Zwei Milliarden Euro sind futsch Rocket-Aktie rauscht steil nach unten
27.04.2016, 15:38 Uhr
Rocket-Chef Oliver Samwer will bis Ende 2017 drei Unternehmen aus den roten Zahlen bringen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wieder mal schlechte Nachrichten für Rocket-Aktionäre: Die Berliner Startup-Schmiede streicht die Bewertung für Modehändler in ihrem Portfolio drastisch zusammen. Statt bisher drei sollen diese nur noch eine Milliarde Euro wert sein. Die Anleger reagieren panisch.
Die Anleger von Rocket Internet müssen nach dem Verlustjahr 2015 einen weiteren Rückschlag verdauen: Die Berliner Beteiligungsgesellschaft muss die Erwartungen an seine Online-Modehändler im Ausland drastisch eindampfen. Rocket bewertet die in der Global Fashion Group (GFG) gebündelten Modefirmen nun nur noch mit einer Milliarde Euro, zwei Milliarden Euro weniger als bislang, wie das Unternehmen mitteilte. Die Rocket-Aktie brach danach ein, die Verluste weiteten sich auf mehr als 14 Prozent aus. Die Aktie kostete weniger als 22 Euro. In den vergangenen 52 Wochen hat sich ihr Wert damit halbiert. Erst im Oktober 2014 hatte die Startup-Schmiede an der Börse debütiert.
Mitte April hatte Rocket Internet mitgeteilt, 2015 tief in die roten Zahlen gerutscht zu sein. Für das vergangene Jahr musste das Unternehmen einen Verlust von 197,8 Millionen Euro hinnehmen, bei stabilem Umsatz. 2014 hatte Rocket Internet noch einen Gewinn von 428,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Grund für das Minus waren vor allem die anteiligen Verluste der Beteiligungen gewesen.
Rocket Internet ist an zahlreichen Internetfirmen beteiligt, darunter an dem Essenslieferanten Delivery Hero, dem Kochbox-Lieferdienst Hello Fresh und dem Einrichtungsportal Westwing. Die Unternehmen stecken alle in den roten Zahlen. Ziel sei es, die Gesellschaften "langfristig profitabel" zu machen, hatte Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer nach Bekanntwerden der Verluste erklärt. Diese hätten im vergangenen Jahr jedoch "voraussichtlich ihren Höhepunkt erreicht". Bis Ende 2017 sollen es demnach drei Unternehmen, an denen Rocket Internet Anteile hält, aus der Verlustzone geschafft haben.
Rocket und Kinnevik schießen 300 Millionen Euro nach
Auch GFG schreibt weiterhin tiefrote Zahlen und braucht daher frisches Geld. 2015 erwirtschaftete die Gruppe bei 930 Millionen Euro Umsatz einen operativen Verlust (Ebitda) von 275 Millionen Euro. Rocket und der schwedische Co-Investor Kinnevik wollen zusammen für GFG nochmals 300 Millionen Euro nachschießen. Das Berliner Unternehmen ist mit 23 Prozent, Kinnevik mit 26 Prozent an der GFG beteiligt. An diesem Verhältnis dürfte sich nichts ändern, sagte ein Rocket-Sprecher.
Die eingetrübten Aussichten für Startups zeigen sich auch in den übrigen gemeinsamen Beteiligungen von Kinnevik und Rocket Internet. Der Online-Möbelhändler Home 24, an dem die Schweden 17 Prozent halten, steht in den Kinnevik-Büchern nur noch mit 61 Prozent der Summe, die das Unternehmen in den Börsenkandidaten gesteckt hat. Beim Internet-Einrichtungshaus Westwing ist Kinnevik dagegen leicht im Plus. Rocket hat die Beteiligungen zuletzt doppelt so hoch bewertet wie die Schweden. Den asiatischen Amazon-Klon Lazada hatten Kinnevik und Rocket vor kurzem größtenteils an den chinesischen Rivalen Alibaba verkauft - offenbar mit Gewinn.
Quelle: ntv.de, kst/rts/DJ