Reaktion auf die Randale? Air France macht Zugeständnisse
18.10.2015, 16:00 Uhr
Vehementer Widerstand: Streikaktion vor der Konzernzentrale von Air France am Pariser Flughafen Charles de Gaulle in Roissy bei Paris (Archivbild).
(Foto: REUTERS)
Die Protestaktionen und das rabiate Vorgehen einzelner Mitarbeiter führt offenbar zum Erfolg: Die größte Fluggesellschaft Frankreichs kommt den Forderungen der Mitarbeiter entgegen und streicht ihre Pläne zum Stellenabbau zusammen.
Die französische Fluggesellschaft Air France geht nach gewaltsamen Protesten der Beschäftigten einen Schritt auf die Gewerkschaften zu. Im kommenden Jahr würden weniger als 1000 Stellen wegfallen, sagte Konzernchef Alexandre de Juniac in einem Interview. Dies solle zudem auf freiwilliger Basis geschehen.
Der für 2017 geplante Stellenabbau könnte sogar ganz vermieden werden, falls sich die Fluggesellschaft bis Anfang 2016 mit den Gewerkschaften auf Einsparungen einige, wie de Juniac betonte. Die Airline hatte angekündigt, 2900 Stellen bis 2017 zu streichen.
Wütende Mitarbeiter hatten Anfang Oktober nach Bekanntgabe der Pläne für einen massiven Stellenabbau eine Betriebsratssitzung gestürmt und zwei Top-Manager der Fluggesellschaft angegriffen. Der Vorfall löste über die Landesgrenzen hinaus Aufsehen aus. Selbst Staatspräsident Francois Hollande meldete sich in der Angelegenheit zu Wort. Er sprach von "inakzeptablen Formen des Protests" und fürchtete Schaden für den Ruf ganz Frankreichs.
Die Übergriffe haben auch juristische Folgen: Sechs Mitarbeiter des Unternehmens wurden festgenommen. Den Verdächtigen werden unter anderem gewalttätige Übergriffe und Vandalismus vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft in Bobigny bei Paris mitteilte.
Zwischen Billig-Fliegern und Golf-Airlines
Der angekündigte Abbau von ursprünglich 2900 Stellen bei Piloten, Kabinen- und Bodenpersonal sollte Air France dazu dienen, aus den roten Zahlen zu kommen. Mit den Einsparungen bei den Personalkosten reagierte die Fluggesellschaft zudem auch auf den verschärften Wettbewerb. Gewerkschafter kritisierten die Pläne als Einstieg in eine Art "Sozial-Dumping". Inzwischen hat sich der Tonfall zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgeberseite wieder beruhigt: Die Konzernführung nahm die Gespräche mit den Gewerkschaften wieder auf.
Die Fluggesellschaft, die zusammen mit dem Partner KLM aus den Niederlanden nach Lufthansa der Branchenzweite Europas ist, bekommt den harten Konkurrenzdruck im Luftverkehrsgeschäft immer härter zu spüren. Auf den europäischen Routen leidet Air-France-KLM unter dem Wettbewerb der Billigflieger wie Easyjet und Rynair. Auf den Langstrecken erobern die finanzstarken Wettbewerber aus der Golfregion wie Eithad oder Emirates immer mehr Marktanteile.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts