehmenden am Start, zahlt kräftig: 180.000 Euro gibt es für Gold vom olympischen Verband, 90.000 Euro für Silber, Bronze wird mit 60.000 Euro belohnt. Zudem hat der nationale Wintersportverband laut Eurosport versprochen, zusätzlich eine Million Euro unter den Sportlerinnen und Sportlern aufzuteilen, die mit mindestens einer Medaille zurückkehren.
In Deutschland ist die Aufstellung für den Leistungssport eine andere. Nicht alle Athleten halten daher höhere Prämien für den richtigen Anreiz, betonen die Wichtigkeit der kontinuierlichen Förderung. In jedem Fall gilt: Der ideelle Wert einer Medaille ist größer als der finanzielle.
Quelle: ntv.de