Kleines Chaos und großes Spektakel US-Basketballer veranstalten Olympia-Zirkus

Top-Scorer Kevin Durant (M.) im Dreikampf.

Top-Scorer Kevin Durant (M.) im Dreikampf.

(Foto: REUTERS)

Gegen chinesische Slapstick-Basketballer beginnen die US-Stars ihre olympische Gold-Mission mit einer zirkusreifen Gala. Ebenfalls herausragend: Die Zuschauer, die sich vom Spektakel mitreißen lassen. Bei China hakt es derweil schon vor dem Spiel.

Ordnung muss sein, auch im Zirkus, und deshalb knarzte um Punkt 18.57 Uhr die Sirene ins Rund der Carioca Arena 1. Als unüberhörbare Erinnerung daran, dass in drei Minuten der erste Auftritt der US-Basketballer in der Olympia-Manage von Rio de Janeiro beginnen würde. Gegner: China, soweit so erfreulich. Das Unerfreuliche an der brasilianischen Ordnungsliebe war: Sie hupte mitten hinein in die chinesische Hymne.

Aus Sicht der Olympia-Organisatoren fügte sich dieser Fauxpas in einen Eröffnungstag, an dem manche Fans mehr Zeit in den Warteschlangen vor Rios Wettkampfstätten verbrachten als drinnen - trotz Tickets wohlgemerkt. "Hereinspaziert!", wie es im Zirkus heißt, das gestaltete sich auch vor der Carioca Arena 1 als nicht unproblematisch: Bei Spielbeginn waren noch viele Plätze unbesetzt. Zerknirscht hatte Olympia-Sprecher Mario Andrada zuvor erhebliche "Koordinationsprobleme" beim Einlass in die Sportstätten eingeräumt, dafür schulde man den Fans eine Erklärung. Und eine Entschuldigung natürlich auch.

"Es hat sich angefühlt wie Fußball"

Die wurde für Chinas Basketballer nicht nötig. Die verhupte Hymne war für sie schließlich ein passender Vorgeschmack auf die folgenden Irritationen, denen sie sich im Duell mit der US-Startruppe um Topscorer Kevin Durant (25 Punkte) und Olympia-Veteran Carmelo Anthony ausgesetzt sahen. Als es irgendwann alle Zuschauer in die Arena geschafft hatten, war das erste Viertel der chinesischen Demontage schon vorbei. 10:30 hieß es als angemessenes Spiegelbild des Spielverlaufs, der bei China nur minimal mehr Basketball als Slapstick beinhaltete.

Den Fans gefiel es, proportional zum Punktestand stieg die Stimmung - bis die Halle die zirkusreife Vorstellung der US-Artisten mit diversen kreativen Sprechchören und der unvermeidlich-unkreativen Welle feierte. So enthusiastisch allerdings, dass US-Star DeAndre Jordan befand: "Es hat sich angefühlt wie Fußball." Der für China debakulöse Endstand von 62:119 war aber zweifelsfrei ein Basketballergebnis, wenn in seiner Deutlichkeit auch eines der selteneren Sorte. Die vorgeführten Chinesen klangen nach ihrer Statistenrolle im US-Zirkus dann auch so, als wären sie ohne Netz vom Trapez gefallen. "Es war so schwierig", kommentierte Chinas Jiwei Zhao die Abreibung ermattet, aber auch froh: "Wenigstens werden unsere nächsten Spiele jetzt einfacher."

Toptoptoptoptoptoptopfavorit

Für China war es eine Demontage, für die in Rio auf einer Luxusjacht residierenden US-Stars ein Statement. "Die Botschaft ist, dass wir es ernst meinen", stellte Carmelo Anthony klar. Der 32-Jährige ist seit 2004 immer bei Olympia dabei gewesen, nun kann er in Rio Geschichte schreiben. Gewinnt die US-Auswahl unter Gold-Coach Mike Krzyzewski wie 2008 und 2012 erneut den Titel, hätte Anthony als erster Basketballer überhaupt den Gold-Hattrick vollendet.

Dass es dazu kommt, daran bestanden schon vor der Gala zum Olympia-Start allenfalls homöopathische Zweifel. Auch ohne Ausnahmekönner wie LeBron James und Stephen Curry sind die US-Basketballer in Rio der Toptoptoptoptoptoptopfavorit auf den Titel. Eine der größten Attraktionen der Spiele sind sie seit jeher.

In Rio wird es deshalb nicht nur darum gehen, dass das US-Team Gold gewinnt - sondern auch wie. Denn seit dem legendären "Dreamteam" von Barcelona 1992 um "Magic" Johnson, Michael Jordan und Larry Bird begleitet die US-Stars neben ihrem selbstverordneten Gold-Zwang immer auch eine Spektakelerwartung zu Olympischen Spielen, die nicht einmal die Harlem Globetrotters erfüllen könnten. Gegen die hilflosen Chinesen waren Durant, Anthony & Co. zumindest mal wieder nah dran.

Quelle: ntv.de

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