"Projekt Buchstütze" Bank of England untersucht heimlich Brexit
23.05.2015, 11:56 Uhr
Da geht's raus: David Cameron will Reformen durchsetzen oder für den Brexit werben.
(Foto: AP)
Bis Ende 2017 soll es in Großbritannien ein Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft geben. Das Thema ist so heikel, dass die Bank of England nur im Geheimen darüber sprechen will. Oder mit dem "Guardian"?
Dumm gelaufen oder geschickt lanciert? Für einen internen Bericht untersucht die Bank of England derzeit die Folgen eines britischen EU-Austritts - und hat Details des Projekts versehentlich per Mail an den "Guardian" geschickt.
In der Mail wird das "Projekt Buchstütze" der Zeitung zufolge als so geheim eingestuft, dass die meisten Mitarbeiter der britischen Zentralbank nicht darüber informiert werden dürfen. Für etwaige Anfragen von außen wurde die Sprachregelung ausgegeben, dass die Untersuchung nichts mit dem anstehenden Referendum zu tun habe; es gehe lediglich um "eine größere Auswahl von europäischen Wirtschaftsthemen".
Der wiedergewählte britische Premierminister David Cameron hat bis spätestens 2017 ein Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft angekündigt. Den meisten Umfragen zufolge gibt es in Großbritannien mehr EU-Befürworter als Gegner. Dennoch gilt der Ausgang des Referendums als völlig offen. Der Bericht der Bank of England könnte die Debatte beeinflussen - aber natürlich nur dann, wenn er auch veröffentlicht wird.
Nach Veröffentlichung des Inhalts der Mail durch den "Guardian" sagte ein Sprecher der Zentralbank, es sollte keine Überraschung sein, dass die Bank sich mit Themen befasse, die im Kontext des Referendums aufträten. Es sei allerdings nicht klug, im Vorfeld öffentlich über diese Arbeit zu sprechen. Die Ergebnisse würden "zu passender Zeit" veröffentlicht.
Am Freitag begann Cameron eine Tour durch Europa, um für eine Reform der EU nach seinen Vorstellungen zu werben. Das könnte schwierig werden: Cameron lehnt die Idee einer immer stärker zusammenwachsenden Union ab, die bislang das Grundkonzept der EU ist. Nach ersten Gesprächen beim EU-Gipfel in Riga am Freitag räumte er ein, ihm sei keine "Welle der Liebe" entgegengeschlagen.
Quelle: ntv.de, hvo