Kristalltiger für 15.000 Dollar Deutsche Bank beschenkte Chinas Eliten
15.10.2019, 07:25 Uhr
Jahrelang soll die Deutsche Bank chinesische Kader beschenkt haben.
(Foto: picture alliance / Andreas Arnol)
Ein neuer Bericht lässt das Geschäftsgebaren der Deutschen Bank in China in einem schlechten Licht erscheinen. Demnach umgarnte das Geldinstitut einflussreiche Funktionäre, um Vorteile zu erlangen. Auf der Liste der Begünstigten steht offenbar auch der ehemalige Präsident der Volksrepublik.
Die Deutsche Bank soll in China Regierungsmitarbeiter und Manager von Staatsbetrieben ab 2002 jahrelang mit Geldzahlungen und Geschenken umgarnt haben. Einer gemeinsamen Recherche von "Süddeutscher Zeitung", WDR und "New York Times" zufolge zählten zu den Begünstigten beispielsweise Präsident Jiang Zemin, Ministerpräsident Wen Jiabao und Vizepremier Zeng Peiyan. Sie sollen Präsente wie einen Kristalltiger für 15.000 Dollar, einen Fernseher oder eine Hifi-Anlage erhalten haben. Dies sollen interne Bankdokumente belegen, die das Recherchenetzwerk ausgewertet habe.
Demzufolge seien etwa an eine "dubiose Beraterfirma" 100.000 Dollar geflossen. Außerdem habe die Bank mehr als einhundert Angehörige einflussreicher Chinesen eingestellt, um Beziehungen zur Regierung aufzubessern. Dabei habe es sich meist um Kinder von hochrangigen Kadern, Beamten oder Managern staatseigener Betriebe gehandelt.
Nutzte die Deutsche Bank Insider-Informationen?
Ein besonders heikles Geschäft soll laut dem Rechercheverbund im Jahr 2005 stattgefunden haben. Damals soll die Deutsche Bank einen Berater verpflichtet haben, der offenbar mit dem Sohn von Ministerpräsident Wen befreundet war und für dessen Ehefrau arbeitete. Er sollte dem Finanzinstitut dabei helfen, Anteile an der staatlich kontrollierten Huaxia-Bank zu übernehmen. Die Deutsche Bank setzte sich am Ende mit ihrem Gebot durch. Später nährte eine Untersuchung externer Rechtsanwälte den Verdacht, der Berater habe Insiderinformationen über Huaxia an die Deutsche Bank weitergeleitet. Der Berater soll für seine Arbeit ein Honorar von zwei Millionen Euro erhalten haben.
Der frühere Vorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, erklärte in einer Stellungnahme, nichts von illegalen Zahlungen gewusst zu haben. Bei einer internen Untersuchung soll der Ex-Manager allerdings ausgesagt haben, er habe gewusst, dass ein leitender chinesischer Mitarbeiter mit dem Sohn des damaligen Premierministers Wen befreundet gewesen sei. Er sei aber nicht von einer geschäftlichen Beziehung ausgegangen, so Ackermann.
Die Deutsche Bank selbst verwies in einer schriftlichen Stellungnahme auf die laufenden internen Untersuchungen zu dem Thema. "Diese Vorfälle reichen bis ins Jahr 2002 zurück und wurden angemessen behandelt. Die Deutsche Bank führt aus eigenem Antrieb interne Untersuchungen durch, um Fehler und Mängel der Vergangenheit zu identifizieren und zu beheben." Fehlverhalten sei an Behörden gemeldet worden. Wo Schwachstellen gefunden worden seien, habe die Bank Gegenmaßnahmen ergriffen.
Quelle: ntv.de, jpe/rts