"Hohes Abhängigkeitspotenzial" "World of Warcraft" erst ab 18?
03.07.2009, 16:04 Uhr
Ob sich Jugendliche durch Altersbeschränkungen vom Spielen abhalten lassen, ist umstritten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Angesichts der zunehmenden Abhängigkeit Jugendlicher von Computerspielen fordert die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing schärfere Altersbeschränkungen. Es sei unverständlich, warum Spiele wie "World of Warcraft" mit einem hohen Abhängigkeitspotenzial für Kinder ab zwölf Jahren freigegeben seien, sagte Bätzing in Berlin anlässlich einer internationalen Konferenz zu dem Thema. Die Bundesländer rief sie auf, eine Freigabe des Spiels erst ab 18 zu prüfen. Das Spiel erzielt weltweit mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz und kann von mehreren Personen zusammen über das Internet gespielt werden.
Drei Prozent der 15-Jährigen süchtig
Der Kriminologe Christan Pfeiffer sagte, eine repräsentative Befragung 15 Jahre alter Jugendlicher habe ergeben, dass 13.000 und damit drei Prozent der Jungen dieses Jahrgangs unmittelbar abhängig seien. Weitere 22.000 (4,7 Prozent) seien direkt gefährdet. Hochgerechnet auf alle Jahrgänge seien somit mehr als 100.000 Jungen betroffen.
Darüberhinaus gebe es noch eine große Gruppe von Exzessiv-Spielern. Diese seien anders als die Gruppe der Süchtigen noch "Herr ihres Lebens" und hätten nicht von Entzugserscheinungen berichtet. Bei Mädchen wurde diese Form der Sucht allerdings kaum beobachtet. Laut Pfeiffer gibt es aber Anzeichen, dass viele junge Frauen in eine massive Chat-Abhängigkeit gerieten. Dies sei Gegenstand weiterer Studien.
Probleme in der Schule
Bätzing sagte, die von Computer- und Internetabhängigkeit betroffenen Jungen wiesen deutlich schlechtere Schulnoten in Deutsch, Sport, Geschichte und Mathematik auf. Sie schwänzten zudem im Durchschnitt pro Halbjahr 19 Stunden die Schule, nicht abhängige Jungen dagegen nur zehn Stunden. Insgesamt spielen 16 Prozent der 15-jährigen Jungen täglich mehr als 4,5 Stunden Computerspiele.
Nach Ansicht Bätzings geht es als nächstes darum, Diagnoseinstrumente für diese Sucht zu erarbeiten, um das Leiden als Krankheit einstufen zu können. Außerdem müssten die Therapiemöglichkeiten erweitert und Eltern und Lehrer in die Lage versetzt werden, Mediensucht bei Kindern frühzeitig zu erkennen. Pfeiffer sprach sich dafür aus, Mädchen und Jungen durch attraktive Angebote wie Sport oder Musik an den Nachmittagen vom stundenlangen Computer-Hocken abzubringen.
Quelle: ntv.de, rts