Sennheiser Profile Wireless ausprobiertGünstiges Funk-Mikrofon-Set verhilft Hobbyfilmern zu Profi-Ton
Von Klaus Wedekind
Das Sennheiser Profile Wireless ist ein Funk-Mikrofon-Set, das professionelle Tonaufnahmen mit Smartphones, Kameras oder Laptops erlaubt. Es ist extrem kompakt und unkompliziert, aber umfangreich und flexibel einsetzbar. Und obendrein noch günstig.
Smartphones und Fotokameras sind heutzutage in der Lage, Videos aufzunehmen, die sogar professionellen Ansprüchen gerecht werden. Doch selbst bei den teuersten Geräten kann der Ton nicht mithalten, schon gar nicht über größere Distanzen hinweg. Für dieses Problem bietet Sennheiser mit dem Funk-Mikrofon-Set Profile Wireless eine ausgezeichnete Alles-in-einem-Lösung mit hoher Qualität, aber niedrigem Preis.
Kompakt, leicht, raffiniert
Alles in einem ist bei dem Set wörtlich zu nehmen. Nahezu jede Komponente ist raffiniert in der Ladeleiste untergebracht, die mit den Maßen 72 x 197 x 90 Millimetern kaum größer als eine Mundharmonika ist. Die beiden Sender sitzen an einem Ende und werden bei Bedarf per Tastendruck gelöst. Das Gleiche gilt für den Empfänger, der an der linken Vorderseite untergebracht ist
Auf der Rückseite findet man unter einer Klappe einen USB-C- und einen Lightning-Adapter, um den Empfänger an Smartphones oder Tablets zu stecken. Um ihn auf Kameras zu befestigen, ist dort außerdem ein Blitzschuh-Adapter untergebracht. Auf der Unterseite haften zwei Magnetplättchen an, mit denen man die Sender an Kleidung befestigen kann, wenn die Klemmhalterung nicht nützlich ist.
Das Profile Wireless ist nicht nur kompakt, sondern mit rund 290 Gramm auch ausgesprochen leicht, was daran liegt, dass alle Teile überwiegend aus Kunststoff gefertigt sind. Trotzdem ist das Set hochwertig verarbeitet und wirkt sehr robust. Für den Transport liefert Sennheiser eine gut gepolsterte Tasche mit, in der auch ein USB-C-Kabel, ein Klinkenstecker-Spiralkabel für die Verbindung mit Kameras sowie Windschutz-Aufsätze untergebracht sind.
Versteckte Anleitung, aber unkompliziert
Das Einzige, was im Test negativ aufgefallen ist, ist die mitgelieferte Schnellanleitung, da sie nur auf Englisch ist. Das gilt zunächst auch für die Online-Bedienungsanleitung, aber links unten hat man die Möglichkeit, eine Übersetzung abzurufen.
Zum Glück ist die Bedienung des Mikrofon-Sets so unkompliziert, dass es gewöhnlich ausreicht, die Anleitung einmal durchzugehen. Im Prinzip kann man gleich loslegen, wenn man die Komponenten einmal aufgeladen hat. Dazu steckt man alles an seinen Platz und verbindet die Leiste über den USB-C-Eingang auf ihrer Rückseite mit einem Netzteil oder einer Powerbank.
Schnell geladen und aus der Box startklar
Das Laden geht recht schnell, eine komplett leere Leiste ist in etwa drei Stunden wieder vollgetankt. Der 30 Gramm leichte Receiver benötigt dafür zwei, die Sender (27 g) 1,5 Stunden. Die maximale Aufnahmezeit mit einem komplett aufgeladenen System beträgt bis zu sieben Stunden.
Sender und Empfänger sind bereits gekoppelt und sofort startbereit. Die Sender kann man einzeln oder als Paar nutzen. Und nicht nur das: Lässt man die Komponenten in der Leiste, kann man diese wie ein großes Handmikrofon oder auf ein Stativ geschraubt als Tischmikrofon nutzen. Sennheiser hat dafür neben kleinen Puscheln für die einzelnen Sender einen großen Schaumstoff-Windschutz beigefügt. Außerdem ist es möglich, an die Sender kompatible Lavaliermikrofone anzuschließen.
Sicher ist sicher
Auch wenn beide Sender zum Einsatz kommen, kann man eine Monoaufnahme wählen und - besonders nützlich - den Sicherheitsmodus. Dabei wird ein Kanal etwas leiser aufgenommen, um dem sogenannten Clipping vorzubeugen. Das heißt, man hat eine Absicherung, falls der Pegel des anderen Kanals zu laut eingestellt ist und übersteuert (verzerrt).
Eine weitere Sicherheitsfunktion sind die internen Flash-Speicher der Sender. Man kann manuell einstellen, dass sie zusätzlich zum mit dem Empfänger verbundenen Gerät aufnehmen. Es gibt aber auch die Option, dass die Aufzeichnung der Sender automatisch startet, wenn das Funksignal zu schwach wird oder gar unterbrochen wird. Um die Aufnahmen abzurufen, steckt man die Sender einfach wie USB-Sticks an einen PC oder ans Smartphone. Wie den Empfänger kann man sie so auch einzeln aufladen.
Profi-Einstellungen, ausgezeichneter Ton
Alle Einstellungen nimmt man am Farb-Touchscreen des Empfängers vor. Die Tipp- und Wischgesten dafür sind simpel und weitgehend selbsterklärend. Damit nichts versehentlich während einer Aufnahme verändert wird, lässt sich der Touchscreen sperren.
Im Menü des Empfängers kann man nicht nur essenzielle Dinge wie den Ausgangspegel (Output-Level), die Verstärkung des Eingangssignals (Gain) et cetera regeln, sondern auch einige "Profi-Einstellungen" vornehmen. Dazu gehört ein Tiefpassfilter, um unerwünschtes niederfrequentes Rauschen zu reduzieren, und - nach einem Firmware-Update - eine 32-Bit-Float-Aufnahmefunktion. Sie bietet einen erweiterten Dynamikumfang, der nicht nur eine höhere Präzision ermöglicht, sondern auch zulässt, Clipping oder andere Fehler im Nachhinein zu korrigieren. Einziger Nachteil: die Aufnahmen sind deutlich größer als herkömmliche Aufzeichnungen mit 24-Bit/48-kHz.
Insgesamt hat sich die Aufnahmequalität des Profile Wireless als ausgezeichnet erwiesen, der Ton wird mit den entsprechenden Einstellungen auch professionellen Ansprüchen gerecht. Dabei ist die Funkverbindung (2,4 GHz) sehr stabil, auch über große Distanzen. Sennheiser gibt mit Gehäuseschutz eine Reichweite bis 150 Meter an, ohne Hindernisse sind theoretisch sogar bis zu 245 Meter möglich.
Fazit
Sennheiser ruft für das Profile Wireless eine unverbindliche Preisempfehlung von knapp 300 Euro auf. Das ist für die gebotene Qualität und Vielseitigkeit bereits fair. Aktuell bekommt man das Set aber schon für deutlich weniger Geld, was zu einer klaren Kaufempfehlung führt.