Die IPO-Welle rollt Auch Auto-Entwickler Edag will an die Börse
04.11.2015, 15:54 Uhr
Edag entwickelt neuartige Fahrzeugleichtbau- und Elektromobilitätskonzepte.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Börsengang jagt den nächsten - 14 deutsche Unternehmen haben dieses Jahr bereits den Gang aufs Parkett gewagt. Nun will auch der Wiesbadener Autoentwickler Edag auf den letzten Drücker auch noch mitmischen. Aber nicht, weil er frisches Geld bräuchte.
Der hessische Automobil-Entwickler Edag reiht sich auf den letzten Drücker unter die Börsenkandidaten für dieses Jahr ein. Die Familienholding des Arztes und Investors Lutz Helmig, Aton, will mit dem Börsengang einen Teil ihres Einsatzes zu Geld machen, wie das Unternehmen mitteilte. Edag brauche zunächst kein frisches Geld. "Das könnte sich für Zukäufe ändern - aktuelle Übernahmekandidaten sehe ich aber nicht", sagte Aton-Geschäftsführer Thomas Eichelmann, der auch den Verwaltungsrat von Edag leitet.
Der Börsengang dürfte Finanzkreisen zufolge ein Volumen von 250 bis 400 Millionen Euro haben. Aton sei bereit, bis zu 50 Prozent an Edag zu verkaufen. "Wir wollen langfristig bei Edag investiert bleiben, können uns aber durchaus vorstellen, die Kapitalmehrheit abzugeben", sagte Eichelmann.
Rivale Bertrandt ist bereits mehr als eine Milliarde wert
Der Ingenieurdienstleister entwickelt mit 7600 Mitarbeitern im Auftrag von Auto- und Lkw-Herstellern sowie Zulieferern ganze Fahrzeugmodelle oder Komponenten und konzipiert darüber hinaus den Produktionsablauf. Edag gehört zu den drei größten deutschen Outsourcing-Dienstleistern für die Autoentwicklung. Der Rivale Bertrandt ist bereits an der Börse gelistet und wird dort mit 1,1 Milliarden Euro bewertet.
Aton hat Edag in eine schweizerische Aktiengesellschaft eingebracht, gesteuert wird das Unternehmen allerdings aus Wiesbaden. 2014 setzte Edag 635 Millionen Euro um, im ersten Halbjahr 2015 ist der Umsatz um weitere 17 Prozent gewachsen. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) schnellte im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte auf 36 Millionen Euro nach oben. Die künftigen Aktionäre lockt Edag mit einer Dividende von 50 Prozent des Nettogewinns.
Der Börsengang dürfte in den nächsten vier Wochen über die Bühne gehen. Spätestens Mitte Dezember schließen die meisten großen Anleger ihre Bücher und sind nicht mehr bereit, frisches Geld zu investieren. Organisiert wird die Emission von den Investmentbanken Morgan Stanley und Deutsche Bank.
Bestes Börsengang-Jahr seit 2007
Trotz der zeitweise wackligen Kapitalmärkte verspricht 2015 das beste Jahr für Börsengänge in Deutschland seit dem Boom-Jahr 2007 zu werden. Einschließlich der Hamburger Container-Reederei Hapag-Lloyd, die nach großen Turbulenzen am Freitag ihr Börsendebüt feiern will, haben 14 Unternehmen den Sprung aufs Börsenparkett geschafft und dabei Aktien für insgesamt 6,9 Milliarden Euro verkauft.
Edag und der Lebensmittel-Lieferdienst Hello Fresh, der laut Insidern Aktien für 300 bis 500 Millionen Euro losschlagen dürfte, wollen sich noch hinzugesellen. 2007 lag das Emissionsvolumen in Deutschland bei 7,85 Milliarden Euro. Eichelmann sagte, Helmig wolle den Erlös aus dem Börsengang in andere Geschäftsfelder investieren. Er war mit den Klinik-Ketten Helios und Asklepios reich geworden. Neben Edag gehören ihm unter anderem Augsburg Airways, die Charterfluggesellschaft DC Aviation und der Blutspendedienst Haema. Zudem ist er am Stuttgarter Finanzkonzern W&W beteiligt.
Quelle: ntv.de, kst/rts