Wirtschaft

Nach Millionen-Abschreibung Anleger fliehen aus Rocket-Internet-Aktie

Bis Ende 2017 sollen mindestens drei Töchter proiftabel werden, hofft Rocket-Chef Oliver Samwer.

Bis Ende 2017 sollen mindestens drei Töchter proiftabel werden, hofft Rocket-Chef Oliver Samwer.

(Foto: picture alliance / dpa)

Hohe Verluste im ersten Halbjahr verschrecken Aktionäre des Startup-Inkubators Rocket Internet. Das Papier bricht im frühen Handel ein und nähert sich neuen Rekordtiefs. Auslöser sind Wertberichtigungen auf Tochterunternehmen.

Nach millionenschweren Abschreibungen auf seine Tochterunternehmen rauschte die Aktie des deutschen Startup-Inkubators Rocket Internet in die Tiefe. Das Papier brach im frühen Frankfurter Handel um rund acht Prozent ein. Zwischenzeitlich verlor die Aktie sogar fast 12 Prozent. Aktuell sind Rocket-Aktien etwas mehr als 17 Euro wert. Gestartet waren sie an der Börse vor bald zwei Jahren bei einem Kurs von 42,50 Euro. Seitdem hat das Papier rund 60 Prozent seines Werts verloren.

In der vergangenen Woche hatte sich die Rocket-Aktie wieder etwas erholt und war auf mehr als 19 Euro geklettert. Mit dem erneuten Sturz nähert sie sich hingegen wieder ihrem Allzeittief von Ende Juni: Der Kurs war auf den Tiefstand von 16,36 Euro gerutscht.

Der Grund für den neuerlichen Kursverfall: Rocket Internet hat Abschreibungen unter anderem auf seine Mode-Tochter Global Fashion Group vornehmen müssen. Als Folge rutschte das Unternehmen im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen. An den operativen Zielen ändere sich nichts, betonten Rocket-Chef Oliver Samwer und sein Finanzvorstand Peter Kimpel.

Der Verlust summierte sich im ersten Halbjahr auf 617 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Im Vorjahr hatte Rocket den damaligen Daten zufolge im ersten Halbjahr einen Verlust von 45,9 Millionen Euro ausgewiesen. Mit 383 Millionen Euro trug die Global Fashion Group (GFG) den Löwenanteil zu dem Verlust bei. Hinzu kamen weitere Abschreibungen bei Joint Ventures und anderen Investments im dreistelligen Millionen-Bereich, wie Finanzvorstand Kimpel erläuterte. Aufgrund der Ausgliederung von Tochtergesellschaften sanken die Umsätze auf 29 Millionen im ersten Halbjahr 2016, nach 71 Millionen Euro im Vorjahr.

Rocket setzt weiter auf schwarze Zahlen bis Ende 2017

An den operativen Zielen hält Rocket Internet nichts desto trotz fest. "Nach wie vor erwarten wir, dass bis Ende 2017 mindestens drei unserer Beteiligungen profitabel sein werden, und die aggregierten operativen Verluste unserer wesentlichen Beteiligungen 2015 den Höchstpunkt hatten", erklärte Samwer. Kimpel fügte hinzu, Rocket sei operativ "sehr zufrieden" mit der GFG.

So erklärte Rocket im Mai bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal, die wichtigsten Beteiligungen hätten auf ihrem Weg Richtung Profitabilität große Fortschritte gemacht. Die positive Entwicklung solle 2016 fortgesetzt werden.

Die Global Fashion Group gehört zu den wichtigsten Aktiva von Rocket Internet, sie vereint zahlreiche Modeonlinehändler vor allem in den Schwellenländern unter ihrem Dach. Die Abschreibungen stehen im Zusammenhang mit der jüngsten Finanzierungsrunde, die im April angekündigt und im Juli abgeschlossen wurde. Mehr als 300 Millionen Euro kamen zusammen, die hauptsächlich von den Großinvestoren Kinnevik und Rocket Internet stammten.

Rockets Bewertungsmethode zu optimistisch?

Im April wurde auch bekannt, dass im Zuge der Finanzierungsrunde die GFG von Rocket nur noch mit einer Milliarde Euro bewertet würde, anstelle von drei Milliarden Euro zuvor. Deswegen nennen die Analysten von Jeffries die Abschreibungen auch keine komplette Überraschung. Allerdings werfen sie ein Licht auf die Bewertungsmethode von Rocket Internet. Eine ihre größten Sorgen, erklärten die Jeffries-Analysten, sei die "zu zuversichtliche Bewertungsmethode" von Rocket Internet.

Die Analysten ziehen dabei zum Vergleich die Bewertungsmethode des schwedischen Investors Kinnevik heran, dessen Portfolio sich zu 15 Prozent mit dem Rockets überschneidet: Nach Kinneviks Berechnung sank die Bewertung der GFG im April um 38 Prozent, im Vergleich zu 66 Prozent bei Rocket Internet. Die Schweden seien "ausbalancierter" und konservativer, erklärten die Analysten. So bewerte Kinnevik die Beteiligungen der sich mit Rocket überschneidenden Geschäfte etwa 30 Prozent niedriger als Rocket selbst. Die finanziellen Auswirkungen sehe man nun, so Jeffries.

Zu Rocket Internet gehören zudem Unternehmen wie HelloFresh, Foodpanda, Westwing und Home24. Keines der Unternehmen erzielt bislang Gewinne. Ein Börsengang des Kochboxenversenders HelloFresh wurde im vergangenen Jahr auf Eis gelegt.

Quelle: ntv.de, kst/DJ

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