"Absatzalternative bricht weg" Behörde findet Edeka noch nicht supergeil
17.02.2015, 15:23 Uhr
Edekas Shopping-Tour droht das Aus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Marktführer Edeka will 450 Tengelmann-Filialen übernehmen. Doch die Wettbewerbshüter heben warnend den Finger. Nun werden sich beide Seiten etwas einfallen lassen müssen, soll der Deal nicht scheitern.
Die geplante Übernahme von Dutzenden Tengelmann-Märkten durch den Branchenführer Edeka stößt bei den Wettbewerbshütern auf Bedenken. "Das Vorhaben würde nach den bisherigen Ermittlungen des Bundeskartellamtes zu einer Verdichtung der ohnehin stark konzentrierten Marktstrukturen insbesondere in Berlin, München und einzelnen größeren Städten in Nordrhein-Westfalen führen", erklärte Präsident Andreas Mundt eine erste vorläufige Einschätzung der Behörde.
Auch bei der Beschaffung insbesondere von Markenartikeln würde der Vorsprung der Spitzengruppe, die neben Edeka aus den Wettbewerbern Rewe und der Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl besteht, gegenüber der Konkurrenz weiter steigen. Denn den Herstellern breche eine verbleibende Absatzalternative außerhalb dieser Gruppe weg, kritisierte er. Offenbar können beide Ketten nur durch umfassende Zugeständnisse - etwa den Verkauf von Märkten an Wettbewerber - ihre Fusionspläne noch retten können. Eine Tengelmann-Sprecherin sagte, der Konzern habe ein Schreiben mit den Bedenken des Kartellamts erhalten und prüfe dies jetzt. Edeka wollte sich nicht äußern.
Vielfach nur noch zwei Regionalversorger
Die geplante Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka hatte Anfang Oktober vergangenen Jahres viel Kritik in der Branche hervorgerufen. Der Kölner Konkurrent Rewe hatte sogar mit Klage gedroht. Edeka, ohnehin die Nummer 1 im Lebensmitteleinzelhandel, würde seine Marktstellung dadurch noch weiter ausbauen.
Dies sieht auch das Bundeskartellamt kritisch. In vielen der betroffenen Regionalmärkte oder Stadtbezirke würden mit Edeka und Rewe jeweils einschließlich ihrer Discounter Netto und Penny nur noch zwei Nahversorger verbleiben, heißt es in der Stellungnahme. Dabei lägen die Marktanteilszuwächse von Edeka bei einer Übernahme von Kaiser's Tengelmann in den problematischen Märkten, insbesondere in Berlin und München, im Regelfall weit über zehn Prozent.
Tengelmann sah keine Chance für eigene Supermärkte
Edeka und Tengelmann können nun bis zum 26. Februar Stellung nehmen und gegebenenfalls Vorschläge für Auflagen oder Zusagen unterbreiten. Ob eine Übernahme eventuell unter Auflagen genehmigt werden könnte, könne das Bundeskartellamt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen, hieß es. Die Frist für eine abschließende Entscheidung läuft nach dem derzeitigem Stand am 6. März 2015 aus. Die Parteien können aber eine Fristverlängerung beantragen.
Die Unternehmensgruppe Tengelmann der Unternehmerfamilie Haub hatte sich nach langer Prüfung für einen Verkauf ihrer rund 450 Supermärkte mit etwa 16.000 Beschäftigten entschlossen, um sich im Einzelhandel ganz auf ihre Baumarktkette Obi und den Textilhändler Kik zu konzentrieren. Denn das Supermarktgeschäft macht seit Jahren Verluste. Chef Karl-Erivan Haub hatte bei der Ankündigung des Verkaufs erklärt, keine Perspektive mehr zu sehen. Denn Kaiser's Tengelmann sei im Vergleich mit den Wettbewerbern zu klein, um allein am Markt eine Chance zu haben. Den Marktanteil hatte Tengelmann damals mit 0,6 Prozent angegeben.
Auch beim Verkauf des Tengelmann-Discounters Plus an Edeka im Jahr 2008 hatte die Wettbewerbsbehörde zunächst massive Bedenken erhoben, die Übernahme dann aber nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren doch noch unter erheblichen Auflagen freigegeben. Mehr als 300 Plus-Märkte mussten damals an andere Wettbewerber verkauft werden. Seitdem sind allerdings die Bedenken des Kartellamtes wegen der Marktkonzentration im Lebensmittelhandel eher noch gewachsen. Denn eine Sektoruntersuchung der Behörde ergab im vergangenen Jahr, dass Edeka, Rewe, Aldi sowie die Schwarz-Gruppe inzwischen bereits rund 85 Prozent des Absatzes auf sich vereinen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ