Adoption per Internet Kindersuche online nicht immer ohne Probleme
01.02.2001, 14:31 UhrDie Geschichte der doppelten Adoption amerikanischer Zwillinge veranschaulicht die Tücken der Annahme von Kindern im Internet-Zeitalter. Hinter dem einfachen Anfang am Computer – “Kind, adoptieren” in die Suchmaschine eingeben - verbergen sich eine Reihe möglicher Fallen.
Ein britisches Gericht soll demnächst entscheiden, welches von zwei Ehepaaren die Zwillingsbabys Belinda und Kimberly behalten darf. Sowohl ein Paar aus Wales als auch eines aus Kalifornien hatte die Mädchen über das Internet adoptiert. Beide Paare behaupten, die Adoptionsagentur hätte ihnen gegen die Zahlung einer Geldsumme die Elternrechte der Babys zugesichert.
Dies ist sicherlich ein ungewöhnlicher Fall, doch Experten raten trotzdem zur Vorsicht, besonders angesichts der Vielzahl der Adoptionsvermittler im Internet. Das Risiko bestehe dadurch, dass sowohl die Identität als auch die Motive der Anbieter oft unbekannt sind.
Gleichzeitig warnen die Experten vor Vermittlern, die Adoptionen als Einnahmequelle betrachten. Dies könne das Wohlergehen der Kinder gefährden. Das Interesse der Kinder müsse immer im Vorfeld stehen, und es sei “grundsätzlich unannehmbar”, dass Kinder den Einwirkungen des Wirtschaftsmarkts ausgesetzt werden, sagt Gill Haworth von der britischen Schutzorganisation Overseas Adoption Helpline.
Einzelne Länder können herkömmliche Vermittlungsagenturen innerhalb ihrer Grenzen kontrollieren. Doch zur Zeit bestehen keine etablierten Vorschriften oder Richtlinien für Internet-Adoptionsagenturen. Experten befürchten, dass die Kinder immer mehr als "Massenware" behandelt werden. Sie fordern deshalb eine internationale Zusammenarbeit, um Regelungen festzulegen.
Behörden weisen jedoch darauf hin, dass das Internet Positives im Zusammenhang mit Waisen und ungewollten Kindern bewirken kann. Webseiten können dazu beitragen, dass die Bedürfnisse solcher Kinder angesprochen werden, sagt Jeffrey Coleman vom britischen Amt für Adoption und Pflegeeltern. Man müsse nur sicher gehen, dass die Internet-Vermittlung in einer "angemessenen und ethischen Weise" durchgeführt werde.
Quelle: ntv.de