Technik

Computer-Messe in Vegas Optimismus auf Comdex

"Woran erkennt man bei einer Messe, dass die Wirtschaft wirklich in einer tiefen Krise steckt?", fragte der Chef von Sun Microsystems, Scott McNealy, augenzwinkernd die Besucher der größten US-Computermesse Comdex in Las Vegas. "Die Leute müssen die Seife und das Shampoo aus dem Hotelzimmer mit nach Hause bringen und bei ihren Firmen abliefern."

Vierzehn Monate nach den Terrorangriffen vom 11. September, die die Krise der Computerindustrie dramatisch verschärft haben, kann die Branche immerhin über ihre miserable Marktsituation scherzen.

Doch nicht nur McNeally sieht Licht am Ende des Tunnels. Stars der Comdex wie Microsoft-Gründer Bill Gates oder HP-Chefin Carly Fiorina gaben den Messegästen in der Wüste von Nevada eine Botschaft mit auf den Weg: "Think positive" - Denkt positiv! Es wird schon werden.

"Fortschritt wird nicht von Zynikern und Zweiflern erreicht", sagte Fiorina. HP helfe, verschiedene Herausforderungen zu meistern, etwa beim Space Shuttle-Projekt der NASA, beim Formel 1-Team von BMW Williams oder auch bei einer Vogelwarte in Finnland. Fiorina pries die wahren "Pioniere", die sich wieder auf den Geist der Innovation besinnen. Deshalb könne HP pro Arbeitstag vier neue Patente anmelden.

Zuvor hatte Bill Gates der gebeutelten IT-Branche Mut gemacht. "Obwohl wir uns in einer wirtschaftlichen Abwärtsbewegung befinden, erleben wir gerade einen Innovations-Aufschwung", sagte er. Dieser werde noch unterschätzt. Microsoft stellte auf der Messe mehrere neue Produkte und Design-Entwürfe vor.

Aufmerksamkeit erregten vor allem smarte Alltagsgegenstände wie Schlüsselanhänger oder Uhren, die in der Vision von Gates mit Computerchips ausgestattet werden sollen. Dafür entwickelte Microsoft die so genannte Smart Personal Object Technology (SPOT). Der SPOT-Wecker etwa läutet seinen Besitzer nicht nur rechtzeitig für den ersten Geschäftstermin aus dem Schlaf, sondern zeigt zudem Wetter- und Verkehrsberichte oder Fluginformationen an. Beachtung fand auch das neue Office-Programm "OneNote", mit dem das digitale Bearbeiten von Notizen völlig neu gestaltet werden soll.

Einen endgültigen Durchbruch erlebte auf der Comdex die drahtlose Netzwerktechnologie WiFi. Überall konnten sich die Besucher über Funk-HotSpots ins Internet einwählen. Lösungen wurden gezeigt, um die noch vorhandenen Sicherheitslücken bei WiFi zu schließen. Gates lobte die Fortschritte bei WiFi als den wichtigsten Trend des Vorjahres.

Auf der Comdex trat aber auch ein Konflikt klar hervor, der sich um Sicherheit und Urheberrechte auf der einen und die Freiheit der Computerbesitzer auf der anderen Seite dreht. Microsoft und Intel haben mit dem Sicherheits-Betriebssystem "Palladium" und der passenden Chip-Architektur "Trusted Computing Platform Alliance" das Fundament gelegt, auf dem Computernutzer künftig effektiv vor Computer-Viren und Hackerangriffen geschützt werden sollen.

Diese Architektur will auch die Unterhaltungsindustrie, um das Raubkopieren von Musik-CDs und DVDs wirksam zu unterbinden. Peter Chernin, Präsident und COO von Rupert Murdochs News Corporation, beklagte das Ausmaß der illegalen Aktivitäten: Tauschbörsen und schwarz gebrannte CDs kosteten die Musikbranche vier Mrd. Dollar Umsatz pro Monat. Im Vergleich dazu seien die Verluste der Computerbranche durch Softwarepiraterie mit rund vier Mrd. Dollar pro Jahr noch geradezu gering. Auch Regisseur George Lucas prangerte den Diebstahl via Internet an: "Es gibt keinen kostenlosen Lunch." Irgendwo müsse jemand die Rechnung bezahlen.

Peter Chernin forderte ein Bündnis von Content-Lieferanten und Technologieanbietern gegen das unerlaubte Kopieren digitaler Inhalte. Ob das jedoch bei den Computerkäufern auf offene Ohren stoßen wird, muss nach einem Gang über die Comdex bezweifelt werden. Belagert waren vor allem die Messestände der Anbieter von Kopierprogrammen, mit denen man etwa den Kopierschutz bei Film-DVDs knacken kann.

Christoph Dernbach, dpa

Quelle: ntv.de

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