Staatsdefizit wächst Deutsche Wirtschaft schrumpft 2023 um 0,3 Prozent
15.01.2024, 10:02 Uhr Artikel anhören
2023 war kein gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft.
(Foto: picture alliance / Schoening)
Im vergangenen Jahr herrschen keine optimalen Bedingungen für die Wirtschaft. Inflation, steigende Zinsen und eine schwächelnde Weltkonjunktur hinterlassen ihre Spuren. Nun meldet das Statistische Bundesamt einen Rückgang des BIP. Fürs laufende Jahr gibt es jedoch eine optimistische Prognose.
Hohe Inflation, steigende Zinsen und maue Weltkonjunktur haben die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr schrumpfen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt sank nach bisherigen Erkenntnissen um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. 2022 hatte es noch zu einem Wachstum von 1,8 Prozent gereicht. Für das laufende Jahr erwarten Experten bestenfalls ein leichtes Wachstum, einige gehen sogar von einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung aus.
Ausgebremst wurde die deutsche Konjunktur gleich von mehreren Seiten. Die hohe Inflation dämpfte die Kaufkraft der privaten Haushalte, die sich deshalb mit dem Konsum zurückhielten. Die Europäische Zentralbank (EZB) bekämpft die starke Teuerung mit dem höchsten Zinsniveau ihrer Geschichte. Das bekam die Baubranche besonders zu spüren: Sie erlitt einen Nachfrageeinbruch, da für viele potenzielle Häuslebauer der Traum von den eigenen vier Wänden wegen der teuren Finanzierungskosten platzte.
Den Exporteuren wiederum machte die schwache Weltkonjunktur zu schaffen. Hinzu kommen politische Unsicherheiten - vom russischen Krieg gegen die Ukraine und in Nahost bis hin zu den haushaltspolitischen Turbulenzen in der Bundesregierung. Die Aussichten für das neue Jahr bleiben getrübt.
"Viele Unternehmen sind aufgrund der unklaren Fördersituation verunsichert und halten sich mit Investitionsplänen zurück", sagte die Konjunkturexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Laura Pagenhardt. "Das dürfte sich vor allem im neuen Jahr in schwachen Investitionszahlen niederschlagen." Das DIW rechnet für 2024 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent. Einige Banken-Ökonomen sind pessimistischer, darunter Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: "Für 2024 erwarten wir weiter ein Minus von 0,3 Prozent".
Staatsdefizit wächst
Das vergangene Jahr hinterließ auch im Staatshaushalt seine Spuren, meldet das Statistische Bundesamt. Höhere Zinsausgaben, teure Energiehilfen und die Kosten für das Deutschlandticket drückten diesen in die roten Zahlen. Die Ausgaben von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung überstiegen die Einnahmen um 82,7 Milliarden Euro, heißt es in einer ersten Einschätzung. Das entspricht einem Defizit von 2,0 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Es fällt damit niedriger aus als in den Vorjahren, die von hohen Kosten infolge der Corona-Krise geprägt waren: 2022 lag das Defizit noch bei 2,5 Prozent, 2021 bei 3,6 Prozent, 2020 bei 4,3 Prozent.
Für dieses Jahr rechnen die meisten Experten mit einer sinkenden Neuverschuldung, auch wegen der Sparmaßnahmen des Bundes nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Schuldenbremse. Die hohen Preise und Lohnabschlüsse dürften zudem die Steuereinnahmen steigen lassen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa sagt ein Finanzierungsdefizit von 0,9 Prozent voraus, das 2025 auf 0,7 Prozent fallen soll.
Quelle: ntv.de, tkr/rts