Kartellprozess gegen Microsoft "Reueloser Monopolist"
19.03.2002, 09:31 UhrDie vermutlich entscheidende Runde im Kartellverfahren gegen den Softwareriesen Microsoft hat am Montag begonnen. Die Anwälte der neun klagenden US-Bundesstaaten, die sich dem Vergleich zwischen dem Unternehmen und der US-Regierung bislang nicht angeschlossen haben, schilderten Microsoft als einen reuelosen Monopolisten, der seine Konkurrenten bitter bekämpfe. Sie forderten erneut härtere Strafen.
Der die Staaten vertretende Anwalt Brendan Sullivan sagte vor Gericht, der Konzern müsse dazu gebracht werden, "die Früchte seines Monopols-Missbrauchs" nicht länger auszunutzen.
Um die zuständige Bezirksrichterin Colleen Kollar-Kotelly von der Notwendigkeit härterer Sanktionen gegen Microsoft zu überzeugen, werden Vertreter der Staaten Kollar-Kotelly moderne Multimedia-Programme für Film und Musik vorführen. Nach Ansicht der Bundesstaaten müssen diese Technologien bei der Festsetzung der Strafen gegen Microsoft berücksichtigt werden, damit der Konzern auch künftig an der Ausnutzung seiner Marktmacht gehindert werden kann. Microsoft argumentiert dagegen, dass diese Forderungen über das ursprünglich gegen Microsoft gefällte Urteil hinausgehen.
Experten gehen davon aus, dass die Anhörungen bis zu acht Wochen dauern könnten. Ursprünglich sollte das Hearing schon vor einer Woche stattfinden, wurde auf Bitten von Microsoft aber verschoben, nachdem die Bundesstaaten kurzfristig Änderungen an ihren Vorschlägen vorgenommen hatten.
Vergleich vom November 2001
US-Gerichte hatten den Hersteller des weit verbreiteten Betriebssystems Windows im vergangenen Sommer für schuldig befunden, seine Monopolstellung bei diesen Systemen auf illegale Weise zu erhalten. Außerdem habe Microsoft versucht, seinen Rivalen im Bereich der Internet-Browser, Netscape, aus dem Markt zu drängen.
Im November hatten sich die US-Regierung und neun der 18 ebenfalls gegen Microsoft klagenden Staaten auf einen Vergleich geeinigt, der den seit fast vier Jahren andauernden Rechtsstreit beilegen soll. Danach soll Microsoft Computerherstellern mehr Freiheit bei der Auswahl ihrer Programme lassen.
Die übrigen neun Staaten lehnen den Vergleich bisher allerdings ab und pochen auf härtere Strafen gegen das Unternehmen. Ihrer Ansicht nach kann der Vergleich nicht verhindern, dass Microsoft seine Marktmacht bei modernen Technologien ausnutzen wird, die zu Beginn des Verfahrens noch wenig verbreitet waren.
Quelle: ntv.de