Hoffnung für Breitbandausbau? 5G meistert die letzte Meile
15.02.2019, 18:49 Uhr
Ein 5G-FWA-Empfänger neben einem Laptop.
(Foto: Telefónica)
Der neue Mobilfunkstandard 5G ist weit mehr als eine schnellere LTE-Ablösung. Ein gutes Beispiel dafür ist Fixed Wireless Acess, wobei Haushalte ohne Glasfaserkabel Gigabit-Anschluss finden. Die Technik könnte dem schleppenden Breitbandausbau einen neuen Schub geben.
Der Breitbandausbau geht in Deutschland nicht so schnell voran, wie dies die Bundesregierung im Oktober 2015 angekündigte. Ein erklärtes Ziel von Infrastrukturminister Alexander Dobrindt war es damals, bis Ende 2018 alle deutschen Haushalte mit Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zu versorgen. Doch von einer flächendeckenden Breitbandversorgung ist Deutschland bis heute weit entfernt.
Weniger als 80 Prozent mit 50 Mbit/s

Vor allem auf dem ostdeutschen Land bleibt der Breitbandausbau weit hinter den gesteckten Zielen zurück. Aber auch im Westen gibt es noch viele abgehängte ländliche Regionen.
(Foto: BMVI)
Um das festzustellen, genügt ein Blick in den Breitbandatlas des Infrastrukturministeriums (Stand 04.09.2018). Dort gibt es nur einige gelbe Flecken, die Gebiete anzeigen, wo die Versorgung mit 50 Mbit/s zu 95 Prozent oder mehr gesichert ist. In Westdeutschland liegt die Verfügbarkeit größtenteils zwischen 75 und 95 Prozent, in Ostdeutschland bei 50 bis 75 Prozent. Laut einer IWF-Studie aus dem vergangenen November haben insgesamt bisher nur rund 77 Prozent der deutschen Haushalte das erste Etappenziel auf den Weg in die Gigabit-Gesellschaft im Jahr 2025 erreicht.
Eine der größten Bremsen beim Breitbandausbau ist die sogenannte "letzte Meile". Damit ist der Anschluss eines Haushalts an das Glasfasernetz eines Mobilfunkanbieters gemeint. Dabei darf man den Begriff nicht wörtlich nehmen, eine Teilnehmeranschlussleitung (TAL) vom Verteilerkasten bis zum DSL-Anschluss kann auch 5 Kilometer lang sein.
Vectoring statt Glasfaserausbau
Vor allem in ländlichen Regionen sind zahlreiche Haushalte aber noch vom Glasfasernetz getrennt, woran sich vielleicht trotz zusätzlich bewilligter Förder-Milliarden so schnell nicht viel ändern wird. Denn der Glasfaserausbau auf dem Land ist teuer und rechnet sich für die großen Anbieter nicht. Deshalb versucht die Deutsche Telekom - mit dem gerichtlich durchgesetzten Segen der Bundesnetzagentur - wenigstens das erste Etappenziel in Ballungsräumen zu erreichen.
Dabei setzt sie auf veraltete, aber schon vorhandene Kupferkabel, die bei den meisten Anschlüssen die letzte Meile überbrücken und die auch von DSL-Konkurrenten mitgenutzt werden. Mit dem sogenannten Vectoring erzielt die Telekom zwar die erforderlichen Geschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/s. Allerdings grenzt die Technik andere Anbieter aus und beißt sich mit modernen Glasfaser-TALs, die überwiegend von kleineren Netzbetreibern verlegt werden. Außerdem zögert der Einsatz der Kupferkabel den Glasfaserausbau hinaus, der für das angestrebte Gigabit-Deutschland unverzichtbar ist.
"Im Vergleich zu städtischen Kreisen holen ländliche Regionen nicht auf", zog der Leiter der IWF-Studie Bilanz. Und der Bundesrechnungshof stellte im vergangenen Juni fest, dass Deutschland das EU-weite Ziel einer flächendeckenden Gigabit-Versorgung bis 2025 mit den derzeit eingesetzten Technologien wahrscheinlich nicht erreichen wird.
Neuer Schwung durch 5G?
Neuen Schwung bringt möglicherweise 5G in den stockenden Breitbandausbau, auch wenn der neue Mobilfunkstandard in der Fläche nicht so schnell zur Verfügung stehen wird. Bei Fixed Wireless Access (FWA) werden Kabel durch eine Funkübertragung im 26-GHz-Band ersetzt, das Übertragungsgeschwindigkeiten bis 4 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) erlaubt. Kostspielige und langwierige Erdarbeiten fallen weg, in den Haushalten muss lediglich ein kompakter FWA-Empfänger aufgestellt werden, an den ein handelsüblicher DSL-Router gesteckt wird. Auch die mit dem Glasfasernetz verbundene Sende-Antenne ist kaum größer als ein Schuhkarton.
Ob das auch in der Praxis funktioniert, hat O2-Betreiber Telefónica in Hamburg von Dezember bis Februar mit 5G-Technologie von Samsung getestet. Daran nahmen mehrere private Haushalte in verschiedenen Positionen und einer Entfernung zur Sende-Antenne teil, um herauszufinden, welche Geschwindigkeiten beim Nutzer letztendlich erzielt wurden, ob die Verbindungen stabil und ob die Latenzen akzeptabel sind. Laut Telefónica-Pressesprecher Jörg Borm sind Übertragungen trotz der hohen Frequenz im Idealfall bis zu einem Kilometer möglich, praktisch sollten mit Hindernissen eher ein paar Hundert Meter drin sein.
Wenn die Auswertung des Tests positiv ausfällt, will die Telefónica ein konkretes Geschäftsmodell erstellen. Ob FAW den geplanten Gigabit-Termin 2025 noch retten kann, muss sich aber noch zeigen. Selbst bei günstigen Preisen und einer schnellen Umsetzung könnte es unter anderem noch Bedenken wegen der eingesetzten hohen Funkfrequenzen geben. Außerdem ist es noch offen, wann genau das 26-GHz-Band für den 5G-Einsatz frei sein wird.
Quelle: ntv.de