Größtes Plus seit einem Jahr Deutsche Industrie erhält wieder mehr Aufträge
06.02.2023, 10:08 Uhr
Die Nachfrage habe sich zum Jahresende 2022 stabilisiert, schrieb das Statistische Bundesamt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach einem starken Rückgang im November kann die Industrie in Deutschland wieder mehr Bestellungen verzeichnen. Im Dezember befinde man sich sogar "leicht über dem Vor-Corona-Niveau", teilt das Statistische Bundesamt mit. Nicht ganz so vielversprechend entwickeln sich die Umsätze.
Die Aufträge der deutschen Industrie sind im Dezember wegen der verbesserten Nachfrage aus dem Inland und der Eurozone so stark gestiegen wie seit über einem Jahr nicht mehr. Die Bestellungen legten um 3,2 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dank vieler Großaufträge wurde damit der höchste Zuwachs seit September 2021 erreicht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 2,0 Prozent gerechnet. Zudem fiel der Einbruch im November mit revidiert minus 4,4 (bisher: -5,3) nicht ganz so stark aus wie zunächst angenommen. Im Vergleich zum Dezember 2021 lag das Auftragsniveau allerdings um 10,1 Prozent niedriger.
"Die Nachfrage beim Verarbeitenden Gewerbe hat sich zum Jahresende 2022 wieder etwas stabilisiert", schrieb das Bundeswirtschaftsministerium. Das deute ebenso wie das verbesserte Geschäftsklima darauf hin, "dass die wirtschaftliche Abschwächung im Winterhalbjahr milder ausfallen dürfte".
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zufolge ist das kräftige Auftragsplus im Dezember vor allem als Gegenbewegung zum Einbruch im November zu sehen. "Der Trend weist bei den Auftragseingängen weiter klar nach unten", warnte Krämer vor zu viel Optimismus. "Das dürfte in den kommenden Monaten zunehmend auf die bislang recht stabile Industrieproduktion durchschlagen." Der Schub durch das Abarbeiten der während der Pandemie liegen gebliebenen Aufträge werde abnehmen.
Dass die Lage schwierig ist, zeigt auch die Umsatzentwicklung: Die Einnahmen im Verarbeitenden Gewerbe fielen im Dezember preisbereinigt um 1,7 Prozent niedriger aus als im Vormonat, nachdem es im November noch zu einem Zuwachs von 2,5 Prozent gereicht hatte.
Besonders viele Aufträge im Elektronik-Bereich
Die Bestellungen aus dem Inland wuchsen im Dezember um 5,7 Prozent zum Vormonat, die aus dem Ausland erhöhten sich um 1,2 Prozent. Während die Nachfrage aus der Eurozone um 9,8 Prozent zunahm, sank das Neugeschäft mit dem restlichen Ausland um 3,8 Prozent.
"Während der gewichtige Bereich Kfz/Kfz-Teile 3,0 Prozent weniger Ordereingänge verbuchte, verzeichnete der ebenfalls gewichtige Maschinenbau ein Plus von 3,5 Prozent", teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Besonders viele zusätzliche Aufträge verbuchten demnach die Hersteller elektrischer Ausrüstung (34,2 Prozent). Auch Branchen wie EDV/Optik und Metallverarbeitung und -erzeugung meldeten merkliche Steigerungen. Klar rückläufig war die Nachfrage laut Ministerium hingegen in den Bereichen sonstige Fahrzeuge und chemische und pharmazeutische Erzeugnisse.
Im Jahresvergleich sank der Auftragseingang über das Jahr 2022 fast jeden Monat, wie das Statistikamt weiter ausführte. Im Dezember lag er 10,1 Prozent unter dem Stand von einem Jahr zuvor. Dies sei jedoch vor allem auf den starken Anstieg im Jahr 2021 "aufgrund von Corona-Nachholeffekten" zurückzuführen. "In der Summe befindet sich der Auftragseingang aktuell damit leicht über dem Vor-Corona-Niveau."
Exporteure rechnen mit neuem Schwung
Die maue Weltkonjunktur, Materialmangel und die Energiekrise setzen der Industrie derzeit zu. Allerdings blicken die Exporteure inzwischen so positiv nach vorn wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Das Barometer für die Exporterwartungen kletterte im Januar den vierten Monat in Folge. "Die deutschen Exporteure hoffen auf neuen Schwung zu Beginn des Jahres", fasste IFO-Präsident Clemens Fuest die Ergebnisse der Umfrage zusammen.
Ein Grund dafür ist China: Der wichtigste deutsche Handelspartner hat seine Null-Covid-Politik inzwischen beendet, was der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt neuen Schwung verleihen könnte. Davon wiederum dürfte auch die deutsche Industrie profitieren.
Quelle: ntv.de, mbu/rts/AFP