Technik

Die Geister, die ich rief Apple dealt mit Patent-Troll

Der weltweite Patentkrieg zwischen großen Smartphone-Herstellern wird schmutziger. Schuld ist Apple, das sich mit einem sogenannten Patent-Troll einlässt. Das ist eine Firma, deren Geschäftsmodell darin besteht, Patente aufzukaufen, um andere Unternehmen zu verklagen. Für Apple scheint sich der Deal zu lohnen, aber der Schuss könnte nach hinten losgehen.

Auf den ersten Blick sieht die Vereinbarung, die Apple mit Digitude Innovations abgeschlossen hat, für die kalifornische Kult-Firma ganz fantastisch aus. Schließlich bekommen alle Gegner Saures, ohne dass Apple selbst das Geringste dafür tun müsste. Der Haken an der Sache ist nur, dass Digitude Innovations ein sogenannter Patent-Troll ist, der eine Menge Geld damit verdient, mit aufgekauften Patenten Unternehmen auf hohe Lizenzgebühren zu verklagen.

Auch in den "Herr der Ringe"-Filmen sind Trolle keine Sympathieträger.

Auch in den "Herr der Ringe"-Filmen sind Trolle keine Sympathieträger.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Wie das Tech-Magazin Techcrunch berichtet, ist Digitude dabei ein besonders raffinierter Troll. Denn er kauft Patente nicht nur, sondern bekommt sie auch als Gegenleistung dafür, dass er verklagte Unternehmen vom Haken lässt. Rechteinhaber können aber auch ganz freiwillig mit Patenten zum Troll-Teilhaber werden.

Wie jetzt herauskam, hat die Firma aus dem US-Bundesstaat Virginia kürzlich Apples Rivalen RIM, HTC, LG, Motorola, Samsung, Sony, Amazon und Nokia vor der US-Handelskommission ITC verklagt, eine US-Behörde, die kurzfristig Importverbote aussprechen kann. Pikant an der Angelegenheit ist, dass Digitude zwei Patente ins Feld führt, die Anfang des Jahres noch Apple gehörten.

Ehemalige Mitsubishi-Patente

Wie "VentureBeat" bestätigt, lag "Techcrunch" mit seiner Vermutung, Apple habe mit dem Patent-Troll einen Deal gemacht, goldrichtig. Eine "sichere Quelle" berichtete der Webseite, dass auch Apple von dem Troll attackiert wurde. Doch Digitude sei bereit gewesen, den Kaliforniern im Gegenzug für die besagten Patente Lizenzen zu geben.

Ursprünglich hatte Mitsubishi die Rechte inne. Das eine Patent beschreibt, wie verschiedene Bildschirme für verschiedene Anwendungen dargestellt werden können, wenn ein Smartphone nicht wie ein Telefon, sondern als "Informationsterminal" verwendet wird. Das zweite Patent behandelt Sichtsignale für eingegangene Sprachnachrichten.

Wie der Patent-Historie zu entnehmen ist, wickelte Apple den Deal über die Firma Cliff Island LLC ab, die von der "Heuschrecke" Altitude Capital Partners finanziert wird. "VentureBeat" schreibt, dass Altidude dafür bekannt sei, in Patent-Trolle zu investieren. "Techcrunch" fand heraus, dass Apple Cliff Island nicht nur zwei, sondern gleich ein Dutzend Patente überlassen hat.

Patent-Trolle außer Kontrolle

Es ist klar, dass sich Apple mit so einem Verhalten bei seinen Konkurrenten mehr als unbeliebt macht. Eine Expertin der Internet-Bürgerrechtler Electronic Frontier Foundation erklärte, dass Apple sicher nicht aus finanzieller Not so gehandelt habe. Sie könne sich auch nicht vorstellen, dass das Unternehmen keine andere Wahl gehabt habe. Wenn sich Apple aber tatsächlich freiwillig mit Digitude eingelassen habe, sei dies "erschreckend". Das Patent-Troll-Problem sei "völlig außer Kontrolle".

Die von Digitude verklagten Unternehmen werden sich gut merken, wem sie dies zu verdanken haben. Und nachdem Apple bereit ist, im Patentkrieg auch schmutzige Waffen einzusetzen, darf es sich nicht wundern, wenn sich die Troll-Opfer bei nächster Gelegenheit dafür revanchieren.

Quelle: ntv.de

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