Wall Street

Die Einzelhandelszahlen für April sind besser ausgefallen als erwartet, und manche Analysten sehen bessere Zeiten aufziehen. Ein Trugschluss. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die Zahlen als weniger rosig.

Der Dollar ist schwach, doch die Münzen werden teurer. Die Rallye an den Rohstoff-Märkten, wo nicht nur Öl, sondern auch Metalle teurer werden, macht dem Finanzministerium Sorgen. Die Herstellungskosten mancher Münze übersteigt nämlich deren Nennwert deutlich.

An der Rohstoffbörse Nymex jagt ein Rekordpreis beim Öl den nächsten. Experten halten ein Niveau von 200 Dollar pro Barrel für möglich. Auch in den USA sind die Benzinpreise hoch wie nie, doch der Durchschnittsamerikaner fährt unbeirrt weiter.

An der Wall Street wurde den Handel durch Einzelwerte bestimmt. Die geplatzte Übernahme von Yahoo durch Microsoft, ein mögliches Scheitern der Übernahme von Countrywide durch BoA. Da kann nur die Telekom für etwas Aufhellung sorgen.

An der Börse träumt man gerne von ganz Großem. So sind auch die Gerüchte über eine Übernahme der Deutschen Telekom in den USA zu verstehen. Mit einem Satz auf den Platz an der Spitze. Das wäre schon was. Doch in der Realität gibt es viele Probleme.

Ob an den US-Börsen die Kurse ausschlagen, hängt in den nächsten Tagen von einigen Konjunkturdaten ab. Die Börse blickt auf den Dienstleistungssektor und die Handelsbilanz; auf Unternehmensseite stehen Cisco Systems und der Dow-notierte Medienriese Walt Disney im Vordergrund.

Die US-Börsen haben zum Wochenende gemischt geschlossen. Zahlen vom Arbeitsmarkt und neue Liquidität von der Fed hatten zunächst für Auftrieb gesorgt. Doch zum Abend ging den Optimisten die Luft aus.

"Sell in May and go away" heißt eine bekannte Investmentregel an der Wallstreet. Jetzt hat der Mai begonnen, und es wäre Zeit das Depot aufzuräumen. Doch in diesem Jahr läuft einiges anders.

Der Zinsentscheid der Fed hat nur kurz für Freude gesorgt. Zu viele Fragen bleiben offen. Wohin steuert die US-Wirtschaft? An der Börse wächst wieder die Skepsis und die Furcht vor dem Abschwung.

Sicher ist, dass nach dieser Zinssenkung - wenn sie kommt - auch wirklich einmal Schluss sein muss. Dass der Leitsatz seit Monaten immer weiter runter geht, hat dem Markt zuletzt mehr geschadet als genutzt.