Internet-Nutzung in Afrika Langsam steigt die User-Zahl
03.07.2001, 12:32 UhrWeltweit surft durchschnittlich jeder 35. im Internet, in Europa ist es jeder dritte. In Afrika dagegen hatte im vergangenen Jahr nur einer von 250 Menschen Zugang zum Netz. Doch die Zahl wächst: Schätzungen besagen, dass monatlich 20 Prozent dazukommen. Die meisten Internet-User wohnen in Südafrika.
Der größte Internet-Provider des Kontinents heißt AfricaOnline und sitzt in Nairobi in Kenia. Er betreut 60.000 Kunden aus neuen Ländern. Jeder Anschluss wird von schätzungsweise sieben Personen genutzt, wie Firmensprecher Sam Nganga sagt.
Das Interesse an der digitalen Welt wächst mit jedem neuen Internet-Caf. Die Menschen merken sehr schnell, dass eine E-Mail für sie sehr viel billiger ist als ein Telefongespräch über einen der staatlichen Monopolisten. Außerdem können sie Nachrichten und Unterhaltung ohne Zensur durch die Regierung empfangen. Die Afrikaner verschicken E-Mails meistens nicht innerhalb eines Landes. 65 Prozent gehen in andere Staaten.
Die Zukunft beim Internet-Zugang gehört in Afrika der drahtlosen Übertragung, meinen Experten. In Mosambik, Ghana und Uganda habe sich schon gezeigt, dass dies durchaus erfolgreich laufen könne. Gerade in den ärmsten Ländern könne diese Technik die fehlende konventionelle Infrastruktur ersetzen.
Im bürgerkriegsgeschüttelten Kongo ist die Post unzuverlässig und ein Telefongespräch äußerst teuer. Kupferleitungen werden immer wieder von Metalldieben gestohlen. Seit August 1999 bietet die Firma Raga ein drahtloses Breitbandsystem in Kinshasa und Brazzaville an, den nur durch den Fluss Kongo getrennten Hauptstädten der beiden Kongo-Staaten. Die Firma hat ihren Kunden 500 Satellitenschüsseln verkauft. Diese sind auf eine Vermittlungsstation auf dem Dach eines halbzerstörten Gebäudes in Kinshasa gerichtet.
Das größte Hindernis beim Ausbau des Internet in Afrika sind weiter die Regierungen. Aus dem Ausland kommende High-Tech-Produkte sind meist mit drastischen Zöllen belegt, die Telefongesellschaften, die über ihre Leitungen den Zugang kontrollieren, werden gegen Konkurrenz abgeschirmt. Einer Studie der Vereinten Nationen zufolge gibt es in Tokio genau so viele Telefone wie in ganz Afrika. Nur 15 von 51 Ländern sind überhaupt in der Lage, Daten mit ein Megabit pro Sekunde nach Übersee zu versenden.
Quelle: ntv.de